28. Kapitel - "Wie schmutzig sind deine Gedanken?"

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„Hi.“
Ihre Stimme ist so leise. Ist sie noch sauer? Ich hoffe, dass sie mich anschreit und mich schlägt. Ich kann alles vertragen, außer Stille.

Ich will nicht, dass Kathy mit geöffnetem Mund vor mir steht und keinen Ton raus bekommt. Ich will wissen, was sie fühlt. Kathy soll mich bestrafen, aber nicht mit Stille.

„Hey. Kann ich rein kommen?“
Kathys Augen weiten sich.
„Ich wüsste nicht, worüber wir noch reden müssten.“, murmelt sie und verlagert ihr Gewicht auf den linken Fuß.

„Über einiges. Fangen wir damit an, dass du mich ignorierst.“
Kathy holt tief Luft und schaut zu Boden.
„Sag mir, wieso.“, bitte ich sie. Kathy sieht wieder auf. Ihre Augen schauen über meine Schultern in die Dunkelheit.
„Ich kann nicht.“, flüstert sie.
Ihre Stimme zittert. Mache ich ihr Angst? Was zur Hölle denkt sie über mich? Denkt sie, dass ich ein Monster bin? Was weiß sie über mich?

„Wieso nicht?“
War Jane etwa auch bei ihr?
„Harry“
Kathys Augen treffen meine. Sie ist so wunderschön. Wieso habe ich das vergessen?

„Du bringst uns beide in Gefahr, wenn du nicht sofort gehst.“
„Gefahr?“
Was zur Hölle ist los? Was ist geschehen, dass alle nur noch Angst haben.
Ich stelle mich in den Türrahmen und hebe meinen Arm. Kathys Augen werden immer größer. Ich lege meine Hand an ihre Wange. Sie zuckt bei der Berührung zusammen und schaut wieder zu Boden. Ihre Wangen glühen. Ihre Haut fühlt sich so weich an. Ich will sie küssen, sie überall berühren, nie wieder von ihr getrennt sein.

„Harry.“, murmelt Kathy und legt ihre Hand über meine.
„Ich kann nicht.“
Ihre Stimme bricht ab. Ihre Augen landen wieder auf meinen. Langsam lasse ich meine Hand wieder sinken.

Als meine Hand sie nicht mehr berührt, fühlt es sich an, als würde etwas in mir sterben. Ich habe Kathy enttäuscht, habe zu wenig um sie gekämpft.

Mein Leben hat sich in wenigen Monaten total auf den Kopf gestellt. Ich bin verliebt in Kathy. Ich kann einfach nicht leugnen, dass diese Augen mich nicht faszinieren und ich mich voll und ganz in ihnen verlieren kann.

„Bitte geh jetzt.“, höre ich sie flüstern.
Ich greife nach ihrer Hand. Meine Haut kribbelt. Ich liebe Kathy. Aber was ist Ms. J? Wem kann ich noch vertrauen? Wer ist Ms. J? Könnte Kathy es sein? Würde sie Jane alles über unseren Chat erzählen?

Ich muss es endlich wissen. Doch wer wird mir die Wahrheit sagen?

„Ich gehe, wenn du nur eine winzige Sache für mich tust.“
Sie wird mich für bescheuert halten, aber das nehme ich in kauf. Ich muss es endlich herausfinden.
„Welche Sache?“
Kathys Augen mustern mich genau.
„Vollende diesen Satz: Aus was auch immer unsere Seelen gemacht sind“
Kathy hebt ihre Augenbrauen hoch. Mein Druck auf ihre Hand verstärkt sich. Flehend schaue ich sie an.
„Bitte.“
Kathy zuckt mit den Schultern. Wenn sie Ms. J ist, muss sie es wissen.
„...sie werden trotzdem sterben?“
Meine Hand löst sich blitzartig von ihrer.
Kathy ist nicht Ms. J. 
„Ich liebe dich.“

Die Worte fallen einfach über meine Lippen. Ich kann sie nicht stoppen. Kathy schaut mich irritiert an. Ihr rechter Mundwinkel bewegt sich ein wenig nach oben und ein Grinsen entsteht auf ihrem Gesicht.
„Du liebst mich?“
Gute Frage. Liebe ich sie? Verdammt ja!

Ich nicke wie wild. Kathy öffnet die Tür ein Stück weiter und tritt zur Seite.
„Komm rein.“
Ist das ihr Ernst? Drei kleine Worte haben sie dazu gebracht, mir zu vergeben?

Ich trete in ihr Haus ein und schließe lautlos die Tür. Kathy nimmt meine Hand und mein ganzer Körper beginnt zu kribbeln. Sie führt mich den Flur entlang zu ihrem Zimmer.

Ich war erst einmal hier gewesen, als Kathy krank war und ich ihr Schokolade und Zeitschriften brachte. Wir hatten uns auf ihr Bett gesessen und geredet, herumgealbert und beinahe geküsst. Ich hatte mir ausgemalt, wie es wäre Kathy als Freundin zu haben. Die Vorstellung war perfekt!

„Komm.“, flüstert sie und bleibt in ihrem Zimmer stehen. Der pinke Teppich verschiebt sich unter meinen Füßen und ich drehe mich zu Kathy um. Sie schließt die Tür und geht zu ihrem Schrank. Sie nimmt eine Weste und zieht sie sich über. Ihre zarten Hände legen sich auf ihre Oberarme, als hätte sie kalt und wolle sich selbst wärmen.

„Setz dich.“
Ich drehe mich zu ihrem großen Bett um und setze mich auf die weiche Matratze. Die Decke riecht nach Kathy, genauso wie das Zimmer nach ihrem Parfum riecht.
Ich will mich in ihrem Duft verlieren. Ich will mich in ihr verlieren.

„Harry, ich bin müde. Wieso kann das Gespräch nicht bis morgen warten?“ Kathy kommt auf das Bett zu.
Vielleicht ist ihre Nähe alles, was ich brauche. Ich fühle mich wohl in ihrer Gegenwart, obwohl ich mich eigentlich schlecht fühlen müsste.

Die Matratze neben mir senkt sich ein wenig. Kathy hat ein Bein unter ihrem Po und die Arme nach hinten gestützt. Ich will sie berühren, ihre weiche Haut spüren, sie überall mit Küsse bedecken.

„Harry? Wieso schaust du mich so an?“
Ich blicke Kathy in die Augen. Sie ist so wunderschön.
„Schmutzige Gedanken.“, murmele ich grinsend. Kathys Wangen erröten.
„Wie schmutzig?“
Ich lache auf und schaue ihr wieder in die Augen.

Ein leichtes Lächeln ziert ihr Gesicht. Ist alles wieder gut zwischen uns? Habe ich das Eis gebrochen? Ich hoffe es sehr, denn desto länger ich sie beobachte, desto heißer wird mir. Ihre Kurven schmiegen sich in die Matratze und machen mich wahnsinnig.

„Wie schmutzig sind deine Gedanken?“, lacht Kathy und zieht sich die Decke über ihren Körper.
Ich lecke mir über die Lippen und schlucke. Was ich mit meiner Zunge alles anstellen könnte. Ich will sie überall schmecken, sie überall riechen, sie überall fühlen.
„Sehr schmutzig.“, erwidere ich und ziehe meine Schuhe aus.

„Kannst du das Licht bitte ausschalten, bevor du über mich herfällst?“
Ich lache leise und stehe vom Bett auf. Was tue ich hier eigentlich? Wieso werde ich gleich mit Kathy schlafen? Sie soll doch meine Freundin sein. Werde ich alles ruinieren, wenn ich zu voreilig bin?
Ich knipse das Licht aus und taste mich im Dunkeln zurück ans Bett. Als ich den Bettkasten mit dem Bein anstoße, falle ich nach vorne über auf die weiche Matratze. Kathy kichert.

Ich liege auf ihren Beinen und lache mich halb tot. Wieso ist mir diese Situation nicht peinlich? Ist Kathy wirklich die Richtige?
Ich verlagere mein Gewicht auf meine Hüften, damit sie mich stärker auf ihren Beinen spürt. Kathy kichert weiter.

„Komm hoch du Spinner.“, lacht sie und greift mit der Hand nach mir. Ich grinse und rutsche mit meinem Körper nach oben. Mein Kopf landet auf einem ihrer großen Kissen. Ich befeuchte meine Lippen wieder, bereit sie zu küssen.

„Harry?“
Ich grummele und warte auf eine Frage. Stattdessen dreht Kathys Körper sich zu mir und ihre Augen funkeln in der Dunkelheit in meine Richtung.
„Was meintest du eben, als du gesagt hast, dass du mich liebst?“
„Was?“
Kathy legt eine Hand auf meine Brust und fährt meine Muskeln auf und ab. Ich atme schwer und halte ihre Hand mit meiner fest.
„Ich habe es so gemeint, wie ich es gesagt habe.“

Kathy nimmt meine Hand von ihrem Körper und beugt sich über mich. Ihre Hand landet neben meinem Kopf.
Ich kann ihren Atem auf meinen Wangen spüren.
„Welche schmutzigen Gedanken hattest du eben im Kopf?“, flüstert sie in mein Ohr. Ich grinse und drehe uns beide.

„Sehr schmutzige.“, hauche ich gegen ihr Halsbeuge und platziere einen zarten Kuss auf ihrer weichen Haut.

Sie ist nicht echt!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt