9.

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Unsanft werde ich aus den Schlaf gerüttelt. Buchstäblich. Robin rüttelt mich und Phil an der Schulter.
"Ey! Aufwachen!" Als ich die Panik und die Furcht aus seiner zitternden stimme heraushöre, bin ich auf der Stelle hellwach.
Auch Phil rappelt sich hastig auf. Sofort vermisse ich seine Wärme.
"Was ist los?", fragt Phil ihn.
"Franco.", stammelt Robin. "Er ist weg."
Eine kurze Stille entsteht, in der wir alle in den Raum umherblicken, als würden wir hoffen, dass wir Franco zusammengerollt und ruhig schlafend in irgendeiner ecke finden würden. Nur Paul liegt noch seelig schlummernd in den Raum. Aber tatsächlich: Franco ist weg.
"Franco?!" Mein Ruf hallt von den kalten Steinwänden wieder. Niemand antwortet.
"Wo ist er?", stellt Robin die völlig sinnlose Frage.
Wir wissen es alle nicht.
"Oh.", tönt es von der Seite. Phils Blick zuckt verwirrt durch den Raum. "Die Flaschen sind weg."
Nachdenklich zieht Robin seine Augenbrauen zusammen. "Und der Pisskanister auch."
Wir werfen uns alle unruhige Blicke zu.
Die Tatsache , dass Franco weg ist, legt nahe, dass der Mann ihn im Schlaf überrumpelt hat. Und wir wissen alle, in welchen Zustand ich zurück kam.
Einerseits kann es bedeuten, dass wir wieder Nahrung bekommen, aber zu welchen Preis, ist die Frage.
"Was machen wir jetzt?" Die beiden sehen mich erwartungsvoll an.
Doch ich kann nur resigniert mit den Schultern zucken.
"Ich weiß es nicht. Ich glaube, wir müssen einfach... abwarten."
Aufgebracht fährt Robin sich durch die Haare. "Verdammt, wo sind wir nur gelandet?!"
Kraftlos sackt er in sich zusammen. Wie ein Häufchen Elend kauert er auf den Boden. Unentschlossen sehen Phil und Ich uns an.
Letztendlich setzten wir uns ihn gegenüber.
"Rob? Alles Okay?", gähnt eine verschlafene Stimme. Paul. Anscheinend hat er von all den Trubel nichts mitbekommen. Irritiert mustert er unsere kleine Versammlung.
"Wo ist Franco?"
Phil seufzt auf, deutet Paul mit einer Handbewegung sich zu uns zu gesellen.
"Franco und die Flaschen und der Pisskanister sind weg. Keine Ahnung wohin oder wann. Jetzt warten wir.", fasst Robin für seinen Kollegen zusammen.
Dieser gibt nur ein ersticktes "Oh." von sich, dann sieht er ebenso wie wir betreten zu Boden.
Die Anspannung in der Luft ist beinahe greifbar. Mein eigener Blick ist starr auf den Boden gerichtet, während mir alle möglichen Szenarien, die Franco gerade durchmachen könnte, während wir regungslos in den Raum hocken, durch den Kopf gehen.
Nach Halt suchend tastet meine Hand über den kahlen Boden. Endlich findet sie Phils Hand, die sich sanft mit meiner verschränkt. Dankbar lächelnd sehe ich zu ihn auf. Mit meinen Mund forme ich ein lautloses "Danke.", das ihn zum grinsen bringt.
Urplötzlich knarren über und die Dielen. Wir alle heben ruckartig den Kopf, stieren nach oben, als könnten wir durch die Decke hindurch sehen.
"Habt ihr das gehört?", haucht Paul.
Stumm nicke  wir.
"Was war das?"
"Keine Ahnung", flüstert Phil.
Es knarrt wieder. Ich halte die Luft an. Obwohl es nur ein leises knarren ist, hoffe ich, dass es ein Lebenszeichen von Franco sein könnte.
Vor Anspannung zerdrücke ich beinahe Phils Hand. Ihn macht es nichts aus, er sitzt ebenfalls zum zerreißen angespannt.
Aber es bleibt still. Gespenstisch still.

Der Raum (Auf Streife/die Spezialisten)Where stories live. Discover now