Vier Jahreszeiten

42 4 20
                                    

Winter

Hatte es früher in der Weite geschneit, sah ich eine dunkle Gestalt am Horizont erscheinen. Die einen unbeholfen dastehend präsentierenden Schritte erkannte ich schon aus der Ferne. Sein Lauf war immer träge. Vielleicht verdeutlicht durch die geneigte Haltung und das Wiederspiegeln der Lustlosigkeit in seinen Augen. Meine Hände umklammerten das morsche Holz. Ich merkte nie, dass meine Fingernägel sich bei dem bemitleidenswerten Anblick tief in die Latten reinbohrten und ihre individuell bedeutungsvollen Spuren darauf hinterließen. Es war das Bild eines kleinen Mädchens, dass sich auf einen Stuhl gekauert und mit einem sehnsüchtigen Blick in ihren Augen, tagelang Ausschau hielt. Ihre kleinen Finger lagen seelenruhig auf dem dunklen Rahmen des Fensters. Und kam der Mann reingetreten, brachte der mit ihm herbeigeführter Windzug das lodernde Holz zum Knacken und die Flammen zum unruhig hin und her tanzen. Seine fröstelnde Haltung mit der er seine Mütze abnahm und sie fest in seiner Hand hielt, während er sich vor dem Kamin auftaute, wird wahrscheinlich für immer in meiner Erinnerung huschen. Schließlich drehte er den zu mir gekehrten Rücken um und lächelte breit.



Frühling

Der Morgentau klingelte an unserer Tür. Überall roch es nach Nässe in der Luft. Das Stapfen weckte mich jeden Morgen auf, mit dem Gewissen, dass er unsere Ernte auf dem Beet überprüfte. Meist kam er mit einem Korb unter dem Arm heim, gefüllt mit einigen Köstlichkeiten. Wieder brachte, nur er, mein schwaches Herz zum auflachen. Sein vom Alltag erschöpftes Strahlen war der Schlüssel zu mir. Ein Wegweiser der besonderen Art.
Am Frühstückstisch verschlangen wir still die Rübensuppe, bis das Metall des Löffels auf dem Glasboden schabte. Dann ging ich mit ihm, ich seine Hand umklammernd, in den Garten. Wir begutachteten jeden Tag aufs neue die grün aufblühenden Laubbäume und stapften durch das Rascheln des Windes, und vom ihm lernte ich so das Leben. Bei den noch kälteren Temperaturen gab es Abends eine warme Mahlzeit auf den Tisch, zubereitet, mit dem frisch ausgerupften Gemüse vom Feld. Ein warmes Licht strahlte an den Wänden wieder. Während es draußen immer dunkler wurde, brach hier drinnen ein neuer Tag an. Schließlich verleitete mich die rauchige Stimme nachts beim Aufzählen der sagenumwobenen Legenden in den Schlaf.



Sommer

Reife Äpfel zierten morgens unseren Frühstückstisch. Das saftige Rot wirkte jedes Mal aufs neue ziemlich verlockend meine Gebissspuren darauf zu hinterlassen. Er lachte bei meinen kläglichen Versuchen auf. Manchmal streiften an unserer Hütte, verspielte Vierbeiner vorbei, die eine Mahlzeit mit uns teilten. Von seinem pikanten Schweißgeruch konnte ich mitten in meinem unruhigen Schlaf, wie so oft, durch seine Präsenz, die nötige Sicherheit und Ruhe finden.


Herbst

Schon neigt sich das nächste Kapitel dem Ende hin, denn jetzt kommt langsam die Zeit, in der Vergänglichkeit verkehrt. Die Bäume wirken viel präsenter aus dem Haus, denn es gibt kaum was anderes mehr, wenn man genau hinschaut. Er ist auf dem Feld und verbringt dort seine Zeit. Ich bin zuhause allein. Mir scheint die Stimmung zu düster, ohne das vertraute Licht und die Wärme, um einen rum. Irgendwie fühlt sich in dieser gruseligen Stille alles anders an. Es wird wieder schwieriger ein Lächeln von ihm zu sehen und somit bleibt auch meine Freude nicht mehr lange bestehen. Wir beide schlagen die Zeit uns Tod und hoffen, dass alles schneller vorüberzieht und schwere Tropfen an das Glas hämmern, wie die ausgesperrte Trauer. Ein schwerer Jutebeutel lehnt an der Tür und ich beginne schon zu ahnen. Nun ist es bald soweit, denn ich schicke meine einzige Möglichkeit auf Zweisamkeit allein, um ihn bald wiederzusehen, voller Elan bei der Wiederkehr dieses Lächeln zu erblicken, bis wieder seine Energie ausgeht und in den Süden stapft, um mehr von der Welt zu sehen, seine Sicht mit mir zu teilen und das erworbene Glück mir zu lehren.













Hier ist mal ein bisschen ,,längeres'' Kapitel von mir und ein kläglicher Versuch eine Geschichte anzufangen, dass nun schon wieder geendet ist. Momentan sitze ich an einer Geschichte und dem ersten Kapitel, vielleicht schaffe ich es zehn zu schreiben, aber vielleicht gebe ich auch auf, weil mir meine Idee selbst zu komplex ist, um sie gut zu verfassen. Wer weiß? 🤔

hanokami

 Augenblick Where stories live. Discover now