Frohes Neues

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„Wie lange noch?", fragt Steven zum tausendsten Mal und klopft mit seinen Füßen auf das Dach. „Noch 'ne halbe Stunde", antwortet Izzy mit einem Blick auf sein Handy. Es überrascht mich, dass die Zeit so schnell vergangen ist. Glücklicherweise sind auch noch alle auf dem Dach, obwohl schon einige Flaschen leer sind. Mittlerweile hat es begonnen, zu schneien, doch uns macht das wenig. So ziemlich das ganze Essen ist aufgegessen, die Tiere im Umkreis von fünfzehn Kilometern verscheucht, doch der Wald brennt zum Glück noch nicht.

„He Axl, jetzt gib mir mal das Feuerzeug!", verlangt Sebastian.

Ich drehe mich zu Dave und Steve. „Jetzt sagt mal, warum seid ihr hier?" Ich trinke einen Schluck Whiskey und reiche die Flasche an Julia weiter, während ich die beiden Musiker anschaue.

Sebastian will unterdessen nach dem Feuerzeug greifen, das Axl in der Hand hat.

„Ja, jetzt sagt mal", meint auch Julia, „bis jetzt wurden wir ja immer-"

„Nein! Das brauche ich noch!" Axl schiebt Sebastian genervt und wohl etwas zu stark von sich weg, denn dieser verliert das Gleichgewicht. Er rudert wild mit den Armen und mit einem lauten Schrei fällt er vom Dach und landet mit einem Scheppern halb im Schnee, halb auf den Müllsäcken. Mehr als verdutzt starrt Axl von dem Feuerzeug in seiner Hand hinunter zu Sebastian. Alle sind still.

„Ich sehe pinke tanzende Einhörner!", ruft Sebastianmit verwirrter Stimme vom Boden aus, „ihr auch?" Er rappelt sich auf und bekommt direkt meinen Schneeball an den Kopf, sodass er erneut taumelt und wieder in den Schnee plumpst. „Da kannst du liegen bleiben!", rufe ich ihm beleidigt zu und nehme wieder die Whiskeyflasche. „Mann Sebastian!", ruft nun Steven, „Komm wieder hoch, es ist bald Mitternacht!" „Ganz ruhig, wir haben noch eine viertel Stunde", meint Izzy mit einem Blick auf sein Handy. Erneut hat sich Sebastian aufgerappelt, diesmal mit Blick zu mir, da er wohl fürchtet, erneut einen Schneeball an den Kopf zu bekommen. „Ist bei dir alles okay?", fragt ihn Julia, da er sich an der Hütte abstützt. „Etwas schwindelig nur...", erklärt er und klettert dann wieder zu uns hoch.

„Muss ich verstehen, warum du ihn abgeworfen hast?", fragt mich Steve mit einem Grinsen. „Ich hasse Einhörner", antworte ich nur und werfe die mittlerweile leere Flasche zu den Müllsäcken. Noch etwas bedröppelt sitzt Sebastian nun neben Duff und nippt an einer Bierflasche. „Wie lange noch?!", quängelt Steven und wirft Knallerbsen aufs Dach. „Gleich", seufzt Izzy genervt, „Noch zwei Minuten." Steven grinst nun breit und ich beginne zu singen: „The killer's breed or the demon's seed, the glamour, the fortune, the pain. Go to war again, blood is freedom's stain, but don't you pray for my soul anymore. Two minutes to midnight! The hands that threaten doom. Two minutes to midnight! To kill the unborn in the womb." Ich beginne zu lachen und Dave und Steve ebenfalls. „Weil der Text ja auch so gut zur Situation passt", kommentiert Julia meine Gesangseinlage grinsend. „He, noch eine Minute!", informiert uns Izzy und wir beginnen mit einem Countdown. „Zehn, neun, acht...." Axl zündet einen Böller an. „Sieben, sechs, fünf, vier...." Er schmeißt ihn in die Luft. „Drei, zwei, EINS!" Der Böller explodiert und wir alle jubeln. „Frohes Neues!", rufen wir, werfen Böller in die Luft, lachen, stoßen mehrmals an, singen. Wir bleiben so lange auf dem Dach, bis alle durchgefroren sind. Die restlichen leeren Flaschen landen ebenfalls bei den Müllsäcken. Leider hat man kein anderes Feuerwerk sehen können, da sie Bäume alle höher als die Hütte sind. Mit tauben Fingern klettern wir also gegen halb zwei nachts wieder die Leiter hinunter und gehen in die Hütte. Während ich mich umziehe, überlege ich, wann der Geheimvorrat Alkohol wohl aufgebraucht sein wird. „Sagt mal", meldet sich plötzlich Sebastian zu Wort, wo pennen eigentlich die beiden, hm?" Er nickt zu Dave und Steve.

„Ähm...." Julia und ich blicken uns an und überlegen. „Oben auf dem Dachboden war doch noch eine Matratze oder?", sagt Julia mit gerunzelter Stirn. „Ja, stimmt, aber da kann höchstens einer drauf schlafen." Ich blicke zu den Betten. „Ich könnte doch bei Slash schlafen", schlägt Duff vor und streckt sich gemütlich. „Hä was?" Slash reißt sich das Shirt vom Kopf, „Warum das?" „Dann muss niemand auf der Eckbank schlafen", erklärt Duff leichthin. „Das wäre keine schlechte Idee...", stimme ich Duff zu, welcher daraufhin über das Lob grinst. „Ist das in Ordnung, Slash? Ich beiß auch nicht", verspricht er und alle blicken Slash an. Nach kurzem Zögern seufzt er schließlich: „Na gut, aber nur die eine Nacht." „Danke Slash", lächelt Julia und Axl und Steven holen die Matratze vom Dachboden, die sie neben die Couch legen. Dave entscheidet sich für das Bett, Steve nimmt die Matratze mit dem Kommentar, dass er hofft, nicht von den Comics erschlagen zu werden während er schläft. Duff liegt nun bei Slash im Bett und mir fällt es schwer, noch die Augen offen zu halten. Julia macht das Licht aus, alle wünschen sich eine gute Nacht.

„Mal sehen, was dieses Jahr so bringt", flüstere ich Axl ins Ohr und grinse ihn an. „Hoffentlich wieder Handyempfang", flüstert er zurück. Ich kuschele mich an ihn und gähne. Ich verdränge den Gedanken an den Kater am nächsten Morgen und das sicherlich magere Frühstück. Mir fallen die Augen zu und ich gähne nochmals. Das neue Jahr kann beginnen....

Er wird seine Toms noch einmal richtig befestigen müssen, bevor Duff noch an ihnen herumschraubt. Ihm hätte schon längst wieder warm sein sollen, trotzdem zittert er leicht und es will nicht aufhören. „Steven?" Sie dreht sich zu ihm. „Was ist denn?", flüstert er sanft zurück und legt einen Arm um sie. „Was war denn heute Vormittag mit dir los?" Er wird nervös. „Ich- ich hab einfach überreagiert. Ich weiß selbst nicht, warum, aber manchmal ist Axl anstrengend." „Schon gut." Sie dreht sich zu ihm, „Wäre ja dumm, wenn du kein Schlagzeug mehr hättest. Haben du und Duff es wieder hinbekommen?" „Ja, ist zum Glück nur alles halb so schlimm", versichert er ihr, während er Gott für den Themenwechsel danke. „Na dann... Gute Nacht." „Schlaf schön." Er drückt ihr einen Kuss auf die Stirn. Immer noch ist es Nikkis Schuld.

„Rutsch mal", meint er zu ihm. „Was hast du da?", fragt Slash müde und rutscht etwas. Er hat keine Ahnung, wie viel Uhr es ist und er will es auch lieber nicht wissen. „Kekse", antwortet Duff und legt sich neben ihn, „willst du was?" Müde schüttelt Slash den Kopf. Duff zuckt mit den Schultern. Slash beobachtet ihn, wie er die Kekse aufisst, danach dreht er sich zu Slash und kuschelt sich unter die Decke.

„Duff?"

„Was ist denn, Süßer?", fragt der Bassist und grinst mit geschlossenen Augen. „Noch mal danke, dass du mich vor Stevens Flasche gerettet hast... Ich sollte man weniger die Gitarren in den Vordergrund stellen." „Hätte ja niemand wissen können, dass Steven so austickt", meint Duff ruhig, „Außerdem hast du mich heute auch gerettet. Und zwar vor Sebastians Schicksal etwas später, danke." „Schon okay", flüstert Slash, weil ihm nichts Besseres einfällt, als er plötzlich grinsen muss. „Aber Axl hat schon Recht", sagt Slash zu Duff und grinst ihn an. „Wie? Womit hat er recht?", entgegnet dieser verwirrt. „Naja..." Slash dreht sich zu ihm und blickt ihn an, „Du kannst gerade echt nur noch ans Essen denken." „Pah, na und?", entgegnet Duff etwas beleidigt, „Was ist schon dabei, hm?" „Bald kann ich dich nicht mehr so einfach wieder auf's Dach hochziehen. Zumindest nicht, wenn du so weiterfutterst." Er wischt Duff über die Mundwinkel, die etwas mit Schokolade verschmiert sind. „Ach was weißt du schon", brummt der Bassist beleidigt, „ich leg mich doch noch gleich auf die Eckbank." „Nein, schon gut, das war nicht böse gemeint." Slash zieht einen Schmollmund, als wolle er, dass Duff bei ihm bleibt. „Hoff' ich doch", gibt Duff trotzig zurück. „Komm schon, lass uns pennen, ich bin hundemüde, ja?" „Gute Idee", stimmt ihm Duff zu und zieht Slash zu sich. „Schlaf gut, Süßer", meint er und Slash spürt seine Lippen auf seinen eigenen. „Gute Nacht", flüstert Slash im Halbschlaf zurück. Dieser brummt nur und schon sind beide eingschlafen.

Die Hütte im Wald [In Überarbeitung]حيث تعيش القصص. اكتشف الآن