21 Aus Mathildas Perspektive

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Ich spürte, wie der Abend mir wirklich an die Nieren gegangen war. Vielleicht war ich doch noch nicht wieder ganz auf der Höhe beziehungsweise hatte ich meinem Körper mit meinem Sportprogramm heute Vormittag wohl doch etwas überfordert. Das Gespräch mit meinem Nebensitzer empfand ich als sehr anstrengend und dann verbündet sich dieser blöde Typ auch noch mit Marlon. Ich glaube es hätte nicht viel gefehlt und die beiden hätten angefangen zu fachsimpeln. Ich schaute Marlon nach und registrierte, dass er auf dem Weg zur Garderobe, um unsere Jacken zu holen, bei dem Typen halt machte. Sie sprachen kurz miteinander. Marlon zückte sein Handy und tippte irgendetwas hinein.

„Erde an Mathilda!" Ich zuckte zusammen.

„Entschuldige, ich war mit den Gedanken gerade woanders."

„Das kann ich verstehen!" Sie folgte meinem Blick und blieb bei Marlon hängen, der gerade tatsächlich Richtung Garderobe gegangen war.

„Ihr zwei. Ich weiß im Moment nicht ob ich euch beiden einen Gefallen getan habe, indem ich euch verkuppelt habe." Sie schaute mich nachdenklich an. „Dabei war ich mir so sicher!"

„Tja, auch du kannst dich ja mal irren!" Ich lächelte sie an.

„Na komm, so schlimm ist er ja auch nicht."

„Nein, gar nicht schlimm! Das ist ja das Schlimme!" Wir prusteten beide los vor Lachen. Es fühlte sich richtiggehend befreiend an. Sobald eine von uns die andere anschaute, konnten wir nicht umhin wieder in ein Kichern auszubrechen. Marlon kam wieder zu uns und schaute amüsiert auf uns herab, wie wir da halb auf unseren Stühlen saßen.

„Ich glaube ich hole mir noch kurz eine Nachtisch!" Er warf mir einen fragenden Blick zu. Ich schüttelte nur den Kopf, da traf mich Laras Blick erneut und wieder brach eine Lachsalve aus mir hervor. Mittlerweile liefen mir Tränen über den Wangen, mein Augenmakeup hatte sich damit wohl auch verabschiedet. Ich trank einen Schluck Sekt aus Laras Glas um meinen trockenen Mund zu befeuchten. Das tat gut. Marlon kam wieder zu uns und setzte sich auf einen frei gewordenen Platz. Er strich mir mit leichten Druck über die Schultern. Gerade da, wo es wirklich verspannt war. Ach wie gerne würde ich mal wieder so eine tolle, angenehme Massage von ihm erleben.

„Es ist schön dich so Lachen zu sehen!" Er musterte mich mit seinem intensiven Blick und erneut krochen die Schmetterlinge, die sich bisher recht tief in meinem Bauchinneren versteckt hatten, wieder hervor und begannen zaghaft zu flattern.

„Sicher keinen Nachtisch? Der ist echt gut!"

„Ich geh mir auch mal einen holen!" Lara stand auf und ließ uns alleine.

„Probier mal!" Marlon streckte mir den Löffel hin.

„Nein danke! Ich möchte gerade nichts Süßes!"

„Mund auf!" Sagte Marlon mit einem minimal strengeren Unterton. Folgsam, wie ich ja mittlerweile manchmal war öffnete ich den Mund und ließ mich von ihm mit einem wirklich himmlischen Mousse au chocolat füttern. Ich ließ es mir auf der Zunge zergehen.

„Wir fahren nachher zu mir!"Er legte entschlossen seinen Löffel in das von ihm geleerte Schälchen.

„Aber ich möchte nach Hause!" Ich hielt seinem Blick, der sich deutlich intensivierte, stand.

„Du bist ziemlich verspannt. Wie wäre es mit einer schönen warmen Badewanne und im Anschluss einer Massage?" Er schaute mich leicht provozierend an.

„Das ist Bestechung!"

„Stimmt! Aber eine wirksame!"

„Okay, überredet." Er nickte mir zu, nahm seine Hand und fuhr damit wie zufällig zu meiner Halsschlagader. Marlons Finger ruhten einige Sekunden unter meinem Kinn. Dann erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht.

„Dein Puls beschleunigt sich!" Der Tanz der Schmetterlinge in meinem Bauch intensivierte sich noch weiter als er wieder in den Arztmodus, sowohl im Ton seiner Stimme, als auch in seiner Körperhaltung, gewechselt hatte.

Lara trat wieder zu uns."Also im Englischen sagt man so viel wie „get a room!" Sie lächelte uns strahlend an.

Marlon stand auf, küsste sie kurz freundschaftlich auf die Wange und nahm dann unsere Jacken. „Wir sind schon dabei! Einen schönen Abend noch und danke für die Einladung!" Nun war es wohl auch an mir aufzustehen. Ich umarmte Lara fest versprach ihr, dass wir die nächsten Tage telefonieren würden und verließ dann gemeinsam mit Marlon das Restaurant.

Teil 6 - Eine Verkleidung mit Folgen - unbearbeitetWhere stories live. Discover now