Zufrieden vergrabe ich mein Gesicht in Phils Halsbeuge und streichel ihn durch die lockigen Haare. Er riecht wunderbar frisch, vielleicht etwas nach Vanille. Auch sein Bart ist verschwunden, auch wenn einige kleine Stoppeln über meinen Hals kratzen.
"Was ist eigenen genau passiert?", nuschel ich in seinen Hals hinein.
Wiederwillig löst Phil sich von mir. "Ich selbst weiß es nicht genau. Paul, Robin, Franco und ich sind die gesamte Strecke bis zu den nächsten Haus gesprintet, von dort aus haben wir sofort Hilfe geholt. Alle von uns wurden erst mal hierher gebracht. Als ich dann zu hause war, kam der Anruf, dass wir dich jetzt besuchen können." Vielsagend wedelt er mit den Armen herum. "Tja... Hier sind wir."
"Warte... 'wir'?"
"Klar. Der ganze Haufen. Die kannst mit nicht glauben, wie viel wir uns um dich gesorgt haben..."
"Wie geht es ihnen? Wo sind sie?", falle ich ihn aufgeregt ins Wort.
"Vor der Tür. Ich habe sie gebeten kurz zu warten. Wenigstens kurz wollte ich allein mit dir sein."
"Holen wir sie rein?" Obwohl ich mich äußerst vorsichtig hochstemme, rast ein scharfer Schmerz durch meinen Kopf. "Au." Schnaufend lasse ich mich zurücksinken.
"Gehirnerschütterung. Bettruhe." Betont streng stemmt er die Fäuste in die Hüfte.
"Ich hole sie dann mal."
Lächelnd verfolge ich mit meinen Augen, wie Phil gemächlicher zur Tür schlendert. Kaum hat er sie geöffnet, strömt auf h der Rest der Bande in das Zimmer.
"Alles Okay bei euch?", frage ich sie sofort.
"Das müssten wir dich eigentlich fragen.", grinst Franco. "Immerhin liegen wir nicht im Krankenhaus. Bei uns konnten sie nur etwas an Magelernährung feststellen, nichts was man durch ein paar ordentliche Mahlzeiten nicht ungeschehen machen kann."
Ein verhaltenes Klopfen unterbricht ihn. Verwundert ziehe ich die Augenbrauen zusammen.
Bittend sehe ich zu Phil auf. "Kannst du...?"
Er nickt kurz, bevor er die Tür öffnet. Aus den Augenwinkeln sehe ich kurz seinen verwunderten Blick.
Eine junge und schmale Frau betritt den Raum. Mit ihren hellbraunen Haaren und den blauen Augen ist sie durchaus hübsch. Natürlich vermute ich, dass die Frau Robins Schwarm ist, Sicherheit bekomme ich jedoch durch den verträumten Blick des Polizisten.
"Ähm... Hi.", schüchtern lächelnd sieht sie in die Runde. "Wenn ich störe..."
"Nein, nein. Schon gut.", versichere ich ihr.
Nervös räuspert sie sich. "Ich bin Hanna Becker, Polizistin." Unsicher macht sie eine Pause. Sie will mir irgendwas sagen, traut sich aber nicht. Das sieht man ihr an.
"Ist schon Ok.", versuche ich sie zu beruhigen. "Sag einfach, was du sagen willst."
"Ich habe ihn erschossen.", platzt es aus ihr heraus. "Deinen Vater. Ich habe geschossen. Und jetzt ist er tot. Ich... Ich habe ihn umgebracht." Ihre klaren Augen füllen sich mit Tränen, die sie jedoch tapfer zurückhält.
"Komm. Wir gehen kurz raus." Fürsorglich legt Robin seiner Kollegin den Arm um die Schultern und bugsiert sie sanft nach draußen.
In die Stille hinein puste ich alle Luft aus meiner Lunge. Es trifft mich härter als es sollte. Immerhin habe ich wegen diesen Mann mein leben in einen düsteren Raum verbracht. Andererseits...
"Ist alles in Ordnung?" Besorgt legt Phil seine warmen Hände über meine zitternden Hände.
"Ich glaube schon. Ach... Ich weiß nicht. Einerseits war er ein schrecklicher Mensch, ein Mörder. Aber andererseits... Er war mein Vater."

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Der Raum (Auf Streife/die Spezialisten)
FanficSie ist allein. In einen Raum. Einen leeren Raum. Ein anderer hält sie wie ein Tier. Gefangen in den Raum. Doch da stolpern vier Personen in ihr Leben, in ihren Raum, und plötzlich bekommt sie Sehnsucht nach Freiheit.