9 - Ein Ausflug - Teil 2

5K 304 11
                                    

* Kates Sicht *

Es sind schon einige Stunden vergangen, seit ich diesen zwei Idioten entkommen bin. Immer wieder kamen plötzliche Schauer auf, die mich vollkommen durchnässten. Mein Shirt ist nun komplett durchsichtig und auf meinen Armen zieht sich eine Gänsehaut, die sicher nicht mehr normal ist. Mein Hals schmerzt ein wenig - dennoch hoffe ich, dass mir eine Erkätung erspart bleibt.

Inzwischen ist es Nacht. Der Vollmond spendet ein wenig Licht in der Dunkelheit, doch die Gegen wird dadruch auch nicht - freundlicher. Ich laufe einen Wald entlang, der gar keinen Ende zu nehmen scheint. Gut so, ohne ihn würde ich vermutlich die Orientierung verlieren.

Kleine Dörfer durchquerte ich, doch es war schwer zu glauben, dass diese noch bewohnt sind. Dennoch versucht ich mein Glück und klingelte an einigen Häusern, nur um eine Enttäuschung nach der anderen zu erhalten.
Es war wie Slender gemeint hat. Diese Welt ist die perfekte Kulisse für Creepypastas.

Und nun? Was habe ich mir ohne einen Plan gedacht? Einfach weitergehen? Aber wie lange noch? Wieso muss ich auch immer Intuitiv und ohne Plan handeln? Das sagen mir meine Freunde schon andauernd ...

Das letzte Dorf ist jetzt schon eine Weile her und meine Verzweiflung nimmt zu. Aus der Ferne kann ich ein großes Verkehrsschild erkennen, momentan mein einziger Lichtblick. Mutlos gehe ich weiter, steuer drauf zu, bis ich die Ausschilderung erkennen kann.

Vergnügungspark. 1 km.
Der Pfeil zeigt nach rechts.

Ein ... Vergnügungspark?! Wirklich? Das haben die hier? Aber keine Polizeiwache, keine Feuerwehr, keine sonst was?! Wer will mich eigentlich verarschen? Ich finde nichts. Rein gar nichts, außer ein Schild, welches mich direkt zum nächsten Kindertraum führt? Das nenne ich Ironie.
Kurz zweifle ich an mir, beschließe dann aber doch der Ausschilderung zu folgen.

Ein ... Licht lässt mich stocken. Ich drehe mich um und sehe ein Auto. Das erste Auto nach - viel zu vielen Stunde. Ich ... wow.
Ich springe auf die Straße und versuche den Fahrer auf mich Aufmerksam zu machen. Springe und wedle mit meinen Armen. Rufe und Schreie. Ein Mann ist am Steuer. Er sieht mich an, doch hält er nicht an. Panisch springe ich zur Seite, weil er direkt auf mich zuhält. Doch ich bin zu langsam. Seine Rostlaube streift mein Bein. Ich höre jemanden Schreien.
Der Schreiende bin ich.


* Jeffs Sicht *

Ich habe keine Sekunde gezögert. Ich bin gerannt, bis zu dem Ort, an dem sie Kate verloren haben. Trotz des kalten und regnerischen Wetters ist mit warm. Mir ist immer warm, seit ... ich mich erinnere.
Beim Anblick des alten Spielplatzes wird mir bewusst, wie viel gruseliger die Orte hier als in der echten Welt sind. Hoffentlich verstört es Kate nicht zu sehr. Sie weiß nicht, wie es hier läuft. Die Menschen hier sind anders. Sie kennen nur die Furcht.

Intuitiv entscheide ich mich für eine Richtung. Wie weit mögen sie wohl gekommen sein? Er spielt gerne mit seinen Opfern. Wenn ich Glück habe, dann ist Kate noch am Leben. Wenn ich Glück habe ...
Meine Beine bewegen sich automatisch schneller. Ein drückendes Gefühl bereitet sich in meine Magengegend aus. Wieso gerade jetzt?

Der Regen prescht mir ins Gesicht, der Gegenwing verschlingt einen Teil meiner Geschwindigkeit. Mein Atem ist regelmäßig. Ich werde sicher zu spät -

Ein Schrei.

Das muss sie sein.
Kate.
Halte durch.
Sie ist so weit weg ...

Ich muss schneller werden.


* Kates Sicht *

Mein Bein schmerzt höllisch und an meinen Händen klebt Blut, dennoch traue ich mich nicht hin zu sehen. Ich will nicht das Ausmaß meiner Verletzung sehen, nur um eventuell den Mut zu verlieren. Die Wunde könnte sehr groß sein, wenn ich ein Knochen sehe falle ich sicher in Ohnmacht. Wenn Die Wunde hingegen einen Kratzer ähnelt, dann versinke ich vielleicht vor Scham in den Boden, weil ich mich hier so lächerlich anstelle.

Letztendlich spielt es sowieso keine Rolle. Ich laufe (was vielmehr einen humpeln gleicht) weiter Richtung Vergnügungspark.

Es dauerte nicht lang, bis ich mein Ziel erreicht habe. Ich weiß nicht, was genau ich erwartet habe, doch dieser Ort war das Depressivste, was ich je gesehen habe. Dieser Ort ist Kälter als jeder verlassene Jahrmarkt in einem Horrorfilm.

Auf den Boden liegen überall alte Glasflaschen, leere Verpackungen und Zettel mit AUfschriften von Werbungen, Auftritten und Warnungen, dass der Park für Verletzungen nicht Haften wird. Wirklich wundern tut es mich nicht.

Die Farbe der Fahrgeschäfte ist zum Großteil abgeblättert. Das Metall gerostet und überall machen sich Flechten breit. Trotz der einst bunten Farbe wirkt der Park Grau und Trüb und Traurig. Eine Dosenwerfen-Bude ist mit Teddy vollgestopft, die nicht süß oder lieb aussahen, sondern grimmig und gruselig drainblickten.

Langsam gehe (humpel) ich die Straße weiter entlang. Aus einem Süßigkeitenstand kommt ein Waschbär gelaufen. Auf einer Bühne stehen noch die alten Kulissen, wie einen verbelichten Regenbogen, Wolken und Sonne, die allesamt mit schwarzen Graffiti besprüht sind.

Eine Bude erlangt meine volle Aufmerksamkeit. Es ist ein Spiegelkabinett. In solchen war ich früher häufig als Kind. Ich habe es geliebt.

Anders als die anderen Buden wirkt das Kabinett noch voll intakt, als wäre es erst vor kurzem hier errichtet wurden. Die Spiegel sahen allesamt gut aus und als wären sie erst vor kurzem geputzt wurden. Über den Spiegeln waren kleine AUfschriften angebracht, die viel zu verstaubt waren, um sie entziffern zu können. Es ist sowieso aufregender, die Effekte erst auszuprobieren, bevor man weiß, was einen erwartet.

Der eine Spiegel macht einen besonders groß, der andere besonders klein. Der eine macht ein Dick, der andere ein Dünn. Und so geht es weiter.

Drei der Spiegel hebe ich mir bis zum Schluss auf. Ich weiß nicht was, aber irgendwie sind sie ... besonders. Anders. Ich kann es gar nicht richtig erklären.


Verliere ich mein Leben für ihn? (Jeff the Killer Lovestory) *Abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt