Kapitel 9 Vorbereitungen

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Ich sah bereits meine Ende kommen als sich die Tür neben mir öffnete und ich in die Arena gezogen wurde. Meine Beine waren so wackelig, dass sie unter mir nachgaben. Hart traf ich auf den Boden auf. Hinter mir hörte ich Getrommel. Zum Glück war die Tür stabil. Ich zitterte am ganzen Körper. Warme Arme legten sich um mich. Es war nicht nur ein Paar. „Sag mal seid ihr bescheuert?! Wie könnt ihr sie in so einer Situation einfach draußen stehen lassen?", hörte ich Jin fauchen. Er hörte sich richtig wütend an. „Wir dachten sie sei ein Fan.", murmelte eine, mir unbekannte, Stimme. „Ohne sie wären wir nicht hier!", knurrte Yoongi, direkt neben meinem Ohr. Tränen liefen mir über das Gesicht, vor Erleichterung, und auch vor Angst. „Shhh, schon gut." Das war Namjoon, der mir beruhigend über den Rücken strich. „Kannst du aufstehen?", fragte Jungkook besorgt. Ich nickte und hielt mich an einer Hand fest um mich hochzuziehen, doch meine Beine gaben unter mir nach. Verdammt! Ich fluchte auf deutsch. „Nicht so schlimm. Alles gut.", hörte ich Jin. „Kookie auf die Knie. Du trägst sie nach hinten." Ohne Widerworte hockte sich Jungkook, mit dem Rücken zu mir, vor mich. Ich klammerte mich an seinen Schultern fest. Kurz darauf spürte ich wie seine Hände sich um meine Oberschenkel schlangen und er mich mit hochzog. „Tut mir leid falls ich zu schwer bin.", murmelte ich in seine Kleidung. „Ach Quatsch! Leicht wie eine Feder. Auf jeden Fall leichter als Yoongi." Er drehte mir das Gesicht zu und zwinkerte mich an. Jemand hing mir etwas um den Hals. „Dein Backstage- Pass. Jetzt gehörst du zu uns und es kann nicht mehr zu so einer Situation, wie gerade, kommen.", sagte Namjoon. Er lächelte mich aufmunternd an. Doch mir war das ganze einfach nur peinlich. Normalerweise hielt ich Stress ganz gut aus, nur hatte mich der Anblick der vielen Leute, die auf mich zustürmten, echt traumatisiert. Ich verschränkte meine Arme, von hinten, vor Jungkooks Brust, während er mich durch die Gänge trug. So zu reisen war eigentlich ganz angenehm. In diesem Moment verstand ich auch Yoongi. Mein Körper entschied sich zur Entspannung. Ich atmete tief aus. „Geht es wieder?", fragte mein Träger. Ich nickte nur. „Sehr gut."

„Aber nicht loslassen!" Reflexartig klammerte ich mich an ihn. Als Antwort bekam ich ein Lachen. „Keine Sorge, noch sind wir nicht da."

„Endlich bist du mit uns mal auf einer Augenhöhe.", neckte mich Yoongi neben mir. „Als ob du so viel größer wärst, Zwerg." Ich streckte ihm die Zunge raus. „Ich ziehe dich nicht mehr rein!", drohte er. „Dann rette ich dich nicht mehr vor liebestollen, notgeilen Fans." Wir lieferten uns ein Blickduell, das dadurch unterbrochen wurde, dass Jungkook mich runter ließ. Ich wollte schon protestieren, als mein Blick auf einen Mann im Anzug viel. Es musste einer der Manager sein. Sofort verbeugten sich alle Jungs und murmelten Entschuldigungen. Ich machte ebenfalls einen leichten Knicks. „Was fällt euch nur ein! Ab in die Maske mit euch. Den Rest regeln wir später.", schimpfte er. Die Jungs verschwanden. Tae zwinkerte mir kurz zu, bevor er die Tür hinter sich schloss. Der Asiate, vor mir, stieß einen tiefen Seufzer aus. „Manchmal weiß ich echt nicht weiter.", murmelte er. Dann schien er zu bemerken, dass ich noch da stand. „Tut mir leid für mein ausfälliges Verhalten. Ich bin ein Manager der Band BTS, Sejin. Wie heißt du?" Etwas unsicher trat ich einen Schritt auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen. „Katy.", stellte ich mich kurz vor. Der Mann ergriff meine Hand und schüttelte sie herzlich. „Du bist das Mädchen, das die Jungs eingesammelt und schließlich sicher hierher gebracht hat, nehme ich an?" Ich nickte, verwirrt darüber, woher er das wusste. „Oh, in den sozialen Netzwerken hat es sich schnell rum gesprochen, dass BTS über die Stadt verteilt ist. Es gibt viele Bilder, auf denen du zu sehen bist. Einige Fans waren nicht begeistert davon, dass du ihre Idole einfach von ihnen weg ziehst." Er lächelte mich an. Ich wurde rot. „Es tut mir so leid, falls ich etwas falsch gemacht haben sollte. Sie können ruhig mir die Schuld in die Schuhe schieben, falls ich dem Image der Gruppe geschadet habe. Es ist nur...", plapperte ich schnell. Sejin hob abwehrend die Hände. „Alles gut. Ich weiß wie das ist. Ich habe die Jungs schon oft vor ziemlich leidenschaftlichen Fans abgeschirmt. Ich nehme dir das nicht übel. Ganz im Gegenteil. Du weißt gar nicht wie dankbar ich dir dafür bin, dass du so gehandelt, und den Jungs geholfen hast. Wir hatten schon Sorge, da die Jungs auch ihre Handys nicht mit genommen hatten." Erfreut über das Lob wurde ich leicht verlegen und schaute zu Boden. „Naja, es ging ja schließlich auch darum, dass ich die Gruppe heute Abend sehen wollte. Was hätte ich denn anderes tun sollen? Ich hätte es nicht ertragen zu wissen, dass ich vielen Mädchen, vielleicht, die Chance nehme ihre Idole zu bewundern." Bescheiden zuckte ich mit den Schultern. „Das war sehr reif von dir. Komm, wir müssen noch einiges klären, bevor das Konzert anfängt. Ich will das nur ungern hier auf dem Gang machen." Zustimmend nickte ich. Der Manager steuerte die Tür an, durch die die Jungs vorhin auch schon verschwunden waren. Mit einer Hand auf der Klinke drehte er sich zu mir um. „Es ist doch okay wenn wir koreanisch sprechen, oder? Wie ich schon mitbekommen habe sind deine Kenntnisse ausgezeichnet." Wieder nickte ich. „Ja, klar. So viel koreanisch wie heute werde ich wahrscheinlich mein restliches Leben nicht mehr sprechen."

„Sag niemals nie." Mit einem schelmischen Funkeln in den Augen drückte er die Klinke hinunter. Was sollte diese Andeutung?

„Nebenbei, wie alt bist du eigentlich?", fragte Sejin mich, während wir an den Jungs, die bereits von Crew-Mitarbeitern umzingelt, auf Stühlen saßen, vorbei gingen. „16, erst seit Kurzem." Ich sah sie an, jeden Einzelnen. Im Gegenteil zu ihnen sah ich aus wie Aschenputtel. „Hey, Sejin, kann Katy nicht auch etwas hübsch gemacht werden. Sie hat sich das verdient nachdem wir sie den ganzen Tag so gestresst haben.", bat Namjoon. Der Manager nickte und deutete auf einen Stuhl, auf dem ich Platz nahm. Sofort richteten zwei Frauen ihre gesamte Aufmerksamkeit auf mich. „Still halten.", wies mich eine an. Der Manager zog sich ebenfalls einen Stuhl heran. „Na dann erzähl mir doch mal die Kurzfassung." Das tat ich auch. Zwischendurch verschwanden die Jungs, ich vermutete um sich umzukleiden. Ich traute mich nicht auf mein Handy nach der Uhrzeit zu schauen, aus Angst unhöflich zu wirken. Sejin hörte mir aufmerksam zu, ohne mich zu unterbrechen. Am Ende waren auch die Stylisten fertig. Ich riskierte einen Blick in den Spiegel und traute meinen Augen nicht. Sie hatten nicht viel getan, aber ich sah trotzdem aus wie ein Star. Schnell bedankte ich mich bei ihnen, woraufhin sie mir ein leichtes Lächeln schenkten. Meine sonst so langen, widerspenstigen Haare hatten sie, zu einem ordentlichen Knoten, hochgesteckt. „Wie ich sehe gefällt es dir was sie gemacht haben." Eifrig nickte ich. Im nächsten Moment zog Sejin ein Portemonnaie hervor. „Das ist das Geld, das dich die Jungs heute gekostet haben und eine Aufwandsentschädigung.", sagte er und reichte mir ein paar Scheine. Mein Mund wurde trocken. So viel Geld. „Das ist nicht notwendig, ehrlich. Ich werde meinen Mund halten und mit niemandem über diese Sache reden. Dafür brauchen..."

„Doch, das ist eine Frage des Anstands und wenn du vernünftig bist nimmst du jetzt das Geld und genießt deinen Abend.", sagte er, in einem etwas strengeren Ton. Unsicher nahm ich die Geldscheine und steckte sie mir ein. Er hielt mir auch noch einen Zettel unter die Nase. Keine Ahnung wo er den so schnell hergezogen hatte. Es handelte sich um eine Verschwiegenheitserklärung. Nachdem ich sie mir kurz durchgelesen und unterzeichnet hatte stand ich auf.

Lachend und mit viel Getöse betraten die Jungs den Raum. Sie sahen in ihren Outfits einfach unglaublich aus. Für einen Moment blieb mir der Mund offen stehen. „Ja, oder?", sagte Jungkook und wackelte mit den Augenbrauen. Sejin trat an meine Seite. „Los, ihr habt noch eine Viertel Stunde. Es bleibt keine Zeit mehr zum reden." Er wandte sich an mich. „Es tut mir leid dich jetzt einfach rausschmeißen zu müssen. Ich hoffe du hast Verständnis dafür. Man wird dich auf deinen Platz bringen." Dabei deutete er auf meinen Backstage-Pass. „Es war mir eine Freude dich kennen gelernt zu haben. Vielen Dank, noch einmal." Er begleitete mich zur Tür. Als ich jedoch an Tae vorbeikam packte er mich am Arm und beugte sich zu mir herunter. „Komm nach dem Konzert unbedingt nochmal zu uns, ja? Dann können wir uns ordentlich bedanken und verabschieden.", sagte er mir so leise, dass sich seine Stimme rau anhörte. Ein angenehmer Schauer durchfuhr meinen Körper. Er hatte es so leise gesagt, dass der Manager, der mir inzwischen die Tür aufhielt, es nicht gehört hatte. Unvermittelt drückte er mir noch einen Kuss auf die Wange bevor er mich losließ. Ich sah nicht zurück, damit sie mein tomatenrotes Gesicht nicht sahen. Ich hätte mich schlagen können, für meine Schüchternheit. Zwei Sicherheits-Leute begleiteten mich. Sie setzten mich in der ersten Reihe ab, direkt hinter den Absperrzäunen und wünschten mir einen schönen Abend, was ich erwiderte. Zuvor hatten sie noch mein Gepäck durchsucht und meine Konzertkarte sehen wollen.

Kaum stand ich an meinem Platz wurde die Arena auch schon dunkel. 

Wie man ein Konzert rettet (BTS Fanfiktion)Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz