Kapitel 16

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"Kann es sein, dass du noch nie neben einer Frau gelegen hast?" frage ich und sein Gesicht läuft leicht rot an, während seine Augen groß sind. Umständlich lege ich die Decke über ihn und seufze. "Entspann dich... Es wird nichts passieren. Nur, weil ein Mann und eine Frau im selben Bett schlafen heißt das noch lange nicht, dass sie Sex haben müssen oder sonst irgendwas in der hinsicht passiert." brumme ich und er zuckt ein wenig zusammen. Und damit habe ich die bestätigung, dass ich in's schwarze getroffen habe. "Ansonsten hätte ich ziemliche probleme gehabt... So oft wie ich mich zu Jesse in's Bett verkrochen habe, wenn wieder ein Gewitter war..." ich muss kichern und Genji sieht mich verwundert an.

"Du hast Angst vor Gewittern?" ich lächle und drehe mich auf den Rücken. "Früher hatte ich vor so vielem Angst. Gewitter, Insekten, Mäusen, Wölfen, Schlangen... Die Liste war endlos!" Ich sehe ihn an. "Bei jedem Gewitter hat Jesse schon ein extra Kissen bereitgelegt weil er wusste dass ich komme und irgendwas zum drücken brauchte. Und da er ja der ach so coole große Bruder war, durfte ich ihn nie drücken!" Er fängt an leicht zu lächeln. "Und jetzt?" fragt er und fängt an sich zu entspannen. "Eigentlich nur vor Puppen..." Ein schauf läuft mir über den Rücken und ich bekomme Gänsehaut. "Wie die einen anstarren! Mit ihren kalten toten Augen! Und immer habe ich das Gefühl dass die einen mit den Augen folgen!"

Genji fängt an zu lachen und ich sehe ihn leicht wütend an. "Hey! Was ist daran witzig?!" Er sieht mich nun voll entspannt an und grinst. "Dann weiß ich ja, wie ich dich erschrecken kann!" meint er und ich piekse ihm in die Wange. "Wenn du das wagst, werde ich mal sehen, was ich so an deine Rüstung dranzimmern kann!" warne ich ihn und er grinst noch breiter. "Das will ich sehen!" ruft er lachend und ich verschränke meine Arme. "Lass es lieber. Ich ziehe durch was ich androhe!" grummle ich und sehe auf die Decke. "Hey... Das war doch nur ein Spaß!" meint er beruhigend und ich sehe ihn leicht böse an. "Das ist kein Spaß damit!" grummele ich und er stupst mich mit seiner Schulter an. "Pf..." ist das einzige, was ich von mir gebe und wieder an die Decke sehe.

Nach einer weile spüre ich seine Hand an meiner Schulter. "Sera..." murmelt er und ich sehe ihn aus meinen braunen Augen an. Schuldbewusst sieht er auf die Seite. "Tut mir leid..." fügt er genau so leise hinzu und ich warte einen moment, bevor ich ihn lachend auf das Futon drücke und halb auf ihm drauf liege. "Du hast mich echt für voll genommen?" frage ich amüsiert und kurz erstarrt er, bevor er ebenfalls anfängt zu lachen und mir dann seine Zunge rausstreckt. "Du hast aber auch so gewirkt, als wäre es dir ernst!" meint er zu seiner Verteidigung und ich grinse zufrieden, während ich meinen Kopf auf seiner Brust ablege. "Dann kann ich ja noch schauspielern!" sage ich und er verdreht lachend seine Augen.

Genji wuschelt mir durch meine Haare und ich sehe ihn nun wirklich genervt an. "Musste das sein...?" brumme ich und er nickt. Ich rolle mich wieder von ihm hinunter. Denn es macht ihm im moment vielleicht nichts aus. Aber später schon. Das weiß ich. Pustend versuche ich eine Strähne meines neu verwuschelten Haares auf die Seite zu bringen. Aber Genji hilft mir, indem er es hinter mein Ohr streicht. Lächelnd sehe ich ihn an. "Danke!" Er nickt und ich liege auf meiner rechten Seite. Ein bischen bin ich von ihm weggerückt, damit er sich nicht bedrängt fühlt. Ich gähne und sehe ihn müde an. "Nacht Genji..." murmle ich und er lächelt kurz. "Schlaf gut du kleiner wirbelwind!" meint er, bevor er aufsteht, um das Licht auszumachen.

Es erlischt und ich spüre, wie der grünhaarige wieder unter die Decke kommt. Für mich ist das alles irgendwie noch ziemlich unglaublich! Das erste mal seit etwa 20 Jahren schlafe ich wieder sicher irgendwo, ohne mir sorgen machen zu müssen ausgeraubt oder getötet zu werden. Ich habe theoretisch immer etwas zu essen und zu trinken und ein Dach über dem Kopf. Und ich habe meinen Bruder wieder, der damals abgehauen ist, um richtig zu der Gang zu gehören! Im nachhinein gesehen eigentlich keine so schlechte entscheidung... Ich wurde selbstständig und das, was ich heute bin. Ansonsten wäre ich immer noch das kleine naive Mädchen!

"Sera?" Genji's Stimme ist ganz leise und ich öffne meine Augen. "Hm?" brumme ich und sehe ihn an. Die dunkelheit macht mir dabei nichts aus. "Du sollst schlafen und dir nicht den Kopf über was auch immer zerbrechen!" flüstert er und ich lächle. "Geht nicht anders... Heute ist verdammt viel passiert und das muss ich irgendwie verarbeiten." antworte ich und er setzt sich auf. "Ich weiß etwas, dass wird dich entspannen!" meint er und sieht mich entschlossen an. Ich runzle die Stirn. Er steht auf und holt ein paar Kerzen, die er anzündet. Sie geben ein sanftes Licht ab und ich weiß immer noch nicht, was ich davon halten soll!

"Setz dich mit dem Rücken zu mir!" Verdutzt befolge ich seine Anweisung und sitze mit dem Rücken zu ihm. Plötzlich legt er beide Hände an meine Schulter und ich drehe abrupt meinen Kopf! Doch er lächelt nur. "Beruhige dich wieder. Ich werde dir nichts tun!" Ich sehe ihn noch eine weile länger misstrauisch an, bevor ich mich wieder nach vorne drehe. Er fängt an mich zu massieren wir ein kleiner Gott. An meiner linken Schulter etwas sanfter wegen der Verletzung! Aber sonst in einem harten Rythmus, der mich entspannen lässt. Seine metallenen Finger streichen mir über die Nackenpartie, bis er einen bestimmten Punkt findet und mit sanften Druck drauf drückt! Für einen moment sehe ich nichts mehr, bis alles hinter meinen Augen explodiert und ich genußvoll aufstöhne. Es tut einfach nur so unglaublich gut und ich sinke seufzend nach hinten auf seinen Schoß. Selbst in der dunkelheit kann ich sehen, dass er rot angelaufen ist und ich fange an zu lächeln. Tiefenenspannt! "Ich werde dich echt mal als privaten Masseur engagieren... Einverstanden?" Aus seinem erstarrten Gesicht wird ein glückliches lächeln. "Wenn es dir hilft, dann komm einfach zu mir!" Ich nicke und schließe meine Augen. Bin innerhalb von wenigen Sekunden einfach weg.

Der kleine TodesengelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt