Acht

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"Jungkook, ich bitte dich. Mach diese Tür auf!", erklingt nun Taehyungs verzweifelte Stimme.

Mein Gewissen meldet sich. Vor dieser Tür stehen zwei Menschen, die sich unglaubliche Sorgen um mich machen.
Auf der anderen Seite dieser Tür sitze ich. Total am Ende und fertig mit dieser Welt.

"Jungkook, mein Liebling. Ich weiß, dass du gestern Abend erst hier angekommen bist. Ich weiß auch, dass das hier nicht einfach für dich ist. Ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber du bist meinem Mann und mir direkt ans Herz gewachsen. Wir lieben dich von der ersten Sekunde an, wie unseren eigenen Sohn. Selbst mit Hasenohren und kleinem Puschel am Po.
Was ich sagen möchte ist, dass du jeder Zeit zu uns kommen kannst. Ich möchte, dass du irgendwann verstehst, dass wir dich lieben und du uns vertrauen kannst.
Aber was ich gerade möchte ist, dass du bitte aufhörst so zuu schreien. Du brichst mir und Yoongi förmlich das Herz.
Ich bitte dich. Denk über meine Worte nach.
Sobald du dich bereit fühlst heraus zu kommen, steht in der Küche für dich eine heiße Schokolade. Zudem liegt eine Decke auf dem Sofa im Wohnzimmer. Der Fernseher gehört heute ganz dir. Yoongi und ich ziehen uns ins Schlafzimmer zurück, damit du deine Ruhe hast.
Aber vergiss nicht: Wir lieben dich, mein Hase"

Taehyung redet ununterbrochen. Doch seine Worte berühren mich.
Sie geben mir ein wenig halt unter den Füßen. Solche Worte sind es, die ich schon ewig nicht mehr gehört habe. Nach ihnen habe ich mich seit Jahren gesehnt.

Ich höre wie sich die Schritte von der Tür weg bewegen. Selbst ich schaffe es, dass Wasser abzustellen. Meine Tränen fließen trotzdem unaufhörlich weiter.
Es ist ein unangenehmes Gefühl aus der Dusche zu steigen und sich anzuziehen, während die Tränen sich weiter ihren Weg über meine Wangen bahnen.

Ich öffne langsam die Tür und riskiere einen Blick in den Flur.
Niemand da. Alle Türen sind geschlossen und auch sonst ist kein Geräusch zu hören.
Mein Körper oder mehr mein Unterleib schmerzt immer noch höllisch. Das Gefühl von Ekel meinem Körper gegenüber ist auch und nicht verschwunden.

Trotzdem gehe ich nach unten, um zu gucken, ob Taehyung mir wirklich einen Kakao gemacht hat. Und Tatsache. Auf der Theke in der Küche steht eine große Tasse Kakao. Er dampft richtig.

Ich fühle mich etwas erleichtert, dass mein Besitzer mich nicht angelogen hat.
Schnell gehe ich ins Wohnzimmer und stelle die Tasse auf dem Couchtisch ab.
Die Decke schlinge ich um meinen Körper. Die Beine an mich gezogen.
So sitze ich die nächsten Stunden. Eine Decke um mich, den Kakao in der linken und die Fernbedienung in der rechten Hand.

Es dauert eine weile, doch ich schaffe es mich auf den Fernseher zu konzentrieren und das geschehene von heute morgen kurz zu vergessen.

Gegen Abend kommt allerdings Taehyung ins Wohnzimmer.

"Sag mal, hast du Hunger? Hier bei uns wird immer um fünfzehn Uhr gegessen. Wenn du möchtest, komm doch mit dazu.", bittet er mich.

Sofort steigen mir Tränen in die Augen.
Warum?
Weil Jimin am Tisch sitzen wird. Ich kann mir denken, dass er wieder einen dummen Kommentar abgeben wird. Und die Kraft um das auszuhalten habe ich momentan nicht.

"Darf ich vielleicht hier essen? Ich wäre gerne alleine", frage ich meinen gegenüber.
Verletzt sieht er mich an.
Wahrscheinlich hat er ein wenig gehofft, dass ich mich zu ihm und seiner Familie setzen würde.
Doch mir fehlt einfach die Kraft dazu.

"Natürlich darfst du, mein Junge. Ich bring es dir sofort."
Mit diesem Worten verschwindet Taehyung in der Küche.

𝓑𝓵𝓪𝓬𝓴 𝓑𝓾𝓷𝓷𝔂| 𝓙𝓲𝓴𝓸𝓸𝓴Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt