Kapitel 8

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Du suchst dir deine Freunde nicht mit dem Gedanken, wie du bist, sondern mit der Frage, was du an dir schätzt.

Noch immer genervt, aber mit aufgesetzt fröhlicher Miene, verließ Headphones den Klassenraum. Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen?! Frustriert trat sie gegen einen Stein, der belanglos auf dem Sandboden des Schulhofes herumlag. Dumme Idee. Sekunden später hatte sie ihn vergessen und trat direkt auf ihn, worauf er wegrollte und sie dumpf auf dem Boden aufprallte. Das Buch, welches sie beim herausgehen noch mitnahm, purzelte vor ihr zu Boden und die Fledermaus, vor dem Flammenring auf dem schwarzen Einband, sah aus wie eine einzige Staubwolke. „Das war aber elegant, hihi" vor ihr stand ein Stutfohlen in etwa so alt, wie Headphones selbst es war. Sie hatte helles Rosales Fell und etwas kräftiger gefärbte Augen. Ihre blonde Mähne strähnte sich übergehend in ein Rosa, gleich ihrer Augen. Blaue Federspitzen zierten ihre Flügel und neben der pinken Lilie, die sie als Haarspange trug, hatte sie ein kleines Yang-Symbol an ihrer Silberkette hängen. Als Hadphonestar nur mit einem verärgerten Grummeln antwortete, reichte die Fremde ihr einen Huf und half ihr „Vielleicht", hob sie an, „solltest du besser aufpassen, wo du deine Steine hintrittst, hihi, sonst hast du irgendwann etwas mehr, als nur ein Paar blaue Flecke."
Headphones fühlte sich gedemütigt. „Wie ein kaputtes Buch?", gab sie zurück, im versuch selbstsicher zu klingen. Noch immer kichernd lehnte sich sie fremde vor und kam Headphones zuvor, welche gerade nach ihrem Buch greifen wollte. Freundlich sah sie das mattgoldene Stitfohlen und hielt ihr das Buch hin. „Gut, den ersten Eindruck kann ich schon mal vergessen. Darf ich deinen Namen trotzdem erfahren?" „Headphonestar, oder auch nur Headphones, wenn's dir lieber ist", antwortete Headphones, während sie zurückhaltend das Buch an sich nahm und sicher zwischen ihre Flügel legte. Sofort fielen die Augen der Fremden auf den Verband, der um Headphonestars Flügel gewickelt war. „Wie ist das denn passiert?!" Headphones ignorierte ihre Frage und fragte selbst: „Darf ich dann auch wissen, wer du bist?" Verlegen zuckte die Fremde zusammen. „V-Verzeihung, natürlich. Ich bin Angelina!" Ich hab noch nie jemanden gesehen, der mit einem so übertriebenen Lächeln ernst bleiben kann...warte- „Angelina?" „Ja?", gab Angelina etwas unsicher wegen Headphones Unterton wieder. Headphones sah sie vermisst an. „So einen Namen hört man nicht alle Tage." Schnell fügte sie auf Angelinas gekränkten Blich hinzu: „A-also er ist sch-schon schön, a-a-aber halt nichts a-allzu...verbreitetes."
Sofort hellte sich Angelinas Mine auf und sie musste sogar ein weiteres Kichern unterdrücken. „Jemanden wie dich trifft man auch nichts alle Tage." Sie beide brachen in Gelächter aus. Warum? Das wussten sie selbst nicht. Es war, als wäre etwas in sie gefahren und hätte sie dazu gebracht. Nach einer Zeit beruhigten sie sich dann wieder. Sie setzten sich neben einen der Eichenbäume, die über die Wiese auf dem Schulhof verteilt waren und redeten.
Sie redeten über alles mögliche. Headphones war es etwas unangenehm, als Angelina erneut nach ihrem verbundenen Flügel fragte. Unsicher hatte sie ihr erzählt, wie das plötzliche Gewitter aufkam und seine Blitze gezielt auf die Stadt niederregneten, von ihrer Flucht, wie sie verwundet wurde, wie Singlenote ohne sie gegangen ist und wie sie gefunden wurde. Trotz ihrer Unruhe fühlte sie sich erleichtert. Seitdem alles passiert ist, war das wichtigste immer klar und man brauchte nicht noch einmal nachfragen, aber Angeline wusste nichts von alle dem. Bei ihr konnte sie sich all das von der Seele reden, was schon so lange an ihr nagte, ohne dass sie gelangweilt war, die selbe Geschichte mehrmals zu hören. Natürlich hatte Angelina ebenfalls viel erzählt. Normale Probleme, wie sie sie nannte, aber dennoch hörte Headphones wie gefesselt zu. Mit ihrer Ankunft in Canterlot hatte sie mit ihrem früheren Leben abgeschlossen und hat sich von den anderen Fohlen ihres Alters eher fern gehalten. Auch wenn Angelinas Geschichten nicht so spannend Klängen, wie aus einer abgebrannten Stadt zu flüchten und nur durch Glück zu überleben, waren sie dennoch angenehm mit anzuhören. Auch Angelina konnte sich so entlasten und selbst die weniger aufregenden Geschichten, die sie erzählte, gefielen Headphones. War es auch nur, damit Angelina sie sich von der Seele reden konnte. Schon alleine die tiefe Zuneigung, die sie für sie spürte, gab ihr zu wissen, dass auch wenn sie sich erst an diesem Tag kennen gelernt hatten, sie beide sehr gute Freunde werden würden.
Kurz vor Pausenende wechselten sie dann des Thema.
„Ach, ich bin froh, dich getroffen zu haben. Es freut mich, dass du nicht so stur und hochnäsig bist, wie die meisten anderen.", setzte Angelina an und umarmte ihre neu gewonnene Freundin mit ihrem Flügel. Wenn du wüsstest. Sie behielt den Gedanken lieber für sich. Dann setzte auch Headphones an. „Ich bin auch froh, dich getroffen zu haben. Mit dir kann ich reden, ohne Angst, dass du mir übel nachredest und zuhören, ohne Sorge, dass ich vor Langeweile Einschlafe." Wieder verfingen sie sich in einem gemeinsamen Kichern. Dann klingelte die Schulglocke. Oh nein... traurig über das Ende ihrer gemeinsamen Zeit, sahen sie sich an.
„Heute nach der Schule?"
„Heute nach der Schule!"
Mit einer letzten herzlichen Umarmung gingen sie getrennt zu den jeweiligen Eingängen ihrer Klassenräume, in Gedanken noch immer redend miteinander.
Von da an saßen sie öfter zusammen unter der Eiche. Immer wieder redeten sie von ihrem ach so langweiligen Unterricht und was sie ohne einander in der Freizeit taten, von Freunde und Familie und auf Nachfrage des jeweils anderen wiederholten sie alte Geschichten. Bevor sie sich tragen, hatte Headphones bereits vergessen, wie es ist, freiwillig mit jemanden zu reden. Vor allem mit jemanden, der zumindest so tut, als würde es ihn interessieren. Headphones sprach auch oft über ihre liebsten Bücher und kritisierte jene, die ihr weniger gefielen, manchmal auch Fehler in Büchern, die sie sehr gerne las. Angelina war kein großer Fan von Büchern, Malte aber gerne. Auch wenn Headphones es selbst nicht gern tat, hörte sie aufmerksam zu und versuchte mitzumachen, wenn Angelina ihr einige Techniken zeigte und darüber redete. Sie hörten einander gerne reden, aber auch wenn sie mal nicht wussten, worüber sie reden sollten und nur Stille herrschte, hatten sie miteinander eine schöne Zeit. Wen sie nur wüssten, dass sich das bald ändern würde...sie würden es nicht glauben.
„Bis nachher, Angelina!" „Tschüss, Headphones!" Wie immer verabschiedeten die beiden sich fröhlich und freuten sich schon auf ihr nächstes treffen. In der Schülergruppe wuselte sie sich zum Eingang durch. Heute musste sie früher wieder zum Unterricht, damit die Klasse genug Zeit hatte, die neuen Schüler willkommen zu heißen. Headphones war Das ganze so egal, wie ihre Klasse selbst, aber da sie andernfalls Ärger bekommen würde, hielt sie sich an die Regel. Etwas tollpatschig verfing sich sich mit einem Bein in einem Knoten aus Hufen und Beinen von Schülern, die sich alle gleichzeitig durch die enge Tür drängelten und stolperte ungeschickt durch die Gruppe hindurch, bis sie mit jemanden zusammen prallte und zum Stehen kam. „Autsch, pass doch auf, wo du hinläufst!" Headphones rappelte sich verlegen auf. „Entschuldigung, ich-" beide sahen einander an und erstarrten, als ihre Blicke sich trafen. Nachts in ihren qualvollen Träumen sah Headphones noch die blassen rosa Augen, deren stechendes Leuchten ihr nun wieder entgegen blitzte. Singlenote?!

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!!!Bitte beachtet, dass der Charakter Angelina nicht mir, sondern meiner Freundin CristalMagic gehört. Ich habe jediglich ihre Erlaubnis, ihren Charakter für diese Geschichte zu verwenden!!!

Das Lied der Harmonie /Beta/Where stories live. Discover now