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insecurity will destroy you

Mit einem kritischen Gesichtsausdruck begutachtet Angel ihr Spiegelbild. Unsicher zupft sie an ihrem schwarzen Skaterrock und legt den Kopf leicht schief. Immer noch unzufrieden mit ihrem Outfit stöhnt sie genervt auf und dreht sich vom Spiegel weg. Bevor sie jedoch ihren Kleiderschrank erreichen kann, klopft es an ihrer Zimmertür und der dunkelbraune Haarschopf ihres Bruders taucht auf.

„ Bist du fertig?", fragt er mit seinem Blick auf seinem Smartphone. Das Licht des Displays ist auf voller Stufe eingestellt und taucht Saint's Gesicht in ein weißes Licht.

„ Ja.", erwidert Angel zögernd und schaut zweifelnd zu ihrem Kleiderschrank. Sie möchte sich zwar umziehen, weiß jedoch, dass sie wahrscheinlich dann zu spät kommen und sie möchte keinen schlechten ersten Eindruck bei ihren Lehrern hinterlassen. Leise fluchend greift sie nach ihrer Schultasche und geht auf ihren Bruder zu. Saint ist so in seinem Handy vertieft, dass er nicht mitbekommen hat, wie Angel auf ihn zu gekommen ist und nun mit abwartender Miene vor ihm steht.

„ Wollen wir?", fragt sie nach einigen Sekunden und hebt fragend eine Augenbraue in die Höhe. Saint schaut leicht erschrocken auf, nickt und steckt sein Handy in seine hintere Hosentasche.

„ Los geht's.", grinst er und wirft seinen linken Arm um ihre Schulter.

„ Denk dran, was ich dir gesagt habe.", fängt Saint energisch an als er den Motor ausstellt. „ Leg dich bitte nicht mit Odessa an." Leicht besorgt wirft er seiner Schwester einen Blick zu, welchen sie jedoch mit einer Handbewegung abtut, ihre Tasche schultert und steigt mit einem kurzangebundenen 'Hab dich lieb, bye' aus.

Belustigt schüttelt Angel ihren Kopf und bleibt einige Meter von Saint entfernt stehen. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen schaut sie zuerst das Gebäude an, dann schaut sie sich kurz die Schülermenge vor dem Gebäude an.

„ Du hättest auch auf mich warten können.", beschwert sich Saint murmelnd und bleibt neben ihr stehen. Wie bereits früher am Tag legt Saint seinen Arm um ihre Schulter.

Mit einem neckischen Lächeln schaut Angel zu ihren Bruder hinauf. „ Damit du deine Große-Bruder-Rede beenden kannst? Newsflash Saint: Ich bin die ältere." Kichernd pickt sie ihm in die Seite und macht sich auf den Weg ins Schulgebäude.

Saint hat sie innerhalb weniger Sekunden wieder eingeholt. „ Schön, dass du es mir unter die Nase reibst.", murrt er gespielt unzufrieden. „ Trotzdem bin ich dein Bruder und werde-"

„ Ja, du wirst dir immer Sorgen machen und blah blah blah. Saint, ich bin schon groß. Ich kann auf mich selbst aufpassen.", unterbricht sie ihn und rollt mit den Augen. „ Und jetzt mach dich nützlich und zeig mir, wo das Sekretariat ist."


Nervös starrt Angel die Tür zum Kursraum an. Saint hat sich mit verschränkten Armen an die Wand neben der Tür gelehnt und schaut sie belustigt an. Angel hat ihre Unterlippe zwischen ihre Zähne gezogen und kaut auf ihr herum. Ihr Blick wandert die ganze Zeit zwischen der Türklinke und Saint hin und her.

Saint lacht leise auf und und senkt seinen Blick, um ihn dann leicht zu heben und Angel von unten anzuschauen. „ Worauf wartest du?", fragt er immer noch leicht lachend.

Angel wirft ihm einen mahnenden Blick zu. „ Wieso bist du überhaupt noch hier? Hast du etwa keinen Unterricht?", erwidert sie schlecht gelaunt. Ungewollt hat sie ihr Gesicht leicht verzogen, sodass sich leichte Falten auf ihrem Gesicht gebildet haben.

„ Nein, ich habe Montags immer die ersten beiden Stunden frei.", antwortet er weiterhin belustigt und deutet mit den Kopf auf die Schulter. „ Du aber und du stehst immer noch hier."

Genervt verdreht sie die Augen und erwidert in einem leicht ergebenden Ton: „ Gut, ich bin nervös, zufrieden?" Nun hat sie ihre Arme vor der Brust verschränkt und schaut ihren Bruder böse an.

Schelmisch grinst Saint seine Schwester an, ballt seine Hand zur Faust und klopft -ehe Angel etwas unternehmen konnte, um ihn aufzuhalten- an der Tür. Entsetzt schaut Angel ihn an, tritt jedoch an die Tür heran und greift nach der Klinke.

„ Du-", fängt sie leise an und drückt die Klinke herunter. „ Arschloch.", zischt sie und wirft ihm einen wütenden Blick zu. Mit einem Ruck öffnet sie die Tür und tritt in den stillen Raum ein- alle Blicke auf sie gerichtet.

Die Lehrerin schaut sie unzufrieden an und schüttelt ihren Kopf kaum merklich. Mit dem Rücken zum Kurs gewendet und das Gesicht zu Angel gewendet sagt sie: „ Sie müssen Angel Rome sein, setzen Sie sich." Mit einem strengen Blick schaut sie Angel eine Weile länger an, wendet sich dann jedoch ab.

Unsicher und mit einem leicht nervösen Lächeln schaut sich Angel im Kursraum um und entscheidet sich kurze Zeit später, sich neben ein Mädchen mit blonden Haaren zu setzen. Schweigend durchquert sie den Raum und lässt sich auf ihren ausgewählten Platz fallen.

„ Hey, ich bin Kenna.", stellt sich das Mädchen neben ihr vor und lächelt sie freundlich an. Angel bemerkt sofort die leichten Sommersprossen auf ihren Wangen und ihrer Nase und die strahlend grünen Augen. Sie erwidert ihr Lächeln und wiederholt ihren Namen.

„ Wieso wechselst du eigentlich mitten im Jahr die Schule?", fragt die Blondine neugierig.

Angel's Lächeln fällt leicht. „ Ich bin zu meinem Vater gezogen.", erklärt sie kurz. „ Wie heißt eigentlich unsere Lehrerin?"

Kenna nickt verständnisvoll. „ Mrs. Guillibert.", antwortet sie auf Angels Frage. „ Sie ist, wie du vielleicht gemerkt hast, sehr freundlich. Wahrer Sonnenschein an einem Montagmorgen, findest du nicht?"

Angel stimmt in Kenna's leichtes Lachen ein und schüttelt den Kopf. „ Ein wahrer Sonnenschein. Und mein Bruder meinte, es würde nicht so schlimm werden."

„ Bruder? Ist er auch neu herzgezogen?", fragt Kenna augenblicklich aufgeregt und mit einem glitzern in den Augen. „ Wir haben ungefähr zehn gut aussehende Typen."

Angel schüttelt den Kopf. „ Nein, mein Bruder heißt Saint.", erwidert sie und beobachtet wie sich die Zahnräder in Kenna's Gehirn sich bewegen.

„ Rome. Verdammt, dass hätte ich wissen müssen.", murrt sie verständnislos und schüttelt den Kopf. Sie mustert Angel's Gesicht und stützt die Lippen. „ Jetzt, wo du es sagst, ihr seht euch ziemlich ähnlich."

„ Das ergibt Sinn, da wir Zwillinge sind.", lacht Angel und grinst.

„ Verdammt."

AngelWhere stories live. Discover now