Kapitel 11

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Am Abend kleidete mich meine Zofe in ein blaues schlichtes Kleid das mir sehr gefiel. Es war an sich ein schöner Tag gewesen, doch es waren zu viele neue Erkenntnisse dazu gekommen die mir zu denken geben. Ruhe. Das ist das einzigste das ich in diesem Moment benötige, davon mal abgesehen, dass ich Antworten brauchte. Es wird einfach alles zu viel. Von meinem Verschwinden in Löwenfels bis hin zur Tochter eines Ritters und ich wusste noch nicht einmal warum sie verschwunden sind. Wo bin ich da bloß hinein geraten. Wäre ich doch nur auf unserem Bauernhof geblieben, dann könnte ich jetzt ein kleines Kind im Arm halten und gemütlich mit allen in der Küche Suppe essen. Doch die Gewissheit, dass es so gewesen wäre hatte ich nicht. Ich wusste noch nicht einmal wie es ihnen geht und ob sie genug zu essen hatten. Genau in dem Moment kam ein anderes Mädchen herein und bat mich ihr zu folgen. Wovon das nur kam, dass immer das eintraf in gewisser weiße worüber ich nachdachte. Schnell eilte ich die Treppe hinunter, denn ich hatte schon wieder getrödelt und das Mädchen vor mir war weg. Zu meinem Glück aber stand James am Fuße der Treppe und wartete scheinbar auf jemanden. "Guten Abend Herzog", sagte ich freudig zu meinem neugewonnenen Freund. "Guten Abend Felia. Ihr seht atemberaubend in diesem Kleid mit eurem bezaubernden Lächeln aus. Aber jetzt müssen wir uns beeilen, sonst sind wir zu spät", entgegnete er mit funkelnden Augen. Ich jedoch war sprachlos. Solche Komplimente hatte ich noch nie bekommen und erst recht nicht von so einem hochrangigen und attraktiven Mann, der mich zum Glück mit sich zog. Mit immer noch leicht geröteten Wangen betraten wir den Speisesaal. Er war sehr imposant eingerichtet. In der Mitte stand eine große und reichlich bedeckte Tafel an der schon fast jeder Platz genommen hatte. Der Raum war mit den Farben Gold und Grün ausgestattet. Die Wand ist bemalt mit grünen Ranken und goldenen Blüten. So etwas habe ich noch nie in dieser Art gesehen, denn es scheint so, als ob diese Pflanze wirklich dort wachsen würde. Alles war so schön gehalten und nicht aus echtem Gold gemacht. Ich würde diesen Raum lieben, wären da nicht diese Menschen, die sich mit vielen Schichten aus teurer Seide und mit zig Schmuckstücken präsentieren und die Massen an Essen, die nur zu einem viertel gegessen werden. Dies holte mich wieder in die Realität zurück. So setzte ich mich auf den Platz den mir der Herzog zuwies. Er schob mir den Stuhl wie ein Gentleman an den Tisch und setzte sich zu meiner Linken direkt neben den König der am Kopf der Tafel saß. Zu meiner Rechten saß zu meinem Glück Mrs Amadeus und so kam ich mit ihr schnell in ein Gespräch. "Habt ihr schon die neidischen Blicke der Damen an der Tafel gesehen meine Liebe ?", kicherte sie unter vorgehaltener Hand. Verdutzt schaute ich mich um und sie hatte recht. Nicht nur Miss Marple schaute mich mit einem drohenden Blick an, denn auch sämtliche andere junge und auch definitiv ältere Ladys schauten mich mit diesem Blick an. Da hatte ich mir etwas eingebrockt. "Ihr habt recht, zum Glück können Blicke nicht töten, nicht wahr ?", erwiderte ich verschmitzt. Ach wenn diese Damen doch nur wüssten, dass sie ihre Blicke umsonst ausübten. Es war sehr amüsant wenn man den Teil mit der Drohung von Miss Marple weglässt. Da wird noch einiges auf mich zukommen. "Da habt ihr scheinbar recht, sonst würdet ihr zu meinem Bedauern nicht mehr unter uns Weilen. Sie sind für mich nämlich eine höchst amüsante Gesellschaft und eine erfrischende Abwechslung im Gegensatz zu diesen aufgeblasenen Puten meine Liebe", flüsterte sie mir schon regelrecht ins Ohr. "Das kann ich nur zurückgeben Mrs Amadeus. Wollen wir morgen eine Ausfahrt in die Stadt unternehmen ? Ich möchte nämlich gerne die Stadt erkunden bevor ich keine Gelegenheit mehr dazu habe." "Aber gerne doch. Nehmen wir aber den Herzog und meinen Mann mit, denn außerhalb des Rosecastles ist es nicht mehr sicher. Eine Rebellengruppe treibt ihr Unwesen rund um das Schloss und schreckt vor nichts zurück." Das war mir neu. Jetzt herrschten gemischte Gefühle in mir, doch ich ließ ihnen keinen Lauf. So wandte ich mich an den Herzog, der sich mit dem König über die nächste Jagd unterhalten. Wieder etwas was ich verabscheue, unschuldigen und wehrlosen Tieren nachzujagen und sie dann zu erschießen. Aber wenn es ihnen Spaß macht ... Nachdem sie ihre Unterhaltung beendet haben wandte der Herzog sich mir zu und so brachte ich mein Anliegen vor. "Habt ihr Lust morgen mit Mr und Mrs Amadeus und mir in die Stadt zu gehen Sir ?" Er dachte scheinbar nach, denn auf seiner Stirn erschien eine Falte und seine Miene wurde hart. "Ich habe hier Verpflichtungen Felia. Ihr müsst morgen also ohne mich in die Stadt gehen." So eine Abfuhr hatte ich nicht erwartet. Wie er wollte, also gehe ich ohne ihn. Falls mir etwas passieren sollte würde er sich sowieso keine Vorwürfe machen und mir keine einzige Träne nachweinen, das wusste ich. Auch das wir jetzt Freunde waren änderte scheinbar nichts und das war das eigentliche Problem, das mich störte. "Wie ihr meint Sir", gab ich knapp zurück und aß das letzte Stückchen Gemüse. Zum Glück hatte ich nicht sehr viel auf meinen Teller geschöpft, denn jetzt war mir der Appetit vergangen. "Mrs Amadeus ? Kommt euer Gatte mit in die Stadt, denn der Herzog ist leider verhindert", fragte ich meine Tischnachbarin. "Das ist schade meine Liebe aber Mr Amadeus kommt zu gerne mit, er freut sich schon auf eure Bekanntschaft, da ihr meines Erachtens noch nicht vorgestellt wurdet." Peinlich berührt stellte ich fest, das mir das noch nicht aufgefallen ist. Ich hatte ihn zwar schon ein oder zwei mal gesehen, doch wir hatte noch nicht ein Wort gewechselt. Jetzt saß er auch des weiteren entfernt von uns und ich fragte mich wie Elisabeth ihn fragen konnte ohne über den Tisch hinweg zu rufen.
Nach dem Essen standen die Männer auf und gingen in einen Salon um sich einen Cognac einzuschenken oder eine Zigarre zu rauchen. Die Damen hingegen zogen sich in den Gesellschaftssalon zurück und letztendlich saß ich auf einer Couch neben Elisabeth. Die anderen Damen hingegen stellten Kartentische auf oder setzten sich selbst in Gruppen zusammen um sich über das derzeitige Wetter zu unterhalten. Die Blicke jedoch ließen nicht nach und ich wurde schon von der einen oder anderen angerempelt. Warum musste auch die ganze Gesellschaft heute vollständig eintreffen ? Es waren noch solch ruhige Tage als diese Damen noch nicht anwesend waren. Jetzt konnte ich aber auch nichts ändern und musste das Beste daraus machen. "Was macht ihr in eurer Freizeit gerne?" Elisabeth begann das Gespräch wieder wofür ich ihr dankbar war. "Ich lese gerne, interessiere mich für die Heilkunde, singe in meiner Freizeit und liebe es in der Natur auszureiten oder spazieren zu gehen. Was sind eure interessen ?" Bei singen begannen ihre Augen zu funkeln und ich wusste was sie als nächstes sagen würde. "Ich liebe die Musik. Würdet ihr später etwas für uns singen ? Ich hab nicht mehr so viel Zeit für mich selbst seit ich meine Kinder habe aber ich möchte die Erziehung selbst in die Hand nehmen als sie jemand fremdes zu übergeben. Jedoch sind meine interessen auch in der Natur, bei Büchern und ich koche auch sehr gerne, deshalb suche ich hier auch des öfteren die Küche auf." Das erklärte auch die netten Worte der Küchenfrauen. "Ich bin nicht sehr geübt im singen aber auf euren Wunsch werde ich es versuchen. In diesem Punkt Stimme ich euch voll und ganz zu, jedoch könnt ihr auch mit euren Kindern in die Natur gehen und mir ihnen Bücher lesen, so müsst ihr eure Interessen nicht vernachlässigen. Das mit dem Kochen habe ich schon erahnt, denn als ich selbst die Küche aufgesucht habe haben diese netten Frauen mir eure Freundschaft empfohlen und ich stimme ihrem Lobgesang voll und ganz zu." Ich lächelte sie herzlich an und griff nach ihrer Hand um sie einmal zu drücken. Sie hingegen sah mich verwundert und wie ein Rätsel an. "Was habt ihr ?", fragte ich sie etwas unsicher und sog meine Hand zurück. Sie schüttelte leicht ihren Kopf und lächelte mich schwach an. "Es wundert mich wie ihr in so kurzer Zeit so ein Gespür für die Sitten und Gebräuche in diesem Stand erlernt habt. Eure Art und eure ganze Ausstrahlung ähnelt die von Mrs Stonebridge sehr. Ich habe sie noch kennengelernt bevor sie und ihr Gemahl verschwanden und eure Ähnlichkeit im äußeren und inneren Maße ist nicht zu verleugnen."
Eine hohe Stimme unterbrach uns und ich war sehr erleichtert nichts erwidern zu müssen. "Miss Stonebridge, wie habt ihr es geschafft, dass der Herzog euch verfallen ist ? Offenbart uns euer Geheimnis", eine schwarzhaarige magere Frau kam auf uns zu. Sie hatte einen ähnlichen Kleidergeschmack wie Miss Marple und benahm sich dementsprechend auch wie sie. "Ich denke wir wollen es alle wissen also enthaltet uns euer Geheimnis nicht", drängte sie mich. Jetzt muss mir eine gute Ausrede einfallen. Fieberhaft dachte ich nach. Was könnte den Herzog an mir so beeindrucken was die anderen nicht haben ? Was könnte ihn verleiten mich zu mögen oder eher in seinem Fall zu tolerieren ? Vielleicht meine direkte Art oder die Tatsache, dass ich nicht wie alle anderen Frauen hinter ihm und seinem Ganzen Erbe hinterher bin ? Das konnte ich aber eindeutig nicht vorlegen. Weibliche Vorzüge hatte ich aber auch nicht also wie sollte ich das erklären ?
Die Türe öffnet sich und die Herren traten ein. Erleichtert seufzte ich auf, denn jetzt hatte ich genug Zeit um über eine plausible Antwort nachzudenken. Jetzt jedoch wollte ich mir Gesichter einprägen, so schaute ich mir alle im Salon genau an. Manche Gesichter kannte ich schon von den vergangenen Tagen. Jedoch gab es viele neue Gesichter hier und manch einer von den Herren hatte auch ein schönes Erscheinungsbild, das ich von den Damen im Raum nicht oft behaupten kann. Diese verwendeten viel mehr als sie brauchten, die aufgerüschten Kleider, die Berge an Haaren oder sogar Perücken, der Lippenstift oder zu viel Rouge nicht zu vergessen, die Duftwolke an Parfüm die sie umhüllte. Vielleicht wäre es eine Erklärung, dass ich mehr auf Natürlichkeit acht gab und der Herzog dies bevorzugte. Genau in dem Moment traf mein Blick auf besagte Person und er schaute auch zu mir. Sein Blick war intensiv und nahm mich in einen Bann. Ich konnte meinen blick nicht abwenden und so schaute ich eine Ewigkeit in seine schönen Augen. " ... Felia, wollt ihr jetzt für uns singen ?" Als ich meinen Namen hörte kam ich wieder zu mir. Jetzt nützte auch jegliche Ausrede nicht mehr und so lief ich zu dem Flügel an dem ein Herr um die Mitte zwanzig mit braunen Haaren und blauen Augen Platz genommen hatte. Er schlug ein Lied vor, das ich auch kannte und so stieg ich in sein Klavierspiel ein und blendete all die Personen in diesem Raum aus. Ich schloss meine Augen für diesen Moment und öffnete sie erst wieder, als ich all meine Gefühle als Melodie herausgelassen hatte. Die letzten Töne hallten im Salon wieder und dann war es still.



Hallo ihr Lieben,
jetzt lade ich mal wieder ein Kapitel nach einer kleinen Pause hoch. Ich hoffe es gefällt 😊
Lg nadlovely07 🌹

SpiritlakeWhere stories live. Discover now