Kapitel 5

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Schon seit Stunden erklang das Getöse und Beben unter ihnen. Was war das nur? Waren sie abgehoben? Flogen sie durch den Weltraum? Leider hatte der Raum kein einziges Fenster, durch welches sie hätten blicken können. Aber wenn sie sich im Weltall befinden würden, würden sie dann nicht schweben? Die Schwerkraft müsste doch theoretisch aussetzen... Aber nichts fühlte sich leicht und schwerelos an. Eher wurde Paul von tausenden Backsteinen ins Nichts gezogen. Er wollte hier raus! Er wollte nicht durch Gitterstäbe blicken müssen! Er wollte sich frei bewegen, rennen und rennen, weiter und weiter so schnell ihn seine Beine trugen! Er wollte die warmen Sonnenstrahlen auf seiner Haut spüren, nicht das nervig flackernde, weiße Licht! 

Paul blickte das Mädchen an, welches sich im Käfig neben ihn in die Ecke gekauert hatte. Nachdem sie ihm die schreckliche Sache mit ihren Bruder erzählt hatte, kam kein Wort mehr über ihre Lippen. Auch er sagte nichts, denn er dachte nach. Was würden sie nur mit ihnen machen? Um ihn herum nahm er das leise Gemurmel der anderen Jugendlichen war. Was hatten sie nur erlebt? Auch so etwas Schreckliches wie Sarah? Der Teenager dachte und dachte. Mit etwas anderen konnte er sich nicht beschäftigen. Das Schlimmste daran, eingesperrt sein war eigentlich die Langeweile. Nicht zu wissen was kommen möge. Auf seine Entführer angewiesen zu sein. Nach einiger Zeit beschloss er sich seine anderen Mitgefangenen etwas genauer anzusehen.

In dem anderen Käfig neben ihn schlief der blonde Junge. Er hatte sich in der Ecke zusammengerollt und sein Bauch hob und senkte sich langsam. Ein Drahtgeflecht weiter erkannte er ein blondes Mädchen mit blauen Augen, welches sich mit einem braunhaarigen Mädchen unterhielt. Mehr konnte Paul jedoch nicht erkennen, da die Käfige sehr engmaschig waren. Hinter Sarahs Käfig sah er einen schwarzhaarigen Jungen, welcher ebenso wie er selbst seine Umgebung inspizierte. Wie unterschiedlich sie doch alle waren! Ein jeder war so einzigartig! Warum war ihm das nur noch nie zuvor aufgefallen? Die Antwort war einfach - noch nie hatte er so viel Zeit gehabt. Der Teenager verstand nun warum man Leute, welche eine Straftat begangen hatten, einsperrte. Hier hatten sie gar keine andere Wahl als über ihre unmoralischen Handlungen nachzudenken. Doch da kam plötzlich eine erschütternde Frage in ihm auf: Wo war sein Opa?

Es tat ihm leid den Jungen neben sich zu wecken, doch er musste es einfach erfahren. Paul war sofort nachdem er den Kampf verloren hatte in einen tiefen Schlaf gefallen. Sein Schädel hatte gebrummt und er hatte nicht daran gedacht sich nach seinem Großvater umzusehen. Paul erzählte dem Jungen die ganze Geschichte, doch dieser schüttelte bloß den Kopf und rieb sich die Augen. Er hätte nur Jugendliche gesehen, obwohl er die ganze Zeit wach gewesen war, hatte er gesagt. ,,Bist du wirklich ganz sicher?", fragte ihn Paul. ,,Ja doch", antwortete er schlaftrunken, ,,Es tut mir wirklich leid, wegen deinen Opa, aber ich habe niemanden gesehen, der älter als 18 sein könnte und nicht zu den Entführern gehörte. Und ich wäre dir jetzt sehr verbunden, wenn du mich weiter schlafen lassen könntest." Der Blonde gähnte und rollte sich wieder in einer seiner Käfigecken zusammen. Bevor Paul noch etwas sagen konnte, war der Junge schon wieder eingeschlafen. Das konnte doch nicht war sein! Der Junge musste sich verguckt haben! Obwohl Paul sie eigentlich nicht stören wollte, fragte er leise: ,,Sarah?" Sie drehte sich zu ihm um. ,,Hm?", antwortete sie. ,,Tut mir leid, dass ich dich stören muss, aber du warst doch wach als ich geschlafen habe, oder?" ,,Hm, wann war das noch mal?", fragte sie. ,,Zu dem Zeitpunkt, nachdem wir hier eingesperrt wurden." ,,Ja da war ich wach." ,,Und hast du vielleicht einen älteren Mann gesehen, den sie weggesperrt haben?", wollte Paul von ihr wissen. ,,Nö", beantwortete sie seine Frage mit leeren Blick. Das Herz rutschte ihm in die Hose. Sein Opa war also...wirklich nicht hier? Was hatten sie dann mit ihm gemacht? 

Jemand zwickte ihn in den Oberarm. Sarah sah ihn fragend an. ,,Hey! Ich habe dich etwas gefragt!" ,,Hmmpf", machte er nur, ,,Entschuldige was hast du gesagt?" ,,Ich habe dich nur gefragt warum du das wissen willst...", sagte das Mädchen. ,,Ähm naja, er überlegte sich die richtigen Worte, ,,der eine Mann, der gefragt hat, was hier los wäre... Der mit dem LKW...Vorhin auf Fahrt hierher.. Das war mein Opa." ,,Oh!", brachte sie erstaunt hervor, ,,Tut mir leid für dich." Sie schaute zu Boden. Ihm liefen Tränen in die Augen. Das auch noch! Er zog seine Beine zu sich und verbarg sein Gesicht, damit niemand sehen konnte, wie er weinte. 

Nach einiger Zeit beruhigte er sich. Weinen würde ihn auch nicht weiterbringen. Und wer weiß - vielleicht hatte sein Opa es sogar geschafft zu fliehen. Er richtete sich auf. Der blonde Junge schlief immer noch. Sarah hatte sich auch in einer Ecke zusammengerollt und Paul sah, wie ihr zierlicher Körper sich hob und senkte. Eigentlich wäre schlafen eine ganz gute Idee. Sie versuchte er so gut es ging, es sich in einer Ecke gemütlich zu machen. Da spürte der Teenager urplötzlich einen starken Harndrang. Na super! Paul schaute sich um und bemerkte in der gegenüberliegen Ecke seines Käfigs ein kleines Loch im Boden, welches ihm zuvor noch nicht aufgefallen war. Es war ihm zwar peinlich, aber er entledigte sich dort seiner Last. 

Er wollte sich schon wieder in seiner Ecke zusammenrollen, da ertönte schon ein lautes Knurren aus seiner Magengegend. Genervt von sich selbst stand Paul auf und näherte sich den Schalen. Die eine war immer noch gefüllt mit diesem katzenfutterähnlichen Etwas. Igitt! Ein weiteres Protestknurren ertönte. Na gut! Der Junge griff nach der Schale nahm sich ein Stück des Inhalts  mit den Fingern. Es sah und roch nicht nur so, sondern es fühlte sich auch so an wie Katzenfutter! Okay besser als nichts! Paul schloss die Augen und steckte sich das glibberige Ding in den Mund. So schlecht wie gedacht schmeckte es gar nicht. Erst jetzt bemerkte der Teenager richtig, wie hungrig er war. Paul aß alles auf, bis nicht der kleinste Krümel mehr übrig war. Endlich war sein Körper befriedigt. Er ging langsam in die Ecke und legte sich hin. Es war kalt und hart auf dem Boden. Der Junge zog seine Beine an seinen Körper. So wurde es schon etwas wärmer. Langsam fielen ihm die Augen zu.



Am anderen Ende des Universums //PausiertWhere stories live. Discover now