41 - haircut

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Gefühlt waren wir nur ein paar Minuten auf dem Schiff, zurückgekehrt von unserem wunderschönen Trip in Paris, da fand Eleanor Louis und mich an Deck. Mir war klar, dass sie sich vor mir mit ihrer Lautstärke und den Vorwürfen zurückhielt und Louis deshalb schnell auf ihre Kabine bringen wollte, damit sie ihn dort anschreien konnte. Sie regte sich darüber auf, dass Louis einfach über Nacht verschwunden war und die Aussage des Wuschelkopfes, dass Eleanor gesagt hätte, er solle sehen wo er bleibt, trug auch nicht gerade dazu bei, dass die Brünette sich beruhigte. So endete ich nach nur kurzer Zeit wieder allein, bis Niall mich fand und auch in jedem Detail wissen wollte, was Louis und ich unternommen hatten.

Ihm war es immernoch suspekt, dass zwei Freunde, von denen einer schwul und der andere so gutaussehend wie Louis war, zusammen für eine Nacht in die Stadt der Liebe abhauen konnten, ohne das etwas passiert. Ich verstand seine Skepsis, sein Gefühl täuschte ihn auch nicht, dennoch war es besser, wenn es keiner wusste, solange Louis noch nicht die Verlobung aufgelöst hatte. Ich wollte niemanden in die Geheimniskrämerei mit hinein ziehen und das Liam wusste, dass Louis sich für mich von Eleanor trennen wollte, war schon genug. Er wusste bisher nicht, was alles vom einfachen Küssen bis zu dem Erlebnis in der Badewanne zwischen uns vorgefallen war und auch dies sollte erstmal so bleiben, bis New York zumindest. Es war eine Sache zwischen Louis und mir, das zu regeln.

Den ersten Tag nach Paris, der erste Tag der Überführung nach New York, sah ich Louis nicht. Ich musste ohnehin arbeiten und ich vermutete, dass Eleanor ihm nach den letzten zwei Tagen die Hölle heiß machte. Zumindest hoffte ich, dass es das war, denn den Gedanken daran, das sie wohlmöglich miteinander schliefen oder ähnliches taten, ertrug ich nicht. Fünf Tage auf See bis New York und dennoch hörte es sich an wie eine unerträglich lange Ewigkeit. Den Abend des ersten Tages verbrachte ich an der Poolbar mit meinen Freunden und Arbeitskollegen. Louis war kein Thema, es war einfach unbeschwerte, amüsante Zeit, die manchmal durch die viele Arbeit auf der Strecke blieb. Aber zum Glück machten wir es uns selbst auf der Arbeit so spaßig wie möglich.

Am zweiten Tag hatte ich Frühschicht und befand mich danach auf dem Weg zum Friseur, wollte diesem endlich einen Besuch abstatten, wie ich es von Anfang an geplant hatte, als ich aufgehalten wurde. ,,Harry, hey", hörte ich Louis wunderschöne Stimme hinter mir rufen, weshalb ich sofort stehen blieb und mich lächelnd umdrehte. ,,Hi, was machst du denn hier?", begrüßte ich ihn, öffnete meine Arme, in die er sich gleich warf und mich fest an sich drückte. ,,Ach, frag nicht. Ich bin einfach nur froh, wenn wir in New York sind. Ich wollte dir gestern schreiben, aber sobald ich mein Handy auch nur angesehen habe, wurde ich wieder angeschrien.  Jetzt meinte Eleanor, braucht sie nach diesem ganzen Stress erstmal eine Wellnessbehandlung und die macht sie gerade natürlich", erzählte Louis, woraufhin ich abwinkte.

,,Ich musste gestern sowieso arbeiten und hab danach noch was mit Niall, Liam, Luke und den ganzen Konsorten gemacht. Also hab ich dich gar nicht so sehr vermisst", schmunzelnd klopfte ich Louis auf die Brust, der gespielt empört die Luft einsog. ,,Du hast nicht dieses Gesamtpaket von einem Nachfahren Herkules' vermisst?", fragte Louis schockiert und zeigte auf sich selbst. Lachend schüttelte ich den Kopf. ,,Ich denke für einen Nachfahren von Herkules bist du etwas zu klein", kichernd lief ich weiter, Louis blieb kurz stehen, bevor er schleunigst zu mir aufholte. ,,Ach, wie groß der war weiß man doch gar nicht", widersprach Louis, wurde dann aber ernster, ,,hast du mich wirklich nicht vermisst?" ,,Doch natürlich", schmunzelnd über Louis Gedanken schüttelte ich den Kopf und sah ihn aufrichtig an.

,,Perfekt, ich hab dich auch vermisst und ich hab gehofft, das zu hören, denn ich bräuchte deine Hilfe." ,,Wieso denn? Ich hab jetzt eigentlich keine Zeit, ich wollte zum Friseur", widersprach ich und da Louis stehen blieb, tat ich dies auch. Wenn das so weiter ging war ich Rapunzel, bevor ich jemals meine Haare geschnitten bekam. ,,Wie viel willst du dir denn abschneiden?" Ich verdrehte lachend die Augen. ,,Mal sehen, aber jetzt komm zum Thema", forderte ich Louis auf, der nickte. ,,Also, Eleanor hat uns für morgen bei 'MasterChef At Sea' angemeldet, jetzt will sie dort aber wegen dem Streit nicht mehr hin und spielt morgen Tennis mit ihren Freundinnen." ,,Lou", seufzte ich, Masterchef At Sea war eine Veranstaltung vom Kreuzfahrtschiff, bei der sich Gäste anmelden können, um dort etwas kulinarisches zu kochen und dies von MSC Köchen an Bord beurteilen zu lassen.

,,Bitte Haz, ich kann absolut nicht kochen, wir haben das schon bezahlt und es wäre doch echt blöd, würde das Geld verfallen", er sah mich aus seinen großen blauen Hundeaugen an und machte mich damit ganz weich. ,,Mitarbeiter dürfen daran nicht teilnehmen", versuchte ich mich rauszureden, ein wirklicher Meisterkoch war ich auch nicht, das konnte doch nur im Chaos enden. ,,Bitte Harry, das muss doch keiner wissen." ,,Dir ist bewusst, dass die Leute mich kennen?" Schmunzelnd über Louis Versuch mich zu überreden, sah ich ihn weiter an. ,,Gut, aber könnt ihr das nicht irgendwie klären? Ich möchte sicher nicht allein und als letzter aus diesem Wettbewerb hervorgehen", er schob seine Unterlippe vor und hatte mich damit schlussendlich um seinen Finger gewickelt. ,,Na schön, aber du überlegst was wir kochen", gab ich nach und erhielt dafür eine feste Umarmung. ,,Danke Harry, du bist der beste. Zum Dank können wir gerne danach das aus Paris wiederholen", raunte Louis mir ins Ohr und verschaffte mir bei den Erinnerungen eine Gänsehaut.

,,Mal sehen, was sich da tun lässt. Jetzt will ich aber echt zum Friseur", lenkte ich ab und lief weiter, Louis neben mir her. ,,Na schön, aber ich komme mit", dies tat er ohne auf eine Antwort von mir zu warten, ich hatte allerdings auch keinen Grund zu widersprechen. Der Friseur war in der kleinen Innenstadt des Schiffes, direkt neben dem Klamottenladen, in dessen Umkleidekabine Louis und ich schon rumgemacht hatten. Bei diesen Gedanken schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen und auch mein Nebenmann wusste, weshalb ich so grinste. ,,Können wir gerne wiederholen", ohne weiteren Kontext flüsterte er mir dies ins Ohr, doch das war auch gar nicht nötig und ich nickte leicht.

Louis hielt mir die Tür zum Friseur auf und er trat hinter mir ein, direkt wurden wir begrüßt und ich erhielt einen Platz vor dem Spiegel. Louis wurde extra ein Stuhl gebracht, damit er sich zu mir in die Nähe setzen konnte. ,,Also, was hättest du denn gerne?" Die Frau mit rot gefärbten Locken sah mich durch den Spiegel an und fing schon einmal damit an, meine Haare zu bürsten. ,,Ein wenig die Länge und die Seiten kürzen, damit man die Locken zwar noch etwas im Ansatz sieht, ich meine Haare aber wieder ohne Probleme nach oben stylen kann, ohne das mir eine Strähne ins Auge hängt." ,,Finde ich gut, das wuschelige in deinen Haaren mag ich auch so gerne", gab Louis dazu. ,,Du solltest deine Seiten auch mal wieder kürzen", kommentierte ich das Geschehen nur, denn wenn er mir in meine Haare reinreden durfte, durfte ich das auch.

,,Stimmt, jetzt wo du es sagst", sprach Louis zu mir, wandte sich dann an die Friseurin, ,,könnte eine Kollegin von Ihnen das vielleicht machen?" ,,Natürlich, dort meine Kollegin ist frei, sagen sie ihr einfach Bescheid, dann sehen sie in fünf Minuten aus wie neu." Bei Louis dauerte es wirklich nicht viel länger als fünf Minuten, bei mir schon etwas länger und die restliche Zeit über saß er bei mir. Wir unterhielten uns mit der Friseurin, die laut ihrem breiten Grinsen sicher davon ausging, dass Louis und ich ein Paar waren. Zum Glück sprach sie uns aber nicht darauf an und beendete den Haarschnitt mit Bravur. An der Kasse konnte ich gar nicht so schnell gucken, da hatte Louis schon für uns beide bezahlt und zusammen gingen wir noch nach draußen an Deck. Wir stellten uns an den Bug, genossen den Wind in den frisch gekürzten Haaren und die Sonne auf der Haut, bis Louis plötzlich fröhlich wie Wickie von den Wikingern mit den Fingern schnippste. ,,Ich weiß, was wir morgen kochen werden."

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Harry hat es endlich zum Friseur geschafft😹 Was Louis wohl für den kleinen Wettbewerb kochen möchte?

Einen schönen dritten Advent💗
All the love xx

Secret Love At Sea - Larry StylinsonWhere stories live. Discover now