28. Verändert für sie

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29.06.2017, Trier, Sara's Sicht

"Markus, wirklich...Ich.."

"Ich bevorzuge eher Professor...", raunt er mir knurrend ins Ohr und jagt mir ein Schauer über den Rücken. Wieso? Wieso kann er nicht aufhören? Er weiß doch, dass ich noch nicht kann. Ich kann Charel noch nicht vergessen. Ein genervtes Seufzen entfährt Markus. Ich blicke zu ihm hoch. "Sara. Vergiss ihn doch..." 

Betrübt schaue ich zur Seite und im entkommt ein weiteres Seufzen. "Es ist nicht so einfach wie du denkst, Markus....", nuschel ich und versuche ihm unentwegt anzuschauen. Mit geschlossenen Augen murmelt er etwas vor sich her und schaut woanders hin.

Plötzlich umschlingen mich seine Arme und er hebt mich auf das Pult, im Seminarraum. Erschrocken quick ich auf. Markus vergräbt seine Nase in meiner Hals Kuhle. Gierig saugt er an meiner Haut und beißt mich leicht. Ich versuche ihn von mir zu drücken, was jedoch kläglich scheitert. "Markus, bitte! L..lass AH!" Markus kniff mir fest in die Seite. Seine Augen funkelten, wie die eines Raubtiers. 

"Wenn du ihn von selbst nicht vergessen kannst, werd ich wohl nachhelfen müssen!", brummt er und legt seine Lippen auf meine. Zwingt mir einen Kuss auf, welchen ich damals nie verweigert hätte, aber jetzt will und brauche ich das nicht! Ich beiße ihm auf die Unterlippe, was ihn dazu bringt scharf die Luft einzuziehen. "Du kleines Biest!", faucht er und macht einfach weiter.

"Markus! Wenn uns jemand so sieht verlierst du dein Job! Lass den Mist!"

Abrupt hört er auf und ich hoffte innerlich, dass er es jetzt begriffen hätte. Doch wieder lag ich so falsch, denn ein wölfisches Grinsen legt sich auf seine Lippen. Schnell legt er mich zurück auf den Rücken und pinnt meine Hände neben meinem Kopf fest. Sein Griff um meine Handgelenke sind eisern. Ich kann mich nicht wehren. Das Einzige, was mir bleibt, ist auf ihn einreden, doch jetzt lässt er nicht mehr mit sich reden. 

"Findest du das lustig, Markus?"

"Komischerweise schon, meine Kleine.", strahlte er mir entgegen und führte seine Küsse fort. Leicht hob er mein Shirt an und platzierte auf meinem Bauch kleine, flüchtige Küsse. Ich musste mir ein leichtes Seufzen verkneifen. Wenn ich ruhig bleibe lässt er mich bestimmt irgendwann los und dann kann ich ihn wegstoßen. Das muss aufhören. Ich will das nicht!

"Weißt du?", fing er an zu reden,"Es war schon lange mein Plan dich zurückzuholen. Ich hab es so vermisst mit dir, als du mich aus deiner Wohnung geworfen hattest. Erst wollte ich mich rächen, doch ich bekehrte mich einem Besseren. Ich habe mich geändert für dich. Jetzt bin ich gekommen, um mir das zurückzuholen, was mir zusteht. Und das bist du, mein Schatz."

"Ich gehöre niemandem!", keifte ich ihn an und ein zufriedenes Lächeln ziert sein markantes Gesicht. "Das stimmt. Somit kannst du auch ihm nicht gehören. Also ist es durchaus möglich ihn wieder zu vergessen.", redet er mir ein. Er versucht mich umzupolen. "Und wie soll ich ihn vergessen, wenn ich mich doch in ihn verliebt habe?", fragte ich ihn.

Ein genervtes Seufzen entfährt seiner Kehle. Er zieht mich an sich. Meine Hände finden seinen Platz auf seine Brust und er streicht mir über meinen Rücken. Sein Kopf hat er meinen aufgelegt. "Du bildest es dir nur ein, dass du dich in ihn verliebt hast.", offenbart er mir. Ich stoße mich leicht von seiner Brust ab und sehe ihm tief in die Augen. "Meinst du das Ernst?"

Er nickte und ich schüttelte nur den Kopf und fragte ihn sarkastisch, woher er das den wissen will. "Sara. Dumme Frage. Wir waren lang genug zusammen und bei der scheiß Behandlung, die du durch mich erlebt hast ist es doch nur klar, dass du bei einem Mann, der dich wie ein Gentleman behandelt, du ihm schnell verfällst. Du hattest nur Hochgefühle. Das war keine Liebe!", machte er mir weis und trieb mir somit die Tränen in die Augen. 

Entschuldigend sah er auf mich hinab. Seine Hand näherte sich meinem Gesicht, welche ich jedoch direkt fort schlug. Scharf zieht er die Luft ein. Sein Körper verspannt sich und krampfhaft hält  er seine Hand am Handgelenk fest.

"Willst du mich schlagen?", fragte ich provozierend. Er bleckte seine Zähne und biss sie fest zusammen. Da ich nun keine Antwort seinerseits erwartete rutschte ich von dem Pult und nahm meine Tasche. "Schönen Tag noch Professor."

Mit diesen Worten wand ich  mich der Tür zu, öffnete diese und schlug sie hinter mir zu. Mit schnellen Schritten ging ich in Richtung der Bushaltestelle. Ich stieg schnell ein und fuhr nachhause. Dort angekommen trat ich in mein Apartment ein und lasse meine Tasche fallen. Erschöpft trotte ich zu meinem Sofa und lasse mich auf dieses fallen. Meinen Kopf stütze ich in meine Hände, während ich versuche die vergangenen Tage in meinem Kopf nochmal zu wiederholen. 

Ich hab die ganzen Tage nur Charel nachgetrauert. Aber auch nur noch im Stillen, nach dem ich mit Markus in der Bibliothek zusammen gestoßen bin. Ich will keine Aufmerksamkeit, was dieses Thema angeht. Keine Tipps, kein Mitleid, gar nichts...

Ich lege mich auf die Couch und klammer mich an ein Kissen, vergrabe darin mein Gesicht und lasse stumm die Tränen erneut laufen. Warum bin ich nur so schwach?


29.06.2017, Trier, Marku's Sicht

Ich war so kurz davor. Hätte sie sich nur nicht gewehrt, wie die ganze Zeit schon davor! Wofür hab ich mich nun verändert? Wofür? Umsonst? Für mich? Nein... Nicht für mich... Für sie, habe ich mich geändert. Mich zusammengerissen, meine Gefühlsausbrüche unter meine Kontrolle gebracht und jetzt liebt sie jemand anderen! Ich darf nicht gegen diesen Typ verlieren... Ich darf sie nicht an diesen Mann verlieren.

Noch immer stehe ich, wie angewurzelt im Seminarraum. Sie hat mich einfach stehen gelassen. Damals hätte sie sich das nicht getraut. Aber damals ist nicht heute. Vergiss die Vergangenheit, Markus. Vergiss sie einfach. Beherrschen ist nicht mehr.

Endlich befreie ich mich aus meiner Starre. Das Erste, was sich in meinen Kopf bahnte, war Frustration. Gefolgt von Hass und Wut. Ich schlage mit der Faust auf das Pult. "Fuck!", fluche ich.

"Fuck, fuck, fuck!"

Ein plötzlich aufgehende Tür erregt meine Aufmerksamkeit. Scheu streckt ein Student sein Kopf durch den Türspalt. Stotternt fragte er mich dann, ob alles ok sei.

Mit einem gespielten Lächeln versuche ich ihn abzuwimmeln, was mir glücklicherweise dann auch gelingt. Gott. Warum hab ich jemals die Stelle hier als Professor angenommen?

Wegen Sara.

Ach ja. Stimmt. Da war ja was. Wegen Sara. Meinem kleinen Juwel.

Ich hatte ihren Wert erst schützen können, als sie weg war, oder eher gesagt, sie mich rausgeworfen hatte.
Dies hasserfüllten, flammenden Augen haben sich in mein Gedächtnis gebrannt.

Mon Voleur De Mon Coeur *ABGESCHLOSSEN*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt