Kapitel 25

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Ein Blumenduft kam durch einen sanften Wind in das kleine Zimmer in dem ich einen Tag zuvor ebenfalls erwacht war. Verschlafen rieb ich mir meine Augen und blickte mich um. Das Fenster hatte ich noch in der Nacht geöffnet, damit die kühle Nachtluft, die Hitze in diesem Zimmer vertrieb. Einzelne Sonnenstrahlen erhellten das Zimmer. Es war ein schöner morgen. So entspannt, wie es schon lange nicht mehr gewesen war. Langsam erhob ich mich aus meinem Bett und machte mich auf dem Weg zum Kleiderschrank. Ein dunkles Arbeitskleid fiel mir direkt ins Auge und somit nahm ich es heraus. Ohne jegliche Hilfe machte ich mich fertig und öffnete geräuschvoll die Türe. Als hätte er es geplant, erschien Harvard einen Moment später aus einem Zimmer. Ich vermutete dahinter sein Schlafzimmer. "Guten Morgen Kleines, hast du gut geschlafen?", fragte er verschmitzt mit einem spitzbübischen Lächeln. Irgendwie war es ja auch süß von ihm und gab uns somit etwas vertrautes. Ich schüttelte den Kopf und erwiederte sein Lächeln. "Ich habe gut geschlafen, danke der Nachfrage. Bist du ebenfalls ausgeruht?", erwiederte ich die Frage. Er griff sanft nach meinem Arm und legte ihn an seinen Innenarm. Ich spürte seine Muskeln deutlich unter seinem einfachen Hemd, doch meine Hand ließ ich dort wo sie war. Es war nicht unangenehm und ich dachte nicht länger darüber nach, als er mich die Treppe hinunter führte. "Ja, seid ich weiß, dass du wohlauf bist, kann ich beruhigt schlafen. Dennoch bin ich besorgt um deine Eltern. Die Umstände seid unserer Übernahme des Schlosses sind fatal und erschweren es den meisten ihre Durchreise fortzuführen. Alle sind in Angst und Schrecken, Diebe leben ihrern Lebensstandart aus und es herrscht Chaos. Des öfteren habe ich mich schon gefragt ob ich das Richtige mache. " Das sind ehrliche Worte, die ehrlichsten, die ich in meinem ganzen Leben je gehört hatte. Inzwischen hatte er mich nach draußen geführt. Wir liefen wieder auf das Pavillion zu, doch diesmal stand es nicht leer. Vor der blauen Bank stand ein Tisch, der mit allerlei Leckereien bedeckt war. In der Mitte stand ein Gals mit einer Rose und eine ältere Frau legte gerade mit Blumen bestickte Polster auf die Bank. "Ich möchte dir keine Vorwürfe machen Harvard. Dein Ziel ist das Richtige, doch die Vorgehensweise ist die Falsche. Du solltest Unterstützung anbieten, für Arme und Hilflose und sie nicht noch zu Tode erschrecken. Du solltest alle mit offenen Armen begrüßen und der Rest wird sich von selbst ergeben. Viele sind unzufrieden, doch sie schließen sich lieber dem König an, der ihnen Sicherheit verspricht. Ändere deine Vorgehensweise und du wirst triumphieren", trug ich ihm angeregt und mit voller Tatkraft vor. Lächelnd musterte er mich und führte mich zu der Bank. "Ich schätze du hast Recht Kleines. Ich weiß es kommt überstürzt und du bist nicht ganz aus freien Stücken hier, doch ich möchte dich fragen ob du dich uns anschließen möchtest. Ich mit dir an meiner Seite. Was sagst du?", fragte er etwas schüchtern. Er hatte Recht, es war überstürzt. Ich hatte hier, an diesem Ort, das erste mal seid langer Zeit klare Gedanken und soll eine wichtige Entscheidung treffen. Es hing vieles davon ab, viele Leben, ganz Roseland und die ganze Monarchie in diesem Land. Wenn ich zustimmte, liegt die ganze Verantwortung unserer Handlungen auch in meinen Händen. Konnte ich wirklich diese Bürde tragen ? "Geb mir bitte etwas Bedenkzeit. Ich möchte nichts überstürzen. Bitte versteh das Harvard", antwortete ich ihm ehrlich. "Fühle dich nicht unter Druck gesetzt. Ich hoffe nur, das du dir nicht alle Zeit der Welt lässt, denn vieles hängt davon ab." Schließlich ließ ich mich auf der Bank nieder. Die ältere Frau hatte sich zurück gezogen und somit konnten wir ungestört speisen und reden. Er war der große verlorene Bruder, dem ich mit Freuden all meine Erlebnisse der vergangenen Jahre schilderte, so wie er mir Geschichten mit meinen leiblichen Eltern erzählte. Lange Zeit saßen wir dort, lachten über lustige Ereignisse und lernten unseren Gegenüber besser kennen. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, erwärmte die Luft und schien mit einzelnen Strahlen durch das Blätterdach. Vögel sangen ihr Lied, Pferde wieherten von den Straßen und die Rufe der Verkäufer drangen bis zu uns. Ein Tag wie viele dachte ich mir noch. Plötzlich lief jemand eilig auf uns zu. Ein hochgewachsener muskulöser Mann mit schwarzen Haaren und einem dichten Bart blieb vor dem Pavillon stehen. Er hatte Spuren von Dreck und Schweiß an seiner Kleidung und im Gesicht. Trotz seiner imposanten Gestalt, sah er mir gegenüber nicht bedrohlich aus. Nach all dem was ich schon erfahren hatte, glaubte ich Harvard, jedoch blieb mein Respekt vor diesen Leuten immer noch. Ich musste erst sehen, dass sie ihre Vorgehensweise ändern konnten und dann hatte sie mein unbegrenztes Vertrauen. "Was ist los Victor ?", fragte Harvard und stand mit eiserner Maske auf. "Der König wurde in Palio, der Stadt nicht weit von hier gesichtet. Ihr hattet recht Harvard, dass er diesen Weg wählen würde. Die Männer stehen schon bereit und warten auf euer Kommando." Es war beträchtlich, wie Harvard genau seinen nächsten Zug im Stillen plante. Derweilen musterte ich diesen Victor zum wiederholten male und musste feststellen, das er das Selbe bei mir machte. Unbehagen trat in mir auf und ich machte unauffällig einen Schritt zurück, jedoch mal wieder nicht so, dass Harvard es nicht sehen würde. Er lief die Treppen zu Victor herunter und versperrte dadurch die Sicht auf mich. "Bereite die Pferde vor, wir werden den König aufsuchen", gab er wütend und zuletzt mit einem ironischen Unterton von sich. Victor nickte und verschwand kurz darauf wieder vor dem Haus. "Was hast du vor, wenn ihr ihn ... gefunden habt ?", fragte ich skeptisch. "Du weist es schon Felia, da kann ich dir diese schmutzige Wahrheit ersparen", entgegnete er bitter. "Nehmt mich mit. Wir können dies auf anderem Wege lösen." Skeptisch blickte er mir direkt in die Augen, suchte nach Anzeichen der Schwäche, nach einem Funke in mir, der zögern würde. "Kleines, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee wäre. Meine Männer sind ruppig und in Gegenwart des Königs nicht nach Frieden aus." Das war mir um längen bewusst. Niemand würde den König, dieses machtsüchtige Monster, der Mann, der für all das Leid, für all die Toten und für all die Not verantwortlich war, einfach am Leben lassen. Wenn ihn einer dieser Männer in die Hände bekommen würde, dann würde er einen Qualvollen Tod erleiden, den niemand verdient hätte. Hätte man mich vor einem Jahr gefragt, hätte ich den Rebellen von St. John mit Freuden geholfen, doch etwas hat sich verändert. Ich habe mich verändert und all die Menschen in meiner Umgebung. Ich hatte so viele Fehlentscheidungen getroffen, die mir nichts gebracht hatten. Doch jetzt stand ich vor einer, die vielen etwas bringen würde.

"Lass uns gemeinsam kämpfen. Ich an deiner Seite Harvard."











Lg nadlovely07🌹

SpiritlakeWhere stories live. Discover now