2.

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Meine Finger sind starr vor Kälte, als ich aufwache. Sie fühlen sich an wie ein Eisklotz.
Schläfrig strecke ich meine Glieder. Im Raum ist es ein wenig heller als gestern Nacht, woraus ich schließe, dass es später morgen oder Vormittag ist.
Vorsichtig betaste ich meine Nase. Etwas getrocknetes Blut bröckelt auf den Boden, Schmerzen habe ich jedoch keine mehr.
Ich lasse die dünne Decke von meinen Schultern gleiten und lege sie ordentlich in der ecke zusammen. Zum Frühstück gönne ich mir einige schlucke eiskaltes Wasser und einen kleinen Teil des Brotes.
Gerade als ich den letzten bissen heruntergeschluckt hatte, hörte ich das vertraute Geräusch eines Schlüssels, der ins Schloss gerammt wurde. Prompt blieb mir der letzte Brocken im Hals stecken und ich begann zu husten.
Als ich wieder aufsehe, kann ich die Silhouette des Mannes gegen das Licht erkennen. Bewegungslos bleibe ich sitzen, auch als er bedrohlich nahe kommt.
Er packt mich hart am Kragen und zwingt mich auf die Beine. Ich muss leicht würgen.
"Mach dich fertig. Wir gehen raus."
Trotz des mürrischen Tonfalls macht sich Freude in mir breit. Ich werde die sonne sehen.
Unsanft schiebt der Mann mich aus den dunklen Raum. Er stößt mich ins Bad. "Beeil dich.", befiehlt er mir.
Der kleine Raum ist lichtdurchflutet und mit blauen Kacheln geschmückt.
Ich sehe in den runden Spiegel, der über den Waschbecken hängt.
Stumpfe Haare und ein abgemagertes Gesicht starren mir entgegen. Nur meine goldenen Augen leuchten fortan weiter.
Hastig wasche ich das letzte Blut von der Nase. Der Pulli hängt wie ein Sack von mir herab, die Hose schlabbert mir um die Beine. Aber was solls. Jetzt geht es nach draußen.
Aufgeregt gehe ich aus den Bad. Er wartet schon. "Endlich.", murrt er.
Ich bin zappelig, als er die Tür öffnet. Bis er mir eine scheuert. "Ruhig." Warnt er mich.
Auf der Stelle stehe ich still.
Mit einen mal strömt mir die kühle Luft entgegen. Meine Lungen füllen sich mit der frischen Luft. Verstohlen blickt er nach links und rechts. Ich genieße diese kurzen Sekunden der Freiheit. Der Boden unter meinen nackten Füßen ist eisig, aber die Sonne wärmt mich.
Da sind diese wenigen Sekunden verstrichen. Grob werde ich am Nacken gepackt und mein Kopf nach unten gezwungen. Als ich leise aufschreie drückt er nur fester zu. Bestimmt bugsiert er mich zu seinen Kleintransporter. Wie eine Ladung werde ich in den Kofferraum geschmissen.
Und da bin ich wieder in einen kleinen düsteren Raum. Der Motor erwacht unter mir brummend zum Leben. Der Wagen beginnt sich in Bewegung zu setzten.
Während der Fahrt werde ich immer wieder unsanft von der einen Seite zur anderen geschmissen. Ich kann gar nicht abschätzen, wie lange wir fahren. Etwas mehr als zehn Minuten, wahrscheinlich, aber es kommt mir vor wie eine Ewigkeit.
Endlich erstarrt der Motor. Die beiden Türen werden mit einen Ruck aufgerissen.
"Rauskommen.", befiehlt er mir. Eingeschüchtert krieche ich in Richtung Licht. Er packt mich am Arm. Schmerzhaft Lande ich auf den Asphalt. Meine Knie brennen, als ich wieder aufstehe. Zum ersten mal sehe ich, wo ich bin. Eine Bar. Oder eher... Ein Bordell?

Der Raum (Auf Streife/die Spezialisten)Where stories live. Discover now