Kapitel 12

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Jedes mich so freundliche Wort kann finsteren Intentionen entspringen.

„Das ist nicht fair!", rief Headphones aus. Seit Tagen schon verfolgten sie Unwohlsein Blicke. Und sie war sich sicher, dass Evening Gleam dahinter steckte. Während alle sie wie einen bunten Hund anstarrten, warf sie ihr nur höhnische Blicke zu. Einen Tag zuvor war Angelina nicht zur Schule erschienen. Als Headphones sich deswegen erkundigen wollte, haben ihr ihre Eltern gesagt, dass Angelina krank sei und deshalb nicht zur Schule kam. Headphones hatte eine andere Vermutung. Auch wenn sie immer standhaft und ruhig blieb, konnte es ihr doch nicht egal gewesen sein, dass sie fast durchgehend beobachtet und Getuschels wurde...oder? Leicht konnte Headphones sich daran erinnern, wie ihre Freundin ihr immer sagte, dass es nichts besonderes wäre und bald aufhören würde. Stimmte das? War Headphones wirklich die einzige, die sich davon überwältigt fühlte? Mit jedem Gedanken daran wurde ihr unwohler.
Wie jeden Nachmittag, tappte sie zur alten Bühne und lief die Treppe nach unten zum Holzparkett. Die alten Stufen knarrten mit jedem Schritt. Doch es störte sie nicht. Tatsächlich empfand sie das Geräusch eher als angenehm. Koordiniert stellte sie sich neben die Falltür im Boden, die Sicht den leeren Sitzplätzen entgegen und summte eine vertraute Melodie, die ihr ihre Mutter früher oft sang. Die einzige Erinnerung die sie mit vollkommenen Stolz mit sich führte. Jeden Tag beruhigte sie sie und brachte wieder Ordnung und Harmonie in ihren Verstand. Mit jeder Note verschwamm die finstere Umgebung und erstrahlte in Scheinwerferlichtern und jubelnden Ponys. Das war, was sie sich wünschte.
Anerkennung.
Stand.
Überlegenheit.
Sie wünschte sich, über allem stehen zu können, was ihr schaden kann. Und auch wenn sie tief in ihrem Inneren wusste, dass sie das niemals erreichen würde, träumte sie davon. Ihr Tagtraum wirkte beinahe schon wirklich. Fast meinte sie, dass sie wirklich rufe hörte, Klatschen und Trampeln. Fast meinte sie wirklich, die Lichter vor sich erhellen zu sehen. Fast vergaß sie, dass all das nur ihre eigene Illusion war. Mit den letzten Tönen des Liedes entschwand all das auch wieder. Es war nur noch leer und still. Schatten umgaben sie und ihr einziges Publikum war eine Ratte, die unter den Sitzen nach Futter scharrte. So gefiel es ihr aber auch. Alleine. Keiner konnte ihr etwas vorschreiben, sie zu etwas zwingen. Niemand starrte sie ungläubig an, um darauf hin mit anderen über sie zu reden. Und es gab keine Vorschriften. Kurz noch genoss sie die Stille, die sich ausbreitete.
„Nette Bude." Headphones schreckte unter der Stimme auf. Ein orangener Pelz leuchtete auf der Treppe zwischen den Sitzreihen auf. Evening Gleam kam direkt auf die Bühne zu und sah sie verschlagen an. „Und? Bekomme ich jetzt meine Entschuldigung, oder soll ich sie weiter alles mögliche über dich denken lassen?" Entschuldigung? Wofür das denn? „Ich wüsste nicht, wofür ich mich entschuldigen sollte!", gab Headphones trocken zurück. Vollkommen entrüstet sah sie auf Gleam herab, welches nun auch über einige Stufen zu ihr auf die Bühne stieg. „Nun, ich bin nicht sehr zufrieden damit, wenn sich jemand gegen mich stellt." Obwohl sie ruhig redete, sprach sie mit einem drohenden Unterton. Sie hatte es schon einmal geschafft, sie nach außen zu drängen...und doch... „Warum sollte ich mich dafür entschuldigen, dass ich keine Lust auf deinen Spott hatte?!" Sie sprach ungern ihre Gedanken aus, aber in diesem Moment durchströmte eine Energie ihren Körper, die sie dazu Antrieb, weiterzureden. Ebenso angenehm, wie ihr Schweigen, entschwammen die Worte ihrem Mund mit einer Schärfe, die sie selbst verwunderte. „Wie du meinst", gab Gleam noch immer mit unerklärlicher Ruhe wieder, „Du kennst meine Forderung und ich weiß, dass ich in jedem Fall die Oberhand habe." Unverwandt drehte sie sich wieder zum Ausgang.
Etwas stimmte nicht. Sie konnte nicht einfach nur gekommen sein, um ihr das zu sagen. Und das war auch kein normales Gespräch. Headphones aber, hatte andere Gedanken, die sie störten. Dieses erfreulich Gefühl, das sie dabei verspürte, als sie sich gegen Gleam stellte, klang noch immer in ihr nach. Gedankenverloren starrte sie dem Alihorn hinterher. Für einen Moment wirkte es so, als hätte ihr Spiegelbild vor ihr gestanden. So wollte sie nicht sein, aber es war einfacher. Immer hatte sie sich vorgehalten, dass sie immerzu liebevoll und freundlich sein wollte, aber letztendlich zog sie sich damit immer nur zurück. Nachdenklich setzte sie sich hinter den Vorhängen nieder.

Das Lied der Harmonie /Beta/Donde viven las historias. Descúbrelo ahora