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not a saint, but do i have to be?

„ Hallo Dad.", begrüßt Angel den Mann vor sich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Unwohl richtet sie den Schultergurt ihrer riesigen Reisetasche und verlagert ihr Gewicht von einem Bein auf das andere.

„ Angel.", erwidert er erfreut und breitet seine Arme aus, um sie in den Arm zu nehmen. Angespannt umarmen sich Vater und Tochter. Als sie sich von einander lösen, lächelt ihr Vater Angel glücklich an.

„ Ich habe dich vermisst.", verkündet er und greift nach ihrem Koffer. „ Soll ich das auch noch abnehmen?", fragt er und deutet auf die Reisetasche auf ihrer Schulter.

Angel schüttelt den Kopf. „ Nein, ist schon in Ordnung.", erwidert sie mit einem leichten Lächeln und fährt sich durch die blonden Haare. „ Wollen wir dann?"

Als Antwort nickt ihr Vater lediglich und greift nach dem anderen Koffer. Mit einem kleinen, aufmunternden Lächeln dreht er sich um und marschiert in Richtung Flughafenausgang.

Am Auto angekommen packt ihr Vater die Koffer und die Reisetasche in den Kofferraum. Schweigend setzen sie sich auf die Vordersitze des Autos. So verbringen sie beinah die gesamte Autofahrt; schweigend, die einzige Geräuschquelle ist das Radio. Angel starrt mit leeren Blick aus dem Fenster und beobachtet die vorbeiziehende Landschaft.

„ Ich bin mir sicher, dass es dir hier gefallen wird.", fängt ihr Vater auf einmal ein Gespräch an. „ Saint freut sich schon dich wiederzusehen."

„ Wir haben uns gerade erst gesehen.", erwidert Angel leicht belustigt und wirft ihrem Vater einen kurzen Blick zu. Zum ersten Teil seiner Aussage sagt sie nichts.

Ihr Vater seufzt auf und wirft Angel einen Seitenblick zu. „ Angel, es tut mir Leid, aber du weißt-"

„ Es ist nicht deine Schuld, also entschuldige du dich nicht.", unterbricht sie ihn harsch und ballt ihre Hände zu Fäusten. Wut erfüllt ihre Sinne und Tränen der Wut und Enttäuschung brennen in ihren Augen. „ Können wir nicht darüber reden?"

„ Angel.", sagt er mitfühlend, wird jedoch bevor er etwas anhängen konnte, wieder von Angel unterbrochen.

„ Bitte.", fleht sie mit geschlossenen Augen. Angel hat ihre Unterlippe zwischen ihre Zähne gesogen und kaut auf ihr herum.

Damit war das Gespräch verklungen und weder ihr Vater, noch Angel wollten noch was sagen.



„ Angel."

Innerhalb einer Sekunde wird knallt die weiße Tür gegen die Wand und ein schwerer Körper schmeißt sich auf ihren zierlichen. Augenblicklich verlässt jeglicher Sauerstoff Angel's Lungen und sie keucht erschrocken auf.

„ Opps, Tschuldigung.", lacht Saint und entfernt sich von seiner Zwillingsschwester. „ Aber du kannst mich nicht dafür hassen, dass ich mich freue, dich wiederzusehen und hier zu haben!"

Angel schaut Saint durch verengte Augen an, schüttelt dann fassungslos den Kopf und rutscht auf ihrem Bett etwas, um ihm Platz zu machen. Saint versteht die stumme Nachricht und springt mit einem zufriedenen Lächeln auf den Platz.

„ Also, wie gefällt es dir hier bisher?", fragt er und legt den Arm um ihre Schulter. „ Hast du das Haus überhaupt verlassen?"

„ Nein, bisher habe ich nur eine Haustour bekommen, meine Sachen ausgepackt, versucht Mutter anzurufen und Netflix geschaut.", beantwortet sie seine Frage ehrlich und verdreht ihre Augen bei der Erwähnung ihrer Mutter.

Wissend zieht Saint sie enger an sich und gibt ihr einen Kuss auf die Schläfe. „ Mach dir keinen Kopf deswegen. Bei Dad ist es sowieso besser.", versucht er sie aufzumuntern und knuddelt sie noch einmal ehe er sie los lässt.

Kichernd verdreht Angel ihre Augen. „ Das sagst du nur, weil du Dad lieber magst.", erwidert sie vorwurfsvoll und wirft Saint einen kurzen Blick zu.

Saint zuckt mit den Schultern. „ Und? Du weißt, dass du hier bist, weil es zu deinem Besten ist.", erklärt er und seufzt auf. „ Hast du Hunger?"

„ Wenn ich noch einmal höre, dass das zu meinem Besten ist, werde ich mir die Ohren abreißen.", murrt Angel genervt und vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen. Nach einigen Sekunden fährt sie sich durch ihre Haare und steht von ihrem Bett auf. „ Lass uns was essen."


„ Angel ist um längen besser als Saint.", wiederholt Saint lachend und schüttelt seinen Kopf. „ Du heißt mindestens nicht wie ein Kardashian-Kind." Nach seiner Aussage verzieht er das Gesicht und beißt in sein Stück Pizza.

„ Pete Wentz' Kind heißt aber auch Saint.", wirft Angel ein. „ Außerdem heißt dein Name nicht übersetzt Engel."

„ Aber Heiliger.", erwidert er schnell und grinst seine Schwester überlegen ab. „ Zu dir passt es zumindest, bei mir eher weniger."

„ Hey!", ruft sie empört und wirft ihre benutzte Serviette nach ihm. Lachend weicht er der weißen Serviette aus und streckt ihr die Zunge raus.

„ Was? Es passt nunmal zu deinem Aussehen. Blonde Haare, riesige, blaue Augen und weiche Gesichtszüge. Außerdem bist du die niedlichste und unschuldigste Person die ich kenne.", erläutert er mit einem riesigen Grinsen auf dem Gesicht.

Angel verdreht die Augen. „ Du weißt schon, dass wir beinah identisch aussehen. Würdest du deine Haare nicht dunkel färben, dann würdest du genauso unschuldig aussehen wie ich.", erwidert sie genervt und lehnt sich in ihrem Stuhl zurück.

„ Das ist der Grund, wieso ich sie mir färbe.", erklärt Saint schelmisch und beißt noch einmal in seine Pizza. „ Bist du aufgeregt wegen morgen?"

Angel's Blick wandert durch die riesige Küche. „ Nicht wirklich. Ich habe einfach keine Lust die Neue zu sein.", antwortet sie und zuckt mit den Schultern. Ihre Stimme ist erfüllt von Trauer.

Saint lächelt sie aufmunternd an. „ Kann ich verstehen.", sagt er mit einem leichten Kichern, wird jedoch schnell wieder ernst. „ Du solltest da vielleicht was wissen."

„ Was?", fragt Angel sofort panisch als sie den Stimmungsumschwung ihres Bruders bemerkt und schaut ihn mit riesigen Augen an.

„ Keine Panik.", erwidert er schnell und schaut sie beruhigend an. „ Du solltest niemals Streit mit Odessa Carter anfangen. Am Besten wäre es, würdest du doch komplett von ihr fern halten."

„ Wieso das?", hinterfragt sie und zieht verwirrt die Augenbrauen zusammen.

Saint seufzt auf und fährt sich durch die Haare. „ Sie ist die Schwester von Sin Carter und Sin kann sehr launisch sein.", erklärt er vorsichtig.

„ Und was ist jetzt mit Sin?", fragt sie weiter und rollt genervt mit den Augen.

Saint zögert, um nach den richtigen Worten zu suchen. „ Er ist jemand, mit dem man sich nicht anlegen möchte."

AngelWhere stories live. Discover now