Prolog

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Wenn man in der Bahn sitzt, das leise Rattern im Ohr und das grelle Neonlicht
um sich herum, wirkt alles, was am Fenster vorbei zieht, irgendwie verlangsamt.
Fast schon unwirklich.

Von draussen ist das ganz anders.
So schnell. Laut. Gefährlich.

Unsicher trete ich auf der Stelle auf und ab.
Panik.
Sie ist überall, umhüllt mich, scheint mich zu zerquetschen.
Meine Atmung ist viel zu schnell.
Ich werfe einen raschen Blick auf die Uhr.
17:42.
In drei Minuten fährt die nächste Bahn hier lang.
Die Uhrzeit auf dem kleinen Display leuchtet mir entgegen, so hell, dass man die Aufforderung in der Ecke kaum sieht.
Es sei denn, alles hängt davon ab.
17:43.
Wie weit soll ich gehen, um zu siegen?
Wird es nicht allmählich zu viel?
Ich schüttele langsam den Kopf und schaue mich unsicher um.
Hinter mir ist der Zaun, der die Bahnstrecke von der Außenwelt abtrennt.
17:44.
Wie von selbst bewegen sich meine Beine.
Im nächsten Moment spüre ich das kühle Metall der Gleise durch meine Schuhe.
Ich stehe mitten auf den Schienen.
Monoton lege ich mich hin, es ist, als würden meine Arme und Beine auf jemand anderen hören.
Die Stille ist beunruhigend.
Der Wind weht mir leicht durchs Haar, während ich mich etwas drehe.
Es wirkt so unwirklich, als wäre ich eigentlich nicht hier.
Erst mit dem Geräusch der herannahenden Bahn, brechen alle Gefühle auf einmal über mich herein.
Mein Puls ist viel zu schnell.
Ich will aufspringen, einfach nur noch hier weg.
Doch es ist zu spät, ich kann nicht mehr hoch.
Das würde mich mit Sicherheit umbringen.

Ein entsetzter Schrei entweicht meinen Lippen, als das so riesig wirkende Gefährt auf mich zurast.
Das Geräusch wird immer lauter, Tränen steigen in meine Augen.
Das überleb ich nicht.
Meine Kehle fühlt sich furchtbar eng an.
Nur noch ein, höchstens zwei Meter trennen mich von dem Monstrum.
Panisch kneife ich die Augen zusammen.
Wind peitscht mir ins Gesicht, es ist unglaublich laut, doch ich lasse die Lider geschlossen.
Ich will nicht sehen, was passiert, will einfach nur,dass es vorbei ist.
Etwas streicht an meinen Ärmel lang.
Ein Schmerzenslaut entweicht mir.
Was ist jetzt los?
Ich liege richtig. Nichts wird mich treffen.
Oder?
Mir wird übel vor Angst.
Plötzlich kratzt etwas über mein Bein, verhakt sich in meinen Klamotten.
Ich schreie.
Mein Körper wird herumgerissen.
Steine schaben wie Messerstiche über meinen Rücken.

Mir wird übel vor Schmerz, meine Augenlider beginnen zu flackern.
Ich.
Ein schrilles Quietschen ertönt.
Darf.
Meine Trommelfelle scheinen zu platzen.
Nicht.
Das Rauschen in meinen Ohren wird immer lauter.
Aufgeben!
Im nächsten Moment wird mir schwarz vor Augen.

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