8: Mörderblicke

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-Madison-

Als mein Wecker klingelte, wollte ich nicht aufstehen. Doch schließlich stand ich schnell auf und ging duschen. Ich zog mich um und frühstückte zusammen mit meinen Eltern. Meine Schulsachen waren gepackt und ich war bereit. Als ich draußen das Quietschen von Reifen hörte, verabschiedete ich mich von meinen Eltern und ging raus. Dort stand ein weißer Audi TT in dem Jamie saß und auf die Straße starrte. Als ich ans Auto trat, wanderte sein Blick zu mir und er stieg aus. ,,Morgen.", murmelte ich. Es war mir unangenehm in seiner Gesellschaft zu sein. Nach meinem Ausraster vorgestern. ,,Morgen.", meinte er ausdruckslos und öffnete den Kofferraum. Auf seine Geste hin, legte ich meinen Rucksack in den Kofferraum und stieg auf der Beifahrerseite ein. Jamie stieg ebenfalls wieder ein und fuhr los. Seine Knöchel traten weiß hervor, so sehr umklammerte er das Lenkrad. Er trug wieder ein enges weißes T-shirt, doch diesmal sah man nicht seine Bauchmuskeln. Man sah nur etwas weißes und es sah aus, wie ein Verband. ,,Hast du ein Verband um den Bauch?", rutschte es mir raus, bevor ich darüber nachdenken konnte. ,,Ja.", erwiderte er knapp. ,,Was hast du angestellt?", fragte ich. ,,Neues Tattoo.", er zuckte die Schultern. Ich nickte nur. ,,Können wir das vorgestern vergessen?", fragte ich leise. Jamie drückte urplötzlich die Bremse durch und schaute mich fassungslos an. ,,Ob wir das vergessen können? Nein! Madison, ich finde es nicht gut, dass du dich ritzt, weswegen ich auch dein Messer konfisziert habe. Und was machst du? Du tauchst bei mir auf und ritzt dich! Weißt du, was ich für eine Panik hatte, als du plötzlich an meine Schulter gesunken bist und keinen Mucks mehr von dir gegeben hast? Ich hatte wahnsinnigen Schiss, dass du zu viel Blut verloren hast und ohnmächtig geworden bist! Erst als ich deinen Puls gefühlt habe, habe ich mich wieder beruhigt! Und dann fragst du mich, ob wir das einfach vergessen können?", seine Stimme wurde mit jedem Satz lauter. Ich zuckte zusammen und Tränen stiegen mir in die Augen. Ich wandte schnell mein Gesicht ab, damit er meine Tränen nicht sah, doch es war zu spät. Ich hörte, wie er tief durchatmete. Dann legte er mir die Hand unter's Kinn und zwang mich ihn anzusehen. Er wischte mir die Tränen von den Wangen. ,,Es tut mir leid, dass ich dich so angefahren habe. Nur ich weiß nicht, wie ich mit dir umgehen soll. Ich will dich nicht verletzten oder dir Angst machen, verstehst du?", murmelte er und strich mir weiterhin die Tränen weg. Ich nickte langsam. Jamie lächelte mich sanft an und fuhr dann weiter. ,,Was machen wir jetzt, wenn wir bei der Schule ankommen?", fragte ich leise. ,,Wir machen kein großes Ding draus. Wenn sie merken, dass wir uns deswegen verrückt machen, werden sie da etwas reininterpretieren.", antwortete Jamie. ,,Also einfach so tun, als wäre alles normal.", meinte ich und Jamie nickte. Dann grinste er mich nochmal an. Er fuhr auf den Schulparkplatz und die Blicke lagen auf seinem Auto. Jeder wusste, wem dieses Auto gehörte. ,,Bleib sitzen.", raunte er mir zu, als wir standen. Ich nickte und er stieg aus. Ich sah, wie er ein breites Grinsen aufsetzte. Brav blieb ich sitzen. Er lief um das Auto herum und öffnete mir die Tür. Ich ergriff die Hand, die er mir hinhielt und ließ mich von ihm aus dem Auto ziehen. Hinter mir schloss er die Tür und wir liefen zum Kofferraum, den er öffnete und mir meinen Rucksack raus gab. Lächelnd schulterte ich meinen Rucksack, was er mir gleich tat. Er schloss sein Auto und wir liefen zusammen auf den Schulhof. Alle Blicke lagen auf uns und die Mädchen schauten mich mit Mörderblicken an. Wenn Blicke töten könnten, wäre ich schon etliche Male tot umgefallen. Ich merkte erst, dass ich vor Unsicherheit langsamer wurde, als Jamie meine Hand ergriff und mich mit zu den Jungs zog. Derek beobachtete uns mit hochgezogenen Augenbrauen. ,,Was geht denn bei euch ab?", fragte Riley. ,,Ich habe euch doch erzählt, dass ich damals in Petersfiel eine beste Freundin hatte, die dann aber aus den Augen verloren habe.", fing Jamie an und die Jungs nickten. Jamie legte grinsend einen Arm um mich. ,,Tja, darf ich vorstellen? Meine lang aus den Augen verlorene, beste Freundin, Madison.", grinste er. Ich kicherte und die Jungs sahen echt überrascht aus. ,,Wir haben es durch unsere Eltern am Samstag erfahren.", klärte Jamie noch weiter auf. Ich merkte, dass immer noch alle Mörderblicke auf mir lagen. ,,Jamie, wenn du willst, dass sie noch weiterlebt, solltest du sie langsam mal loslassen und etwas Abstand zwischen euch bringen.", meinte Derek belustigt, der die Blicke auch bemerkte. ,,Ich könnte sie auch jetzt einfach vor allen küssen.", meinte Jamie genauso belustigt. Ich quiekte auf und schaute ihn fassungslos an. ,,Ich glaube, sie ist nicht so begeistert von der Idee.", lachte Jason. Jamie zog einen Schmollmund. ,,Also würdest du mich nicht gerne küssen?", schmollte er. ,,Ä-äh... A-a-also... I-ich...", stotterte ich vor mich her und mir stieg die Röte in die Wangen. Jamie fing an loszuprusten und nun schmollte ich. Sanft gab ich ihm einen Klaps auf die Wange. ,,Du bist ein Arsch.", kicherte ich, ehe ich ihm einen Kuss auf die Wange drückte und zu Cindy flüchtete. Dabei verfolgten mich die Blicke. Auch Cindy sah entgeistert aus. Ich erklärte ihr schnell alles und dann gingen wir in den Untericht. ,,Ist es okay, wenn ich heute neben jemand anderem sitze?", fragte Cindy mit schuldigen Augen. ,,Klar.", murmelte ich und setzte mich alleine an einen Tisch. Doch ich blieb nicht alleine. Denn jemand setzte sich neben mich und ich schaute überrascht auf. Jamie grinste mich an. Ich verdrehte die Augen und grinste. Er machte es ja noch schlimmer. Der Untericht fing an und ich schrieb alles brav mit, während Jamie lässig dasaß und den Arm auf meine Rückenlehne gelegt hatte. Unsere Lehrerin fing an zu reden und man musste nichts mehr schreiben, also lehnte ich mich zurück und schaute Jamie grinsend an. Er ginste zurück. Langsam beugte er sich zu mir. ,,Ich glaube die Mädchen würden dich gerne alle umbringen.", murmelte er und kicherte dann leise. Ich kicherte auch. ,,Aber das lass ich natürlich nicht zu.", flüsterte er und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Ich lächelte in mich hinein. Doch dann bemerkte ich, wie Jamie mich anstarrte und dass seine Lippen leicht geöffnet waren. Zwei seiner langen Finger legten sich unter mein Kinn und drehte mein Gesicht zu sich. Unsicher schaute ich ihn an. Dann lagen seine Lippen auch schon auf meinen und er küsste mich vorsichtig. Ich erstarrte und erwiderte dann den leichten Druck seiner Lippen. Als wir uns lösten und ich ihn mit riesigen Augen anschaute, wurde ich praktisch durch Blicke erdolcht. Jamie lächelte zufrieden, lehnte sich zurück und legte wieder seinen Arm um mich. Oh Gott, wo hatte er mich da nur reingezogen und wieso hatte ich zugelassen, dass er mich küsste?

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