Kapitel 24

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Doch mein Geist scheint nicht aufgeben zu wollen. Er drängt die dunkelheit zurück und kramt etwas aus meinem tiefsten inneren hervor. Ich spüre, dass die Kugel über mich hinweg gezogen ist und ich jetzt nur noch schwach und gerade noch so am leben, auf dem Boden liege. Denn die Person, die mich festgehalten hat, hat's auch erwischt. "Und DU wolltest dich gegen mich stellen! Jetzt zeig mir doch noch einmal deine kleine Messerkunststückchen! Ach ja! Das geht ja nicht! Du bist ja tot!" ruft Moira und lacht wie eine verrückte, die sie auch ist. Und plötzlich wird etwas in mir aktiviert. Es macht 'klick' in mir und das, was mein Geist hervorgekramt hat, übernimmt die Führung.

Stärke und Leben durchfließt meine Adern. Lässt diese wie Feuer brennen und mich aus meiner schwachen Stellung aufstehen. Ich habe meine Augen immer noch geschlossen und spüre, wie ich zu schweben anfange. Aber statt Panik zu schieben, lasse ich das alles zu. Was habe ich eh noch zu verlieren? Mein Körper wird immer höher getragen und endlich öffne ich meine Augen. Unter mir bebt es plötzlich und die Erde tut sich auf. Magma bricht aus der aufgebrochenen Erdkruste hervor und verschlingt die ersten Menschen. Besorgt sehe ich auf die Basis, aber dort ist zum Glück nichts. Als ich in den Himmel sehe, erblicke ich schwarze wolken und statt dem eigentlich Blau des Himmels ist dieser nun schwarz.

Ich spüre, wie etwas aus meinem Rücken wächst und habe nun auch veränderungen am Körper. Irgendwas geschieht mit meinem Kopf, jedoch lasse ich dies aussen vor. Mein Hauptaugenmerk liegt auf Moira, die mich entsetzt ansieht und dem Magma versucht auszuweichen. Meine Haut ist rot geworden und geht an den Extremitäten in ein schwarz über. Meine Finger sind zu Klauen geworden. Mein neuer Körper hat die Kleidung einfach so geschmolzen und ich habe anscheinend in dieser Gestalt neue Kleidung bekommen. Schwarze Verbände ziehen sich um meine Oberweite und sind sehr praktisch, da sie kaum behindern. Eine knappe schwarze kurze Hose kommt zum Vorschein und ich sinke langsam wieder auf den Boden. Inmitten von heißglühendem Magma.

Doch das Magma macht mir nichts. Es fühlt sich eher an, als wäre man im Urlaub am Strand und würde das Meerwasser um seine eigenen Füße tanzen lassen. "Du willst Messerkunststückchen sehen?" frage ich nun die etwas in Panik geratene Moira und grinse sie an. "Ich habe was besseres für dich!" rufe ich und werde sofort ernst. Als hätte ich sie schon immer, schlage ich mit meinen schwarzen Flügeln und einzelne Federn fallen herab. Diese verglühen aber sofort zu Asche, kaum als dass sie den Boden berühren. Mit einem wütenden brüllen lege ich meine Flügel an und stürze im Sturzflug auf Moira zu, die sich nur durch wegporten rechtzeitig retten kann.

Wütend sehe ich mich um und lasse mit einem Blick meine Feinde im Magma versinken. Der Boden kracht überall erneut auf und hinterlässt eine bebende Erde, die sich danach wieder schließt. "Wie konntest du es wagen, mein Zuhause anzugreifen?" rufe ich und suche nach Moira, die sich wahrscheinlich irgendwo versteckt. "Wie konntest du es wagen, meine Familie anzugreifen?" Meine stimme wird wütender und ich bemerke, dass ich spitze eckzähne wie ein Vampir habe. "Wie konntest du es wagen, ÜBERHAUPT HIER HER ZU KOMMEN!?" Ich brülle meine Wut und meinen Frust hinaus und bemerke, dass eben jene Gefühle scheinbar meine Umgebung ändern. Also stelle ich mir eine komplett flache ebene vor und die aufgesprungene Erde zieht sich langsam in ihre ursprünliche Form zurück.

"Moira!" knurre ich grinsend, als sie hinter einem der vielen auswüchse erscheint und ich sehe sie mit gebleckten Zähnen an. "W-Wir können sicherlich über alles reden oder?" ruft sie panisch und ich gehe auf sie zu. Ich kann Angst in ihren Augen sehen und genieße das Gefühl der Macht. "So wie wir über meinen Tod reden konnten?" knurre ich und ich höre mich bestialisch an. Im moment fühle ich mich auch so. Nicht wie ein Mensch. Sondern wie eine Bestie! Eine Bestie, die ihre Familie verteidigt. "Überraschung!" rufe ich und sehe sie an. Dann grinse ich diabolisch. "Das gibts nicht!" Sie schluckt und weicht nach hinten aus. Doch ich laufe ihr hinterher. Habe keine Mühe, ihr Tempo zu halten. Und ich komme ihr immer näher. In der Intention, sie zu töten!

"Takara!" Dieses eine Wort lässt mich stutzen und stehen bleiben. Ich sehe mich um und sehe Genji, wie er ausser Atem da steht und mich ansieht. "Du musst das nicht tun!" Ich werde wütend. "Ich muss! Sie wollte euch töten!" rufe ich und breite meine schwarzen Flügel ein wenig aus. Ich bemerke, dass Moira schon wieder weggelaufen ist und schwinge mich in die Luft, um sie aufzuhalten. Der Flug dauert nur ein paar Sekunden, ehe ich wieder mit angelegten Flügeln gen Boden stürze und vor Moira lande. Mit funkelnden Augen sehe ich sie an. Abwehrend hebt sie die Hände und geht Schritt für Schritt zurück.

"Sera... Bitte!" ruft Genji nun wieder und sieht mich verzweifelt an. "Ich kann nicht! Sie hat euch schmerzen zugefügt! Sie hat diese Armee auf euch gehetzt! Sie ist schuld daran, dass ihr beinahe eine Niederlage habt einfahren müssen!" Doch Genji fängt an zu lächelnt. "Ja und? Sie hat es nicht geschafft! Sie dich um! Es ist niemand da, den sie führen könnte!" Kurz lasse ich meine Augen von links nach rechts zucken und sehe, dass er recht hat. "Also mein kleiner Takara... Komm her...!" ruft er und ich zögere noch. Soll ich diese Frau wirklich einfach so entkommen lassen?

"Hör auf deinen Freund!" meint nun Moira und es reicht, sie mit wütenden Augen anzusehen und sie ist schon still. Ich lasse meine Augen zwischen Moira und Genji hin und her wandern. Er hat sein Visier abgenommen und ich kann frische verletzungen erkennen. Ich balle meine Klauen zu Fäuste und zittere vor Wut. Schließe meine Augen und muss lange überlegen. Als Moira versucht abzuhauen, reicht ein ausgebreiter Flügel, um sie wieder auf ihre vorherige Position zu bringen. Dann, nach einer langen Wartezeit, öffne ich meine Augen und trete auf Moira zu.

"Wenn du dich hier auch nur einmal wieder blicken lässt, oder einen aus Overwatch auch nur schief ansiehst, werde ich dir das leben so zur hölle machen, dass das eben NICHTS dagegen ist!" zische ich und kann mir nicht verkneifen, sie mit meiner Faust in ihr Gesicht zu schlagen. Für eine kurze Zeit ist sie ohnmächtig und ich steige in die Lüfte. Als sie wieder aufwacht, blicke ich kalt auf sie hinab und forme einen halbkreis aus Lava um sie herum. Sie nimmt ihre Beine in die Hand und verschwindet so schnell sie kann. Nach einer weile kann ich sie nicht mehr sehen und ich lasse mich neben Genji sinken. Wütend starre ich noch auf die mit rissen und Magma durchzogenem Felsgebiet, bevor ich einen kompletten Black-out habe und einfach nur erschöpft zusammenbreche-

Der kleine TodesengelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt