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the devil is real. and he is not a little red man with horns and a tail. he can be beautiful. because he is a fallen angel, and he used to be gods favorite.

Die ersten fünf Reihen der hölzernen Kirchenbänke auf beiden Seiten sind von trauernden Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten besetzt. Schluchzer erfüllt den hallenden Raum und ihre Mutter hat ihr Gesicht in der Schulter ihres Mannes vergraben. Andere haben Tränen in den Augen, wenige weinen.

Angel sitzt in der letzten Reihe und starrt am Pfarrer vorbei zum schwarzen Sarg. Ihrem Wunsch getreu, ist es eine Trauerfeier mit geschlossenen Sarg.

Ihr Bruder hatte Angel bereits zu Beginn der Trauerfeier bemerkt. Sie war bereits da als seine Eltern und er eintrafen. Er erkannte ihren blonden Haarschopf in der Sekunde, wo seine Augen auf den Hinterkopf trafen; er hatte sein Gesicht angeekelt verzogen.

Angel sitzt alleine. Eigentlich hatte sie vor zu gehen ehe die Trauerfeier begann, jedoch hatte sie die Zeit aus den Augen verloren und einfach aufzustehen und zu gehen wäre unhöflich.

Der Pfarrer beendet seine Rede und bittet ihn nach vorne, da er noch einige Worte sagen möchte. Angel reißt ihren Blick vom Sarg und beobachtet, wie der schwarzhaarige Junge in der ersten Reihe aufsteht und zum Pult hinüber geht. Seine Augen treffen augenblicklich auf ihre und er räuspert sich.

„ Emilia war etwas besonderes.", fing er mit einem kleinen, traurigen Lächeln an und dreht sich kurz um, um seine Hand auf den Sarg zu legen. „ Manchmal war sie auch nervig, aber das ist gerade unpassend. Meine kleine Schwester-"

Angel schaltet ab. Sie will seine Worte nicht hören. Sie kennt die Wahrheit. Sie weiß, dass sein ganzer Akt nur Fassade ist. Sie -Emilia- hatte Angel von ihm erzählt; wie er wirklich ist.

Und der echte Blake Andrew Gean ist alles andere als ein Engel- auch wenn alle anderen etwas anderes sagen würden.

Und er weiß, dass Emilia Angel von seinem wahren Ich erzählt hat.

Und seitdem hinterfragt sie jedes Wort was ihm über die Lippen kommt.

„ Möchte noch jemand was sagen?", fragt er dann als er seine Rede beendet. Wie zuvor starrt er in Angel's Richtung. Etwas glitzert in seinen Augen und ein kleines, boshaftes Lächeln ziert sein gebräuntes Gesicht.

Niemand rührt sich. Der Pfarrer stellt sich neben Blake und legt ihm seine Hand auf die Schulter. Er dankt Blake und bittet ihn sich wieder hinzusetzen. Blake hält seinen Blick auf Angel gerichtet, welche seinen Blick nur emotionslos erwidert.

Der Pfarrer beendet die Trauerfeier und bittet die Anwesenden mit zum Friedhof zu kommen. Die Anwesenden aus den ersten fünf Reihen stehen murmelnd auf. Abwartend bleiben sie in den Reihen stehen bis die sechs Sargträger den Sarg anheben und voran marschieren. Emilia's Eltern und Blake folgen, dann der Rest. Als Blake an Angel vorbeizieht, streicht er mit seinen warmen Fingerspitzen über ihren nackten Arm. Angel schaudert und zieht ihren Arm weg. Sie wirft ihm einen wütenden Blick zu.

Angel bleibt eine Weile auf der Kirchbank sitzen und schaut starr geradeaus. Ihre beste Freundin würde niemals zurückkommen. Sie wird nie wieder schlechte Witze mit ihr machen und großartige Erinnerungen schaffen. Emilia ist weg. Und das macht Angel traurig, natürlich. Gleichzeitig weiß sie jedoch, dass sie unglücklich war und es wahrscheinlich einfacher war aufzugeben als weiterzukämpfen.

Und das macht Angel ein wenig wütend. Sie hatten Pläne gehabt und hätte sie nur noch etwas länger weitergekämpft, hätten sie beide glücklich sein können.

„ Geht es Ihnen gut, Miss?", reißt eine kratzige, weibliche Stimme Angel aus den Gedanken. Erschrocken zuckt sie zusammen, wischt sich über die nassen Wangen und schaut zur Frau, die sie im Moment besorgt anschaut.

Angel nickt und lächelt traurig. „ Ja, mir geht es gut.", erwidert sie leise und wirft einen Blick auf ihre Armbanduhr. „ Tut mir Leid, ich muss los. Schönen Tag noch."

Hastig steht Angel auf und möchte gerade gehen als die alte Frau ihr Handgelenk mit ihrer faltigen Hand umfasst. Irritiert gefriert Angel in ihrer Bewegung und schaut zuerst zu ihrem Handgelenk, dann zur Frau. Fragend hebt sie eine Augenbraue.

„ Sei vorsichtig, Kind.", fängt sie besorgt an und umklammert das Handgelenk fester. „ Der Teufel ist ein gefallener Engel. Sein Aussehen ist makellos, sein Lächeln lässt Herzen flattern und seine Augen ziehen einen in seinen Bann."

„ Was?", fragt Angel verwirrt. Der Griff um ihr Handgelenk wird immer stärker. Angel wimmert leise auf und legt ihre Hand auf die der alten Frau. Vergeblich versucht sie die Hand von sich zu trennen.

„ Doch man darf nicht vergessen, dass er der Teufel ist; das reine Böse.", setzt sie fort und schüttelt fassungslos den Kopf. „ Sei vorsichtig, Kind. Man fällt schnell, heilen tut man nie."

Plötzlich lässt die Frau Angel's Arm los und lächelt sie an. Ihre blassblauen Augen schauen jedoch an Angel vorbei. Verwirrt schaut Angel über ihre Schulter und als sie nichts sieht, dreht sie sich zurück, um zu sehen, dass die alte Frau bereits gegangen ist.

AngelWhere stories live. Discover now