[17] Verjagt

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Victoria's P.o.V.:  

Was habe ich nur angerichtet? Ich habe meine Schwester verletzt! Ich werde sie nie wieder sehen. Sie wird mir weder vertrauen noch werde ich sie wieder in diese Gefahr bringen. Ich bin ein verdammtes Monster. "Fuck" meine Sicht verschwamm durch die ganzen Tränen, die sich in meinen Augen bildeten. Trotzdem wollte ich unbedingt weiter fahren. Ich hatte kein Ziel vor Augen. Ich würde so lange fahren bis der Wagen oder ich den Geist aufgeben. Ich wischte mit meinem Handrücken über meine Augen. Ich will nicht mehr weinen. Ich will nicht schwach sein. Ich will niemanden in Gefahr bringen - erst Recht nicht Taylor. Sie ist nunmal das einzige was mir geblieben ist.

Es ist wahr. Manchmal ist es besser jemanden , den man liebt los zu lassen um ihn zu beschützen, als sich an dieser Person fest zu Klammern und sie in Gefahr zu bringen.
Ich fing an zu schreien und auf das Lenkrad ein zuschlagen. Ich weiß nicht wieso aber es hilft irgendwie. Macht den Kopf klar. Einfach einmal die ganze Wut, den Hass, einfach alles raus zulassen.

Ich fuhr auf einen Rastplatz auf dem auch eine Tankstelle war. Ich konnte so nicht fahren. Das einzige was ich erreichen würde wäre das ich mich tragischerweise bei einem Autounfall umbringen würde. Ich war einfach zu aufgewühlt. Kraftlos ließ ich mich an die Lehne des weichen Sitzes sinken und beobachtete den Kassierer an der Tankstelle, der hastig durch den Laden lief und ein Telefon in der Hand hielt. Ich sah auf die Tankanzeige und bemerkte das der Wagen kaum noch Sprit hatte. Ich sah mein Gesicht im Rückspiegel an und bemerkte erschrocken das ich Blut an meiner Wange kleben hatte. Auch mein T-Shirt schien nicht verschont geworden zu sein. Kleine, dunkle Blutspritzer waren auf dem Grauen Stoff zu sehen. "Scheiße" ich zog mir das Shirt über den Kopf und nahm mir dann aus der Tasche, die ich zuvor zusammen gepackt hatte, einen dunklen Hoodie, denn ich mir wieder über meinen Körper zog. Danach nahm ich mir etwas Wasser aus der Flasche und ließ es Tröpfchenweise auf mein T-Shirt, das ich zuvor ausgezogen hatte, tropfen. Mit dem Nassen T-Shirt tupfte ich mir das Blut von meinem Gesicht ab.

Mit meiner Kapuze ins Gesicht gezogen und meiner Tasche fing ich an das Auto zu Tanken und dann zum Gebäude zu gehen um zu bezahlen und nach etwas essbaren zu sehen. Zuvor hatte ich den Wagen noch zur Seite gefahren. Ich lief durch den Laden und nahm letztendlich einen Schokoriegel, ein Sandwich und eine weitere Flasche mit Wasser mit an die Kasse. Ich stellte die Sachen auf den Tresen und ließ den Kassierer die Dinge Scannen. Mein Blick richtete sich an den Fernseher, der an der an der Wand hing und auf dem zur Zeit Nachrichten abgespielt wurden. Ich erschrocken als ich die Meldung über mehrere Leichen sah, die in einer Lagerhalle gefunden worden waren. Selbst der Kassierer musste meinen schockierten Gesichtsausdruck gesehen haben den er wechselte seinen Blick zwischen mir und dem Fernseher hin und her "Krasse Scheiße passiert in dieser Welt, nicht wahr?". Ich nickte und zwang mir ein kurzes Lächeln auf meine Lippen. "Das macht dann 53.85$" ich gab ihm das Geld und packte mir danach die Sachen in die Tasche.

"Wie heißt du?" fragt der Kerl mich und sieht mir dabei in die Augen. Schulter zuckend drehte ich mich um und machte mich auf den Weg zur Tür. Kurz bevor ich aus dem Laden trat, drehte ich mich noch einmal zu ihm zurück. Sein Lächeln war verschwunden und er starrte mich mit riesigen Augen und voller Angst an. Verwirrt sah ich zum Fernseher auf dem tatsächlich ein Bild von mir, mit der Unterschrift das ich gesucht werde, war. Meine Augen weiteten sich und ich fing an zu rennen. Erst überlegte ich ob ich den Wagen nehmen sollte, aber der Kassierer würde den auf jedenfall wieder erkennen und die Polizei rufen. Er würde die Polizei wahrscheinlich so oder so rufen, aber ohne das Auto hätten sie keinen Anhaltspunkt um mich zu finden. Ich ließ also das Auto zurück und rannte in den Wald, der sich direkt hinter der Tankstelle befand.
Scheiße sie werden verdammt nochmal nach mir suchen. Mich wird niemand mehr in Ruhe lassen. Ich werde mich verstecken müssen. Zumindest solange bis Gras über die Sache gewachsen ist. Ich rannte und rannte und rannte, aber ich kam einfach nicht aus der Puste. Nach beinahe einer halben Stunde hörte ich auf. Ich lehnte mich an einen Baum und ließ mich auf die Erde sinken. Dann öffnete ich die Tasche und nahm mir das Sandwich raus. Genüsslich biss ich hinein.

Oh Gott. Ich hatte ja so einen Hunger gehabt. Nachdem ich das Sandwich aufgegessen hatte packte ich mir das Wasser und trank die Flasche in einem Zug aus. Ausgepowert legte ich meinen Kopf auf die Tasche und kauerte mich zusammen. Weinend ließ ich alles was passiert war Revue passieren, bis ich trotz der beißenden Kälte eingeschlafen war.
Als ich wieder aufwachte war ich umgeben von Vogel Gezwitscher und die Strahlen der Sonne wärmten mich auf. Ich stand auf um mich zu strecken und meine, durch den harten Waldboden verspannten Gelenke zu entspannen. Gähnend schnappte ich mir meine Tasche, damit ich ohne große Umschweife  einfach weiter laufen konnte. Je weiter ich weg von meiner Schwester war, desto besser war es schließlich. So konnte ich sie nicht verletzen. 

In meinen Gedanken vertieft lief ich durch den Wald, meinen Blick auf den Boden gerichtet. Die Ruhe die mich umgab tat irgendwie gut, aber irgendwann wurde es mir suspekt. Es war unfassbar ruhig. Nicht einmal die Vögel schienen einen laut von sich zu geben und es fühlte sich so an, als ob auch der Wind nun die Richtung gewechselt hatte. Und dann war da dieses Knacken. „Hallo? Ist da jemand" somit brach ich die Stille und drehte mich um. Auch der Wind fing wieder an zu Pusten und so kuschelte ich mich zitternd tiefer in meinen Hoodie hinein. Kopfschüttelnd richtete ich meinen Kopf wieder nach Vorne. War ich den jetzt vollkommen bescheuert? Erschrocken wich ich zurück, denn ein Mann, sicher an die zwei Meter stand vor mir und beobachtete mich genau. „Heilige Scheiße! Was ist den los?" fragte ich ihn mit klopfendem Herzen. Er fing an an mir zu riechen und sagte dann ganz selbstverständlich „Werwolf", sein Finger war dabei auf mich gerichtet und plötzlich traten einige Menschen  hinter Bäumen hervor und beäugten mich gespannt.

Wo war ich hier nur gelandet.

W&W // Die2NightWhere stories live. Discover now