30°C

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Die Spieler standen alle an der Seitenlinie und beobachteten, wie die Rasensprenger den Boden wieder befeuchtete. Es war 30°C, die Sonne brannte erbarmungslos auf sie nieder und doch war die Stimmung beim Training relativ gut und vor allem ausgelassen. Auch wenn jeder ein wenig Angst vor dem Spiel gegen Schweden hatte (schließlich wären sie raus, wenn sie das auch noch verlieren), lachte man allgemein mehr.Und das fand Manu schön. Vielleicht hatte Thommy doch einen guten Riecher was Gruppenaktivitäten anging.

„War dir das gestern unangenehm?"

Julian Draxler zuckte zusammen, sodass er sich an seinem Wasser verschluckte. Etwas verwirrt sah er Leon an. „Was?"

„Der Kuss",stieß der Schalker hervor. „Vielleicht hätte ich dich echt fragen sollen."

Julian verdrehte die Augen. „Ist ja nicht so, als wenn es das erste Mal gewesen wäre."

Als Leon ihn nur anstarrte, spritzte Julian ihm kurzerhand mit seinem Wasser ins Gesicht, sodass sie beiden anfingen lachend miteinander zu rangeln.

°°°

„Du vermisst Bene,oder?"

„Natürlich tue ich das, er ist einer meiner engsten Freunde."

„Bist du deswegen immer so schlecht gelaunt?"

„Ich bin nicht schlecht gelaunt."

„Doch, Mats, das bist du."

„Er ist mein Ruhepol, weißt du? Ich neige zu leichten Ausbrüchen, wenn er nicht bei mir ist."

„Er bringt dich runter."

„Er bringt mich zur Vernunft."

„Du hättest ihn gebraucht, als du gestern Joshua zusammengeschissen hast."

„Ich weiß, Toni,ich weiß. Manchmal frage ich mich, was er sagen würde, wenn er hier wäre, aber das erinnert mich immer nur daran, dass er nicht hier ist und das macht mich traurig."

„Dann gib alles dafür, dass wir den Pott wieder mit nach Hause bringen. Für Bene."

„Für Bene."

°°°

Julian Draxler wusste nicht, wie er hier gelandet war, aber nachdem alle aus der Kabine gegangen waren (er war mal wieder der letzte), sammelte er in Ruhe seine Sachen ein und machte seine Haare. Und dann stand Leon Goretzka vor ihm.

„Leon?", fragte der Pariser verwundert. „Was machst du denn hier?"

„Denkst du manchmal noch an das, was in Sotschi passiert ist?", fragte der Schalker.

Julian biss sich auf die Unterlippe, sah Leon an, sah die großen Augen, die langen Wimpern, die hohen Wangenknochen. Dann zuckte er mit den Schultern.„Wir haben gesagt, dass das eine einmalige Sache war. Von Anfang an."

„Aber trotzdem kann man manchmal daran denken, oder nicht?" Leon zog die Augenbrauen zusammen. Seine Haare waren noch etwas nass, weswegen sie sich noch mehr kringelten als ohnehin schon.

„Kann man",entgegnete Julian, kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Ja, manchmal dachte auch er selbst daran. Und jetzt gerade starrte Leon ihn so intensiv an, dass Julians Magen sich umdrehte. Leon machte einen Schritt auf ihn zu, Julian hielt den Atem an.

„Wir... Ich...",stotterte Leon, sichtlich neben der Spur. „Ich will nur gucken, ob sich was verändert hat, okay? Ob sich was zwischen uns verändert habe, ob -"

„Ob du mehr in mir siehst als einen guten Freund?" Julian zog eine Augenbraue hoch,doch Leon krallte sich nur in sein Shirt und zog ihn zu sich heran,um seine Lippen auf die des Älteren zu legen.

Jogis Jungs und der Pokal - WM-One Shots Where stories live. Discover now