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Durch das vibrieren meines Handys werde ich wach. Schnell greife ich zu meinem Handy und stelle fest, dass es Tara ist, die mich da mitten in der Nacht anruft. Ich stehe auf und gehe in den vorderen Teil des Busses, damit ich die anderen nicht aufwecke wenn ich telefoniere. Gerade als ich mich hingesetzt habe und mein Handy anschalte, ruft Tara auch schon wieder an.

"Tara?", frage ich verschlafen in den Hörer.

"Phil, alles gut bei dir?"

"Ja, aber was ist los? Warum rufst du mich mitten in der Nacht an?"

"Du wirst es nicht glauben, aber Max und ich hatten gestern Abend ein Date und ich bin jetzt erst nach Hause gekommen.", quietscht sie mir ins Ohr.

"Du meinst echt 'den Max'?", frage ich verblüfft noch einmal nach.

Max ist nämlich der heißeste Junge an unserer Schule und Tara schwärmt schon seid Jahren von ihm. Ich muss zugeben, dass er wirklich ein Traumprinz ist, aber so gar nicht mein Typ. Ich könnte mir nicht vorstellen mein Leben mit ihm zu verbringen, aber er ist genau Taras Typ und ich freue mich sehr für sie, dass sie mit ihm aus gewesen ist.

"Jaaa! Es war der Wahnsinn."

"Was habt ihr denn gemacht?"

"Zu erst waren wir im Park und haben uns da etwas auf eine Bank gesetzt und geredet. Danach sind wir noch zum Italiener gegangen und auf eine Hausparty von einem Freund von Max. Es war wirklich schön."

"Oh Tara, ich freue mich total für dich. Ihr habt dann echt viel Zeit mit einander verbracht. Ist er so, wie du ihn dir vorgestellt hast?"

"Nein, er ist viel besser als in meinen Vorstellungen. Er ist ein Traum.", Tara schwebt eindeutig auf Wolke 7.

"Du bist total verknallt!"

"Fällt das so auf?", fragt sie schüchtern.

"Ein wenig, aber das ist doch schön. Hat er auch gezeigt, dass er dich auch mag?"

"Naja, er hat seinen Arm auf der Party um mich gelegt, aber das vielleicht auch nur, damit ich nicht verloren gehe."

"Er passt wenigstens auf dich auf. Ach Tara, ich freue mich echt riesig für dich. Wann trefft ihr euch wieder?"

"Übermorgen holt er mich nach der Arbeit ab. Ich weiß nur noch nicht genau, was wir machen."

"Du musst mir dann unbedingt alles erzählen.", kicher ich.

"Ja, das werde ich machen. Tut mir leid, dass ich dich aufgeweckt habe.", anscheinend hat sie erst jetzt gemerkt, dass es mitten in der Nacht ist.

"Das macht doch nicht. Hattest doch einen wichtigen Grund, über den wir reden mussten."

"Du bist echt die Beste Phil. Ich vermisse dich ganz schön. Die andern sind zwar auch toll, aber die sind nun einmal nicht so wie du."

"Ich vermisse dich auch schon so sehr. Wir müssen ab und zu mal telefonieren und uns auf dem laufenden halten."

"Ja unbedingt! Wie läuft es mit den Jungs?"

"Sehr gut. Alles sind total nett und haben mich auch gleich mit in die Gruppe aufgenommen. Es macht hier wirklich Spaß.", erkläre ich begeistert.

"Ich hätte so gern mit dir getauscht, aber jetzt ist das mit Max passiert, also möchte ich nicht mehr tauschen."

Ich muss lachen: "Du bist der ehrlichste Mensch den ich kenne."

"Ich weiß. Ich muss es leider noch einmal sagen. Ich wünschte du wärst hier und ich könnte dir es persönlich sagen. Ich vermisse dich so so sehr."

"Ich vermisse dich auch so sehr.", ich merke, das mir fast die Tränen kommen.

"Wen vermisst du? Philine, was ist los?", ich schrecke zusammen, als ich eine andere Stimme höre als die von Tara.

"Philine alles gut?", meint Tara.

"Ja Tara, alles gut. Es ist nur Louis der gerade aufgewacht ist. Wir hören später wieder voneinander."

"Ja. Viel Spaß noch."

"Wünsche ich dir auch.", ich nehme mein Handy vom Ohr und lege auf.

"Habe ich dich geweckt?"

"Nein, ich muss mal wohin und dann habe ich dich hier reden gehört. Ich dachte du führst ein Selbstgespräch. Hätte ich gewusst, dass du am Telefon bist, dann hätte ich dich nicht einfach angesprochen.", sagt er und blickt mich von oben herab an.

"Kein Problem Louis. Es war nur meine beste Freundin. Sie hat mich angerufen, weil sie mit jemandem reden wollte.", ich schaue ihn nicht länger an, sondern auf den Boden, damit er meine aufsteigenden Tränen nicht sehen kann.

"Du vermisst deine Familie und Freunde nicht wahr?"

Ich nicke ihm nur zu und er geht vor mir in die Hocke und schiebt vorsichtig mit seiner Handy meinen Kopf mach oben, damit ich ihm in die Augen schaue. Ich wehre mich nicht dagegen, sondern bin erleichtert, dass er da ist. Er nickt mir zu, nimmt meine Hand und zusammen verlassen wir den Bus und gehen in die Tankstelle rein. Zum Glück habe ich einigermaßen normale Kleidung an, sonst wäre mir das alles sehr peinlich. Vor den Klos lässt Louis erst meine Hand los. Natürlich ist er schneller und wartet brav vor den Damentoiletten. Wieder nimmt er mich an der Hand und führt mich zur Theke, damit wir uns was zu essen aussuchen können. An einen Tisch bekommt jeder von uns einen Kaffee und ein Croissant geliefert. Vorsichtig trinke ich einen Schluck und verbrenne mir meine Zunge.

"Bisschen ungeduldig oder?", fragt Louis.

"Naja, eigentlich warte ich immer."

"Soll ich dir ein Wasser holen?"

"Nein danke, alles gut.", lehne ich dankend ab.

"Die anderen dürften auch bald aufwachen. Wir müssen weiter fahren, wenn wir noch einmal vor dem Konzert üben wollen."

"Das heißt dann für uns abwarten und Kaffee trinken bis die anderen kommen. Die müssen sicher auch noch für kleine Sänger und unser Klo geht immer noch nicht.", versuche ich unsere Unterhaltung etwas zu lockern.

"Du sagst es. Ich denke der Kaffee ist jetzt schon leichter zu trinken.", er hebt seine Tasse und trinkt einen Schluck.

"Sieht so aus als hättest du dir den Mund nicht verbrannt. Dann werde ich das jetzt auch mal probieren."

"Du verziehst dein Gesicht nicht, also passt dir der Kaffee auch."

"Du kannst gerne öfter lachen. Du hast ein schönes lachen und ich will dir hier keine Tipps geben, das ist nur eine Feststellung."

"Dann nehme ich mir deine Feststellung zu Herzen und werde öfter lachen."

"Das ist schön. Am Anfang dachte ich du magst much nicht, weil du mit mir und den anderen kaum geredet hast."

"Am Anfang mochte ich dich auch nicht. Du bist in unsere Jungsgruppe gekommen und ich dachte das sich dann alles nur noch um dich dreht, aber du bist kein typisches Mädchen und deshalb passt du perfekt zu uns. Ich brauche auch immer ein wenig Zeit, bis ich jemanden akzeptiert habe."

"Das freut mich.", sage ich lachen und erleichtert und beiße in mein Croissant.

Forgotten SisterМесто, где живут истории. Откройте их для себя