29. Mir wär es lieber...

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24.12.2018, Trier, Erzähler Sicht

Freudig wuselt Sara durch ihre Wohnung und hängt die letzten Weihnachtskugeln auf. Unter dem kleinen Weihnachtsbaum pranken zwei Geschenke, an welchen ein kleines Schildchen befestigt wurde.
In einer elegant geschwungenen Schrift steht dort der Name 'Charel'.

Zur selben Zeit sitzt Charel in seinem Wohnzimmer. Seinen Kopf hat er schwer in seinen Händen eingebettet und vor ihm liegt sein Handy, auf dem Glastisch. Neben dem Handy liegt ein Brief. Es ist eine Einladung an ihn, den Heiligen Abend mit ihr zu verbringen. Er seufzt. Seit Tagen denkt er wieder nach. Er fühlt sich alt. Er ist alt. Mittlerweile ist er 33 und Sara 23.

Immer und immer wieder fragt er sich, ob diese Beziehung funktionieren könnte, aufgrund des Alters. Aber jedes Mal kommt es ihm wieder ins Gedächtnis, dass er sie verraten hatte. Nicht nur verraten. Er hatte sie betrogen. Betrogen mit einer anderen Frau. Einer Frau, seines Alters.

Er war betrunken. Sie auch. Sie war allein, so wie er. Die Lust brannte in seinem Körper, genau wie bei ihr. Sie sehnte sich nach jemandem und er sehnte sich nach jemand gleichaltrigen. So geschah es. Er schlief mit ihr. In dem Bett, in welchem er schon mit Sara schlief. Er fühlte sich nicht einmal schlecht. Nein. Er fühlte sich befreit. Er traf sie immer wieder. Sie machten feste Tage aus, gingen zusammen aus und schliefen nachts gemeinsam. Nie dachte er darüber nach, wie sehr er damit Sara überhaupt verletzte. Er vernachlässigte sie.

Nun kam vor ein paar Tagen die Einladung per Post. Er überlegt, zu ihr zugehen, dieses Spiel einfach weiter zu spielen. Vielleicht sollte er auch einfach nicht gehen. So tun, als sie der Brief nie bei ihm angekommen. Er könnte ihn im Kaminfeuer verbrennen. Aber es wär ehrenlos von ihm, nicht zu gehen. Er will dieses mal zu ihr gehen und alles klären. Ein für alle mal. Gehen und nie wieder kommen. Nicht zurückblicken.

Er zog sein Hemdärmel zurück und sah auf seine Uhr. Nun war es 18 Uhr. Sie erwartet ihn um 19 Uhr. Er ging Richtung seines Schlafzimmers und zog sich ordentlich an. Er wechselte von einer Jeans zu einer Anzugshose und von einem einfachen Hemd zu einem seiner teuren und zog dann eine schwarze Weste an, welche feine Silberornamente besaß. Aus seinem Kleiderschrank holte er seine liebsten Lackschuhe hervor und schlüpfte schnell und galant in diese.

Zurück bei Sara ist sie selber gerade damit beschäftigt, sich umzuziehen. Sie trug eine schwarze Jeans und dazu eine weiße Bluse. An ihrem Mittelfinger blizte ein Silberring im Licht auf, auf welchen sie dann stumm hinab lächelte. Der Ring war ein Geschenk von Charel an sie. Sie kann sich nicht vorstellen, was ein Vermögen es gewesen sein musste, das er gezahlt hatte.

Sie verließ ihr Schlafzimmer und steurte die Küche an, wo sie fast fertig mit dem Kochen war. Heute hat sie sich nichts besonderes einfallen lassen, da sie weit mehr plante, als nur gemeinsam beisammen zu sein und zu essen. Nein. Heute wollte sie ihm zwei Geschenke machen und ihn beim gemeinsamen Schlafen so lieben, wie noch nie zuvor. Sie liebte ihn, ja und wie sie das tat. Jeder morgendliche und abendliche Gedanke galt ihm. Sie kann ihn nicht mehr aus ihrem Leben streichen. Es wirkt unvorstellbar für sie, ohne ihn.

Mit einem kleinen Löffel schmeckte sie die Soße ab. Nachdenklich schloß sie ihre Augen und schien zu überlegen. Ihre Hand griff nach der Rotwein Flasche, welche sie schnell öffnete und etwas in die Soße beigab. Sie verrührt die Soße, probiert sie erneut und ein zufriedenes Lächeln stahl sich auf ihre wohlgeformten Lippen. Ein Blick auf ihre Küchenuhr verriet ihr, dass Charel in jeder Minute kommen könnte, weshalb sie nochmals einen prüfenden Blick in den Spiegel warf, bevor sie zwei Weingläser aus der Glasvitrine nahm und diese auf dem Wohnzimmertisch abstellte. Eine Flasche von ihrem liebsten Wein komplettierte das Bild und zufrieden grinsend nickte sie.

Mon Voleur De Mon Coeur *ABGESCHLOSSEN*Where stories live. Discover now