#6.5

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Um an der ersten Ringkampf-Meisterschaft teilnehmen zu können, musste man 1200 Stunden Training absolviert und ein gewisses Alter erreicht haben. Obwohl Kade und seine Freunde alt genug wären, mussten sie noch einige Trainingseinheiten hinter sich bringen, was sie beschlossen gemeinsam zu tun. So veranstalteten sie regelmäßig Übungskämpfe in der Aufsicht ihrer Trainer.
Vor allem Dale unterstützte sie dabei, da er jede Form des Trainings und der Besserung ihrer Fähigkeiten befürwortete und die Jungs so noch vor den Wettkämpfen die Möglichkeit hatten sich mit jemandem ihrem Niveaus zu messen.
Während im Ring Kades Kumpel Kingsley und Will kämpften, saß er selbst am Rand des Lochs, ließ die Füße baumeln und spielte den dramatisch begeisterten Kommentator für die beiden: „Will rappelt sich nach dem schwachen Schubser wieder auf und lässt King gar nicht erst wieder an sich ran; kommt da noch was von King? – Ich glaube nicht, denn Will legt nochmal richtig los, schnappt King an der Hüfte und – King liegt am Boden!" Kade klatschte kurz und ein Pfiff von Dale beendete den Kampf endgültig. „Schluss für heute Jungs", sagte er mit Klemmbrett und Stift in der Hand, welche er sich eben aus einem Schrank geholt hatte.
„Was?!", beschwerte sich Kingsley stöhnend, während er aufstand. „Aber das waren doch nur drei Stunden oder so?"
„Du hast doch gesagt, wir können bis zu fünf machen", meinte Kade, der Will aus dem Ring half.
„Ja und ja", stimmte Dale zu, „aber ich hab Feierabend"
„Ach komm schon, was wären schon zwei Überstunden?", überlegte Will lachend.
„Wir beide können gern die Nacht hier verbringen und kämpfen, wenn du willst", schlug Dale locker vor.
„Äh... nein danke", lehnte Will ab. Jeder wusste, dass man sich mit Dale besser nicht anlegte, vor allem nicht als elf oder zwölf jähriger.
„Hey, wie viele Stunden haben wir jetzt eigentlich schon?", fragte Kade.
Dale schaute auf sein Klemmbrett und las die Zahlen ab: „Kade 1.087, Kingsley 1.066 und Will hängt mit 1.032 hinterher"
„Oh, Mann...", seufzte Will.
„Wenn du noch aufholen willst, würd ich vielleicht ein paar Überstunden empfehlen", schlug Dale vor, „ihr habt noch gut ein halbes Jahr, da kann sich noch viel tun. Aber für heute ist Schluss" Mit diesen Worten schickte er die Jungs in die Umkleiden.

Je näher sie bei ihrem Rückweg dem Zentrum kamen, desto mehr Leute stießen zu ihnen, die ebenfalls vom Training oder der Arbeit bei den Lagern in den Feierabend gingen. Das Zentrum war im Südwesten angelegt, wie auch alle anderen Arbeitsplätze und Freizeitanlagen, die Wohnviertel bauten sich fächerartig drumherum auf. Die drei Jungs verbrachten ihre Freizeit, wenn nicht beim Training, auf einem der Höfe, worauf sie nun ebenfalls zusteuerten. In einer normalen Stadt hätte man die Fläche als Park bezeichnet, da sie wie ein solcher über Sitzgelegenheiten und einem kleinen Basketballfeld verfügte, doch mit dem steinernen Untergrund und den Felswänden ringsherum konnte man es eher mit dem großen Innenhof eines Gebäudes vergleichen.
Was Kade allerdings an dem Platz am meisten mochte, war, dass es einer der wenigen war, an dem Sonnenlicht ins Erdreich drang. Ein verglastes Loch, welches den Regen abhielt, spendete aus gut 30 Metern Höhe natürliches Licht und tauchte die drei Jungen in diesen Stunden in angenehm warmes gelb-oranges Licht.
„Ich find das Licht am Abend hier immer schön", sagte Kade und setzte sich auf die Lehne der Bank, die er und seine Freunde beansprucht hatten.
„Das Licht? Kade, ernsthaft?", lachte Kingsley und boxte ihm leicht in den Arm, Kade boxte zurück. „Sag ja nicht, du wirst jetzt weich. Das würde Val glaub ich nicht so ansprechend finden", setzte Kingsley fort.
„Wie kommst du jetzt auf Val?", fragte Kade etwas atemlos nach.
„Na, weil du jedes Mal rot wirst, wenn sie erwähnt wird – da, jetzt schon wieder!", zog Kingsley seinen Freund auf.
„Alter, halt die Klappe!", gab Kade zurück und boxte ihn erneut.
„Hey, schau mal!", meinte Will, den Blick nach vorne und nach oben gewandt und stupste Kade an. „Da oben is sie graaaad" Auch er zog Kade gerne wegen dem Mädchen auf.
Alle drei versuchten unauffällig in die selbe Richtung wie Will zu schauen. Dort befand sich ein Weg in der Steinwand, von dem man den Hof gut beobachten konnte und umgekehrt. Der Weg führte zu den Wohnungen der Regierungsmitglieder und deren Familien, die einzigen Leute, die nicht in der fächerartigen Anordnung lebten, zumindest so lange, wie ein Familienmitglied Oberhaupt war. Zur momentanen Oberhauptfamilie zählte auch Val, das Mädchen, das gerade auf dem Nachhauseweg war und Kade und die anderen zu deren Glück nicht bemerkte. Und eigentlich konnte Kade die Neckereien seinen Freunden gar nicht übel nehmen, denn als er Val beim Vorbeigehen aus der Ferne beobachtete, merkte er selbst, wie sein Herz etwas schneller schlug.

an unalike romeo and juliet storyWhere stories live. Discover now