1.Prolog

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26.04.2017, Paris

"Ach man! Scheiße, scheiße, scheiße!"
Hastig renne ich durch die verregneten Straßen Paris. Ich hätte wirklich um einiges früher aufstehen sollen. Wenn ich mich jetzt nicht beeile verpass ich noch meinen Zug! Oh Gott.... Oma würde mir sowas von den Hals umdrehen! Sie kann so gruselig werden...
Ich biege in eine Seitenstraße ein und rämpel eine Person an.
Wir fallen beide hin und ich lande auf der Brust, der Person. Oh Gott... Peinlich....peinlich....peinlich....
"Ehehehe....verzeihen Sie. Ich bin etwas in Eile. Mein Zug geht gleich und deswegen bin ich so gerannt. Es tut mir aufrichtig leid.", entschuldigte ich mich verlegen und rappelte mich langsam auf. "G..geht es Ihnen gut, Monsieur?" Ein seufzendes Stöhnen entfährt der Person vor mir und veranlasst mich erst jetzt diese zu betrachten.

Es war ein Mann. Ich schätze zehn Jahre älter als ich und meiner Meinung nach gut gebaut. Er trug einen braunen 3-Tage Bart und hatte wuschelige braune Haare dazu.

Er stand auf und entpuppte sich als sehr groß. Bestimmt war er 1.90m oder mehr. Ich schaute zu ihm hoch. Er zu mir runter und ich versank in eisblauen Augen. Sie durchbohrten mich und nahmen mich gefangen. Ein Eissturm.... Kalt und doch so warm irgendwie.... Etwas gebrogenes lag darin. Als würde in dem Eissturm irgendwas versteckt sein. Ein Schlüssel, zur Seele, von diesem Herrn....?

"Ich unterbreche Sie nur ungerne beim Starren, Mademoiselle, aber ich denke Ihr Zug geht bald, oder wollen Sie mich als Entschädigung auf einen Kaffee einladen?"

Wow....diese Stimme.....so tief....mysteriös, einnehmend, markerschütternd!

"Mademoiselle?", kam es erneut von meinem Gegenüber. Welcher mich mit einem Lächeln anschaut, welches auch von einem Engel sein könnte.

Ich wurde rot und stotterte wirres Zeug. "Ja! Äh...ja klar. Ich geh dann mal, oder nein! Ihr Kaffee! Natürlich bekommen Sie einen, Monsieur!"

Er schaute mich emotionslos an. Nein! Emotionslos war das nicht. Es war ein verdutzter, fragender Blick, der sich in ein leichtes Lächeln verwandelte. Ein Schmunzeln, bis zum Grinsen und lauthalsen lachen!
Er lachte. Ja. Er lachte! Er lachte mich aus! Mich!

Ok gut.... Es war zum Lachen, aber ich fand das hier gar nicht lustig! Ich bin hier in Eile, weil ich meinen Zug bekommen muss und...

OH GOTT!

M..mein Zug! Ohje! Nein!

Ich zieh den Ärmel meines grünen Parkers zurück und stelle entsetzt fest, dass ich nur noch zwei Minuten habe! Gar nicht gut.... Ganz und gar nicht.... Den Zug hab ich verpasst.... Meine Oma bringt mich um!

Ich lief vermutlich ganz weiß an, vor Schreck, denn der Mann vor mir packte mich an den Schultern.
"Mademoiselle? Alles ok? Sie sind ja ganz bleich! Sie...sie kommen jetzt mit! Ich zahle Ihnen den nächsten Zug! Kommen Sie.", befahl er besorgt und zog mich hinter sich her.

Geistesabwesend schlender ich hinter dem Mann durch die Straßen von Paris. Er zog mich durch kleinere Gassen, über riesige volle Marktplätze und an dem Eifelturm vorbei. Ich realisierte eigentlich gar nicht, was um mich herum geschah.
Ich dachte nur an meine Oma...
Oma... Vorgestern rief sie an... Sie sagte, dass Opa verstorben sei. Er habe die OP am Herzen nicht überlebt...

E..er war der Beste. Immer fröhlich und gut gelaunt.

Der Mann blieb stehen und ich knallte gegen seinen Rücken. Da er keine Anstalten machte, sich zu bewegen, oder irgendwas zu sagen sprach ich ihn an. "Monsieur? Ist alles in Ordnung?"

Er zuckt kurz zusammen. War er in Gedanken? Und wo sind wir überhaupt. Wir befinden uns in einer menschenleeren Gasse. Es ist düster und feucht. Alles ist dunkel und ich bekam es mit der Angst zu tun.

Ich ließ die Hand des Mannes los und wich drei, vier Schritte nach hinten. Er bemerkte es und kam auf mich zu. "Mademoiselle...", begann er ruhig. "Haben sie keine Angst. Ich tue ihnen nichts. Ich wollte ihnen ein lauschiges Café zeigen, welches ich gerne und oft besuche.", erklärte er sich dann.

Ich entspannte mich sichtlich und ließ die Schultern erleichtert fallen. Er reichte mir gentlemanlike seine Hand, welche ich dankend ergriff und wurde von ihm sanft in ein schmales Haus gezogen.

Innen entpuppte sich das Haus als riesig! Es gab zwei überschauliche Etagen und überall standen, in einem dunklen rot, Sessel. Es waren immer zwei Sessel an einem kleinen dunkelbraunen Tisch, auf welchen eine weiße Spitzentischdecke ausgebreitet ist. An den Wänden waren Bücherregale und am Eingang befand sich ein Tresen, hinter dem die Kellner fleißig am Arbeiten waren.
Eine etwas ältere Dame kam auf uns zu und bat uns, ihr zu folgen. Sie zeigte uns einen freien Platz in der zweiten Etage an einem hohem Fenster.

Erleichtert, endlich wieder sitzen zu können, ließ ich mich in den Sessel nieder.

Es vergingen ein paar Minuten des Schweigens, in welchen ich die komplette Atmosphäre dieses Cafés auf mich einwirken ließ. Dann ergriff mein Begleiter das Wort.

"Also Mademoiselle. Wie ich sehe gefällt ihnen dieser Ort."
Ich lächelte.
"Ja. Es ist sehr schön. Gerade wegen den ganzen Büchern gefällt es mir so sehr.", beantwortete ich seine Frage.

"Nun...", fing er wieder an,"Wie darf ich sie denn nennen Mademoiselle?"
Ich errötet. Verdammt! Die ganze Zeit haben wir nicht gesprochen und ich fragte ihn auch gar nicht nach seinem Namen. Ich Idiot! Ich Depp!
"S..Sara, Monsieur. Und ihrer?", fragte ich dann.
"Nenn mich bitte Charel, Sara. Mmmh...welch schöner Name das doch ist...zergeht wie ein samtes Mouse au chocolate auf der Zunge. Es klingt so süß und unschuldig."
"Sie Schleimer!", unterbrach ich ihn rüde und lachte auf.

Er schaute mich ganz verdattert an und lachte nun selber. "Keineswegs bin ich ein Schleimer, Mademoiselle Sara. Ich sage nur die Wahrheit."
"Jaja, Monsieur Charel.", zwinkerte ich ihm zurück.

"Ganz schön frech, ma cherié....", flüstert er leise,"Wie alt sind sie den?"

"Ich bin 22, Monsieur", erwiederte ich auf seine Frage.

"Ah. Noch so jung? Und ich bin schon 32. Die Zeit vergeht schnell... Berufstätig, oder noch Schülerin?", kam er schon mit der nächsten Frage.

"Momentan noch Schülerin. In zwei Jahren bin ich mit meinem Studium in Trier fertig. Bevor sie fragen. Ich studiere Medizintechnik und mache meinen Bachelor of Science."

Er nickte:"Eine Medizinerin also. Verstehe. Sie sind ein sehr helles Köpfchen, Mademoiselle Sara. Sie weichen keinen Jota vermutlich."
Zum Schluss flüstert er noch etwas aber ich verstand es nicht, da die Bedienung kam und unsere Bestellung aufnahm.

14.08.2018, Trier

Wenn ich jetzt so daran denke, hatte er damals schon was zu der kommenden Situation vor sich hergeflüstert. Denn nun liege ich wieder hier. In meinem Bett. Mit ihm. Mein Kopf auf seiner Brust und streicht mir durch mein Haar.

"Na, mon Chaton? Woran denkst du den?", haucht er sanft gegen mein Haar mit seiner tiefen Stimme.

"An unser erstes Treffen in Paris, mon Voleur...."

"Voleur? Ich ein Dieb? Führ das bitte genauer aus, Chaton.", murmelte er dann.

"Mon Voleur de mon coeur....", erwiederte ich ihm und ein tiefes, leichtes lachen kam von ihm.

"Dein Herzensdieb also...."
"Ja, Voleur..... Ich frage mich, wann du mir mein Herz gestohlen hast....", flüsterte ich und richtete mich leicht auf. Bückte mich über ihn.

"Ich kann es dir nicht sagen, Cherié. Aber ich kann dir gerne zeigen, wie sehr es sich gelohnt hat, es sich von mir stehlen zu lassen."

Mit einem Mal hat er uns rumgedreht. Nun liege ich unter ihm. Meine Beine leicht um ihn geschlungen und seine Hände halten die meine an den Handgelenken fest.

"Oh du weißt nicht, mon Chaton, wie gern ich dich wehrlos unter mir habe... Meine Kleine wehrlos...hilflos... Ihrem Voleur ausgeliefert...."



Heyho

Mein erstes Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch :) lasst doch gerne eine Bewertung da, ich nehme gerne Verbesserungsvorschläge an :)

Eure, Lonelyone

Mon Voleur De Mon Coeur *ABGESCHLOSSEN*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt