19. Dezember 2018

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Liebes Tagebuch,

Erinnerst du dich? Gestern? Als ich dir von dem Geräusch erzählt habe? Es war ein falscher Alarm. Ich habe wohl vergessen, dass Fenster zu zu machen und deswegen hat es so geklappert. Obwohl es auch eine Eule gewesen sein kann... Immerhin lag heute Morgen ein ominöser Brief auf meinem Küchentisch...

Ich dachte schweißgebadet und schwer atmend auf. Ich hatte einen Alptraum, nur weiß ich leider keine Einzelheiten mehr und kann nicht sagen, warum er so schrecklich war. Ich schaute auf die große Wanduhr, die immer von der Straßenlaterne vor meinem Zimmer beleuchtet wurde und sah, dass es sowieso an der Zeit war, aufzustehen. Mühselig schälte ich mich aus meinem Bett und schlurfte ins Bad. Obwohl es gerade einmal vier einhalb Schritte bis zur Dusche waren, ließ ich ich mein Handtuch drei mal fallen und stieß mir zu allem Überfluss auch noch den Kopf am Waschbecken, während ich dabei war, mein Handtuch erneut aufzuheben. Ein leise vor mich hin gemurmelter Fluch entwich meinen Lippen und ich schüttelte den Kopf, weil ich nicht glauben konnte, dass das alles in den ersten fünf Minuten meines Tages geschehen war. Brilliant... einfach brilliant, wie sehr ich mein Leben am Morgen im Griff hatte!
Ich stellte mich unter die Dusche, drehte den Wasserhahn auf und bei meinem Pech, war es erstens viel zu kalt und ich war auf der Stelle hell wach und außerdem hatte uch vergessen, meinen Schlafanzug auszuziehen und stand jetzt mit nassen Klamotten unter einer eiskalten Dusche. Das hast du sehr clever angestellt, Hermine. Du bist einfach nur unterbelichtet in einigen Momenten! Tadelte ich mich selbst und zog jetzt wirklich den Schlafanzug aus, um ihn über den Badewannenrand zu hängen, damit ich ihn später auf gar keinen Fall vergäße...

Eine halbe Stunde später saß ich, missmutig gelaunt, am Küchentisch und schnitt eine Birne nach der anderen in mein Porridge, wobei ich gar nicht bemerkte, dass ich mittlerweile mehr Obst als Haferflocken in meiner Schale hatte. Genervt von mir selbst, ließ ich das Messer in die Spüle fallen und warf die Kerngehäuse der Birnen mit etwas zu viel Kraft in den Müll, sodass einiges daneben landete und ich es mühsam einsammeln und aufwischen musste.
Nachdem ich das alles erledigt hatte, setzte ich mich wieder hin, stutze aber, als ich einen Golden schimmernden Briefumschlag auf meinem Küchentisch fand. Ich drehte ihm mindestens dreimal im dir eigene Achse und betrachtete ihn genau von jedem Seite und aus jedem Winkel, fand aber nichts weiter als meinen Namen in säuberlichen, kaligraphischen Buchstaben auf der Vorderseite des Briefes. Es kam mir sehr suspekt vor und ich entschied, den Brief erst zu öffnen, wenn ich mit dem Frühstück fertig war.

Ich schulterte meine Tasche, zog meinen Regenschirm aus dem Regenschirmständer und wollte gerade den Schlüssel von der Komode nehmen, als mit einfiel, dass ich noch einen Brief lesen wollte... Ich eilte noch einmal in die Küche und nahm den Brief in die Hand. Ich zögerte kurz, machte den Brief aber doch auf und entdeckte, dass die Wörter in genau der selben säuerlichen Schrift geschrieben worden waren wie die Empfängeradresse. Es stand nicht viel dort. Genau genommen stand dort nur ein Satz:

Folge mir, wenn du mehr wissen willst!

Ich hielt das alles für einen schlechten Scherz, schmiss den Brief wieder auf den Tisch und drehte mich um, um zu gehen. Plötzlich schlängelte sich ein rotes Geschenkband an mir vorbei und flog weiter, bis zur Wohnungstür. Ich war genervt. Welcher Vogel auch immer sich diesen Spaß erlaubte; es war nicht witzig. Ich öffnete die Tür und wäre fast in den nächsten Brief rein gelaufen. Er schwebte direkt vor meiner Nase. Diesmal war er silbrig und es war die gleiche Handschrift, wie vorhin. Ich war unsicher, doch auch diesen Brief öffnete ich und dachte dabei daran, was passiert wäre, wenn ein Muggel die schwebenden Brief gesehen hätte. Ich fragte mich, was der Mensch, der sich diesen Spaß erlaubte, dabei gedacht hatte. Ja, wahrscheinlich gar nichts...
Meine Augen huschten über das Pergament:

Wenn du das hier liest, hast du den anderen Brief wohl ignoriert.

Ja, das stimmte...

Ich kenne dich gut, Granger. Und ich weiß, dass du das hier auch ignorieren wirst.

Langsam machte mir diese Geschichte Angst.

Aber ich wiederhole mich trotzdem: folge mir!

Ich schnaufte genervt. Ich nahm den Brief mit zur Haustür und warf ihn dort in den nächsten Mülleimer. Es war nicht lustig und außerdem musste ich zur Arbeit. Ich machte mich auf den Weg zum Ministerium.
Als ich in der kleinen Seitengasse ankam, lag ein rötlich glitzernder Briefumschlag auf dem Boden und schon wieder stand mein Name drauf. Ich ignorierte den Brief sofort und hob ihn nur auf, um ihn in meinem Büro zu entsorgen. Doch der Brief Entscheid sich anders. Als ich mich ins Ministerium gespült hatte, flog mir der Brief aus der Hand und lotste mich zu den Fahrstühlen. Ich folgte ihm und stand wenige Augenblicke später vor meinem Büro. Als könnte der Brief mich hören, sagte ich ihm:,, Na toll. Hier wollte ich sowieso rein. Wenn du much zur Arbeit bringen wolltest, den Weg kenn ich schon seit mehr als 15 Jahren. Aber Danke trotzdem." Der Brief flog gegen die Tür uns zerfetzte sich dann selbst. Eigenartig... Ich folgte dem Wunsch des Briefes, auch wenn ich so oder so in mein Büro gegangen wäre, und öffnete die Tür. Wie jeden Morgen öffnete ich sie langsam, damit sie nicht gegen die Wand prallte und rief:,, Morgen, McMi... Du!?" Mit offenem Mund und unfähig, mich zu bewegen stand ich in meinem Büro und starrte die Person an, die die Dreistigkeit besaß, tatsächlich hier aufzutauchen. Das lächerlichste an dem ganzen Bild war der überdimensionierte Blumenstrauß, in dem eine Karte steckte, die in der gleichen Handschrift verfasst war, wie die drei Briefe davor. Ich fragte mich, wo er es gelernt hatte, so ordentlich zu schreiben... Ich bewegte mich immer noch nicht und starrte unentwegt den Mann vor mir an. Wäre mein Kollege nucht rein gekommen, würde ich wahrscheinlich immer noch da stehen. Er kam, den Kopf gedenkt, hinein und trällerte:,, Morgen, Gra... Weasley!?" Es herrschte absolute Stille im Raum und nur mein Ex-Mann kratzte sich verlegen am Hinterkopf und schaute mich entschuldigend an. Ich atmete tief durch und ging gefährlich langsam auf ihn zu. Er setzte an, etwas zu sagen:
,, Mine, Schatz, ich... es tut..." Er wurde von mir unterbrochen. Ich hatte nicht gezögert, nachdem er mich Schatz genannt hatte, auszuholen und ihm gehörig ins Gesicht zu schlagen. Seine Wange blutete und er hielt sich seine Hand schützend vor sein Gesicht. ,,Lass mich das doch bitte erklären...", versuchte er, sich aus der Situation zu retten, doch ich unterbrach ihn auch dieses mal:,, Wag es ja nicht, mich auch noch einmal mit einem Kosenamen geschweige denn, mit meinem Vornamen anzusprechen. Haben wir uns verstanden, Ronald Weasley! Und wenn du jetzt nicht augenblicklich diesen Blumenstrauß verschwinden lässt, dann kannst du dich auf einen Aufenthalt in Azakaban ohne Wiederkehr gefasst machen!" Seine Augen weiteten sich vor Schreck und er ließ den Blumenstrauß mit einem Schlenker seines Zauberstabes verschwinden. Jetzt meldete sich McMillan aus dem Hintergrund:,, Granger, wenn du erlaubst? Mr. Weasley, ich muss Sie leider fest nehmen wegen Missbrauch von Magie. Alles wichtige können Sie dem Richter erzählen. Also einmal bitte mitkommen." Ich lächelte triumphierend, doch einige Augenblicke später verblasste mein Grinsen. Ich lief hinter den beiden her und rief:,, Moment! Ich brauch ihn doch noch kurz. Er muss die Scheidungspapiere noch unterzeichnen und heute ist sowieso der vereinbarte Termin. Also doch lieber mit mir mitkommen." Ich sagte diese Worte in einem Ton, der keine Widerworte zuließ und zog Weasley am Handgelenk hinter mir her zum Standesamt.

Ja, liebes Tagebuch, dir Lovestory zwischen mir und Ronald ist nun endgültig vorbei... Heute war der Tag unserer Scheidung und ich muss sagen, es fühlt sich verdammt gut an. Endlich kann ich wirklich mit ihm abschließen. Mein einziges Problem sind Rose und Hugo. Ich weiß nicht, wie ich ihnen erklären soll, dass ihr Vater jetzt tausende Kilometer weit weg wohnt und ein anderes Leben mit einer anderen Frau und einem anderen Kind führt. Aber ich denke, ich schaffe das und jetzt geh ich erstmal schlafen. Am Samstag, wenn sie wieder kommen, werde ich das hinbekommen. Jetzt also gute Nacht und morgen wird alles besser...

Coffee, Granger?Where stories live. Discover now