Kapitel 16

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Zu meinem Bedauern erreichte er mich bereits nach zehn Schritten und hielt mich am Arm fest. "Zieht euch erst euren Mantel an und dann reden wir endlich. Es ist nicht mehr auszuhalten mit euch, denn ihr verhaltet euch wie ein kleines störrisches Mädchen !" Die Lautstärke seiner Stimme war leicht angehoben und ich zuckte zum Ende hin zusammen. Kleines Mädchen ?! Wer war hier derjenige, wo nur vom König gelobt werden möchte anstatt das Richtige zu tun ? Er hörte nicht auf sein Herz und das machte ihn blind. "Ihr seid derjenige, der mich klein und störrisch macht, denn wenn ihr auf mich hören würdet wäre es nicht erforderlich !" Empört versuchte ich meinen Mantel anzuziehen, doch verfing mich und schaffte es nicht meinen Arm in meinen rechten Ärmel zu bekommen. Ein Seufzen war von James zu hören und er schritt langsam vor mich hin, um mir zu helfen meinen Mantel anzuziehen. "Danke", murrte ich leise, doch wie immer hörte er jedes Wort. Langsam trat ich einen Schritt zurück um mehr Abstand zwischen uns zu bringen. Er ließ es zu, doch beobachtete mich argwöhnisch, als ob ich jeden Moment wieder loslaufen würde. Nun stand ich mit zwei Schritten Abstand zu ihm und wartete. Wartete einfach darauf, das er den ersten Schritt macht, denn ich würde es bestimmt nicht tun. So viel Würde hatte ich noch behalten. Er selbst rieb sich auch etwas nervös die Hände, denn anscheinend war er so viele Widerworte nicht gewöhnt. "Lasst uns ein paar Schritte gehen, Felia", versuchte er anzufangen und bot mir spöttischer Weise seinen Arm an, den ich wissentlich ignorierte und an ihm vorbei lief, den Weg an den Buchsbäumen entlang. Schnell reagierte er und hielt Schritt. "Also, wo kommen diese Dreckspuren her ? Denn diese braune Färbung der Erde gibt es nur auf der anderen Seite von Rosetown in den Wäldern und dort wart ihr nicht. Meine Männer haben euch nämlich nie, bis auf vor zwei Wochen, das Schloss verlassen sehen", warf er mir vor. "Ihr lasst mich von euren Männern beschatten ?!", entgegnete ich empört, denn die Tatsache, das ich beschattet wurde und dennoch niemand bei dem Vorfall auf dem Marktplatz mit dem Händler eingegriffen hatte, brachte mich zum kochen. "Ja, denn so wie ich euch bereits kennen gelernt habe, habt ihr das nötig", antwortete er mir mit trockenem Ton. Es brachte mir nichts mich erneut aufzuregen, deshalb schwieg ich und wog ab, was besser ist. Sollte ich ihm wirklich von der Frau erzählen ? Konnte ich ihm wirklich vertrauen ohne mit Folgen rechnen zu müssen ? Er war zwar ein vertrauenswürdiger Mensch, dennoch hatte er mich oft genug enttäuscht. Er hat mich verletzt und getäuscht und wollte ich wirklich so einem Menschen etwas anvertrauen ? Aber was könnte passieren wenn ich ihm alles erzählte ? Die Frau wurde nicht freiwillig ins Schloss herein gelassen und die Dinge die sie mir anvertraut hatte, hat er mir nicht mitteilen wollen. "Wie kann ich euch vertrauen ?", rutschte es mir heraus. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, doch sein Gesichtsausdruck wurde weicher. "Das könnt ihr nicht wissen, doch ich vertraue euch und zählt das nicht am meisten ?", entgegnete er verlegen. So hatte ich ihn noch nie gesehen, so ... ich weiß nicht genau, weich kommt am nächsten. "Es tut mir leid, aber ich bin noch nicht dafür bereit." Schnell nahm ich den Saum meines Kleides in die Hand und drehte mich schwungvoll um. Anschließend eilte ich den Weg zurück und hoffte diesmal, dass er mich nicht aufhielt, denn meine Tränen bahnten sich ihren weg an meinen Wangen hinunter. Ich spürte seinen intensiven Blick im Rücken und das machte es mir noch schwerer zu gehen.
Langsam schritt ich den Gang entlang, auf dem Weg zu meinen Gemächern. Trotz dem dicken Mantel war mir kalt und unwohl. Etwas hat sich geändert und das ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Meine Tränen waren längst versiegt und ich hatte so gut es ging mein Gesicht gesäubert, denn die Spiegelung eines Fensters hatte mir mein angschwollenes Gesicht offenbart. Schnell schlüpfte ich in unbemerkt mein Schlafzimmer. Erschöpft und mit Kopfschmerzen, legte ich mich auch mein weiches Himmelbett. Es ist an der Zeit dem allen ein Ende zu setzten, ich vermisste mein altes unbekümmertes Leben und dies wollte ich nach all dem Schmerz und Leid zurück haben. Diesen Entschluss hätte ich schon längst fassen sollen, doch darüber machte ich mir keine weiteren Gedanken. Ich packte wiederholt meine sieben Sachen, zog mir Bluse und Reiterhose an um anschließend über mein Oberteil einen ledernen Mantel zu ziehen. Ich packte alles weitere in einen Beutel und huschte, nachdem ich mir einen großen federnen Hut tief in die Stirn gezogen hatte aus dem Zimmer. Im Salon sah ich an einem Haken vor den Gemächern des Herzogs einen Gürtel mit einem Dolch. Unauffällig schnappte ich mir diesen und befestigte ihn so gut es ging um meine Hüfte. Jetzt konnte mich nichts mehr stoppen und so rannte ich durch die mit gold und rot bestückten Gänge in die schlichten Gänge der Dienstboten, auf dem Weg zur Küche. Seltsamer weiße war niemand dort und ich nahm mir ein Brot. Wie schon ein paar mal zuvor öffnete ich die Tür nach draußen und spähte um die Ecke. Auch dort war niemand und so langsam beschlich mich ein ungutes Gefühl. Langsam wagte ich es, mich Schritt für Schritt den Stallungen zu nähern. Der Kies unter meinen Stiefeln knirschte verdächtig und ich legte an Tempo zu. Das Risiko gesehen zu werden stieg und brachte mir neue Schweißperlen auf der Stirn. Erleichtert schlüpfte ich durch die Stalltür und lehnte mich von innen dagegen um tief durchatmen zu können. Das erste Stück wäre geschafft. Nun ging ich langsam auf die Pferdeboxen zu und erblickte verwundert meine Stute Tora. Hatte der Herzog sie bei unserer Anreise vor die Kutsche gespannt ? Oder ist jemand nachgereist ? Schnell schüttelte ich meinen Kopf um meine erneut aufkommenden Gedanken abzuschütteln. Sanft streichelte ich ihre Nüstern während ich die Türe zu ihrer Box öffnete. Ein Pferdegeschirr hängte an einem Haken in der Innenseite der Boxtüre. Schweren Herzens nahm ich es und legte es meiner schönen Stute an. Sanft zog ich sie dann mit mir bis wir auf dem verlassenen Schlosshof standen. Es wäre zu laut, wenn ich jetzt aufstieg und Tora losgaloppiert, deshalb ging ich um die Stallungen herum und lief im Schatten der Bäume. Das Gras ist von Tau bedeckt und ich kam leicht ins rutschen. Nach der hälfte des Weges bin ich an der Schlossmauer angelangt und muss nun an ihr, bis zum großen Tor, laufen. Versteckt hinter hohen Hecken lief ich langsam geduckt entlang, bis ich plötzlich einen Knall hörte. Vor Schreck zuckte ich zusammen und Tora wieherte unruhig. War das ein Schuss ? Was ging hier vor ?! Meine Beine und Hände Fingen vor Anspannung an zu zittern und ich kam nur noch mühsam voran. Die Angst entdeckt zu werden oder auf die Ursache zu treffen machte mich unvorsichtig und bald hörte ich es hinter mir knacken. Tora stand ruhig neben mir und auch ich selbst blieb starr vor Schreck. Schritte waren leicht zu hören, wie sie auf mich zu kamen. Ich hoffte nur, dass derjenige gute Absichten hatte und schon spürte ich eine starke Hand an meiner Schulter.

Nach etwas Verspätung habe ich wieder ein Kapitel.
Ich hoffe es gefällt 😊
Lg nadlovely07🌹

SpiritlakeWhere stories live. Discover now