6.Erinnerungen

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Akashi POV

Ich trat in meine Wohnung ein. Ein ungewohnter Geruch stieg mir in die Nase. Es roch nach... frisch gekochtem essen! Ich ging schnell in die Küche. Der Anblick der sich mir bot, brannte sich in mein Hirn.
Kuroko stand mit einem Kochlöffel in der Hand über einem Topf in dem Eintopf vor sich hin köchelte. Er trug die rosa Schürze meiner Haushälterin. Seine Haare hatte er durch ein Haargummi zu bändigen versucht. Dennoch stahlen sich einzelne Strähnen in das Gesicht das Jüngeren. Er hatte seine Augen auf den Topf gerichtet, um den Zustand des Eintopfes einzuschätzen. Mit der Hand wedelte er sich unterdessen den Geruch zu. 
Ich blieb wie Angewurzelt stehen. Ich konnte nicht genug von dieser Szene bekommen. Dann bemerkte mich Kuroko. Sein Gesicht verfärbte sich rot. Er sprang von Topf zurück und ließ den Kochlöffel fallen. Er starrte mich erschrocken an. Ich konnte mir ein kleines Lachen nicht verkneifen. „W-willkommen zurück“, stotterte er. Sein Gesicht hatte mittlerweile die Farbe einer Tomate. 
Ich lächelte. „Vielen Dank“, bedankte ich mich. „Wofür?“, fragte er. „Dass du geblieben bist“, sagte ich. Er blickte verlegen zu Seite und machte sich daran, den Kochlöffel aufzuheben und den Boden zu säubern. „Ich habe etwas gekocht“, murmelte er. Ich war von hinten an ihn herangetreten und Blickte über seine Schulter in den Topf. „Es sieht wunderbar aus und duftet köstlich“, lobte ich. „Z-zu viel der Ehre“, wehrte der Blauhaarige ab. Ich kicherte. „Keinesfalls! Weißt du wann ich das letzte mal selbstgemachten Eintopf gegessen habe?“ Er schüttelte den Kopf. Ich lächelte. „Es ist eine Ewigkeit her! Ich freue mich schon!“ Ich schlenderte zum Schrank, nahm 2 Teller und 2 Löffel und deckte den Tisch. Dann setzte ich mich an meinen Platz und beobachtete Kuroko, wie er die letzten Feinheiten tätigte. Sein Blick huschte immer wieder Nervös zu mir, um dann gleich wieder wegzusehen. Ich betrachtete ihn wie er auf wackeligen Beinen zum Tisch kam und den Topf abstellte. „L-Lass es dir Schmecken“, sagte Kuroko und tat etwas auf meinen Teller. „Danke“, sagte ich und fing gleich an zu essen. Kuroko tat sich selber auf und aß ebenfalls. Nach den ersten paar Bissen sah ich ihn an. Er hatte seinen Blick gespannt auf mich gerichtet. „Lecker“, lobte ich erneut. Schweigen legte sich zwischen uns. Ich empfand es als nicht störend, mein Gegenüber jedoch um so mehr. Ich beschloss diese Stille zu überbrücken. 
„Was hast du die ganze Zeit gemacht?“, fragte ich. Kuroko sah auf. „Ich hab ein wenig aufgeräumt... und gekocht“, murmelte er. „Wieso?“ Kuroko wich meinem Blick aus. „Ich dachte, es ist das einzige was ich dir geben kann“ Ich dachte nach. Tatsächlich war er nicht in der Lage mit irgend etwas anderes zu geben. 
„Ich war auch einkaufen“, warf er ein. Ich sah auf. Sein Gesicht war wieder errötet. „Danke“, sagte ich wieder. Er wehrte ab. „Ich hab dein Geld genommen dafür... ich habe ja keins. Ich hoffe das war in Ordnung“ Ich nickte. 

Kuroko POV

„Sag mal, Akashi“, setzte ich an. Er sah mich auffordernd an. „Warum liebst du mich?“ Akashis Miene wurde weich. „Wie sollte ich nicht? Du hast dich damals immer um mich gekümmert und warst der einzige, dem es auffiel, wenn es mir schlechter ging“ Akashi sah mich so liebevoll an, dass es mir schwerfiel den Blick zu erwidern. Ich kannte Akashi nicht so. Ich kannte ihn als den undurchdringlichen, absoluten Anführer, der sich nicht für andere interessiert solange sie ihm keinen Nutzen brachten. Ich hatte Angst, dass er in mir einen Nutzen sah, den ich nicht bemerkte. Ich hatte Angst, dass er mich für irgend etwas brauchte, mich nur benutzte. Aber wie er diese Worte eben mit so viel Liebe gesagt hatte, konnte ich diese Überzeugungen nicht weiter vertreten. Ich konnte nicht weiter annehmen, dass er mich nicht liebte. Er liebte mich, dass war ohne Zweifel. Aber wie konnte ich ich IHN lieben? Er sagte selbst, dass man ihn nicht lieben kann, aber das hielt ich für unwahrscheinlich. Jeder Mensch konnte geliebt werden. Jeder!
Akashi hatte sein Essen beendet und beobachtete mich. Er schien zu spüren, dass ich innerlich in einem kleinen Gefecht war. Er störte mich nicht. Er beobachtete mich nur. Das tat er häufig. „Ich beobachte dich, weil es amüsant ist deine Reaktionen zu sehen“, beantwortete er meine unausgesprochene Frage. Ich lief erneut rot an. Er machte es mir immer schwerer. 
Ich stand auf, nahm unser Geschirr und brachte es zur Spüle. Dann nahm ich den Topf, der immer noch genug Essen enthielt und stellte ihn auf den Herd. Akashi war mir gefolgt und machte sich Tee. Dann ging er zu Couch. Es sah nicht so aus, als würde jemand auf ihr schlafen. Ich hatte ihn auch nie schlafen sehen. Das machte mir sorgen. 
„Akashi“, sagte ich und setzte mich zu ihm. Er trank einen Schluck und sah mich an. „Wieso schläfst du schlecht?“, fragte ich. Akashi sah mich lange an. Seine Augen hatten einen harten Ausdruck. Kühl. Distanziert. So wie ich ihn kannte. Es schien, als ob er immer in die alten Muster zurückfiel, wenn man versuchte in seine Privatsphäre einzudringen. „Warum fragst du das?“, war seine Antwort. Ich sah ihn nicht an. Ich blickte auf den kleine Couchtisch vor uns. Edles Glas getragen von geschwungenen und verschnörkelten Metallstäben in schwarz. Der Tisch passte perfekt zu der schwarzen Ledercouch auf der wir saßen. 
„Als ich aufgeräumt habe...“, murmelte ich, dennoch verstummte ich als ich sein Gesichtsausdruck sah. Er verhärtete. Er wusste, dass ich die Medikamente gefunden hatte. Er wusste, dass ich sie gesehen hatte. ALLE Medikamente. Die gegen Schlaflosigkeit. Die Antidepressiva. Die gegen Paranoia, Kindheitstraumata, Psychosen, Halluzinationen, Schizophrenie, Essstörungen, Aggressionen. Er wusste, dass ich wusste, wie viele Medikamente er nahm. 
Sein Kiefer spannte sich an. Er biss die Zähne zusammen. Er atmete tief durch. Dann stellte er ganz langsam den Tee ab. „Wieso hast du sie dir angesehen?“, fragte er gequält. Seine Stimme war getränkt von Trauer. „Wieso hast du sie dir angesehen?“, wiederholte er immer wieder. Er stand auf und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Er ging in sein Arbeitszimmer. Dann war alles Still. Ich saß immer noch auf der Couch und starrte ihm nach. 

Akashi POV 

Ich saß auf meinem Schreibtischstuhl, die Arme auf die Knie gestützt. Der Kopf in ihnen gebettet. Ich zitterte am ganzen Laib. Erinnerungen stiegen hoch. Ich musste jetzt allein sein. Ich konnte Kuroko diese Seite von mir nicht zeigen! Nicht diese! Nicht ihm! 
Mit zitternden Händen zog ich eine Zigarette aus der Packung und zündete sie an. Ich sog den heißen Qualm in meine Lungen. Das Zittern wurde schwächer. 
Ich öffnete das Fenster, damit der Qual abziehen konnte. Ich ließ ihn aus meiner Lunge entweichen. Ich lehnte mich zurück und zog erneut an ihr. Ich versank in tiefe Gedanken. 

~ „Du bist schlecht! Du bist minderwertig!“ Die Stimme meines Vaters dröhnte in meinen Ohren. „Tut mir leid“, murmelte ich. „Was bringt mir das?“, fragte er erbost. „Ich weiß nicht“, murmelte ich. „Du bist eine Schande! Du bist ABSOLUT unakzeptabel!“ 
Ich hörte den Beschimpfungen gar nicht mehr richtig zu. Es war jeden Tag das selbe. Jeden Tag musste ich diese Tortour über mich ergehen lassen. Jeden Tag überhäufte mich mein Vater mit Beschimpfungen. Seit Mutter weg war, wurde es immer schlimmer. Er hasste mich dafür, dass ich nicht perfekt war. Ich verstand seine Denkweise nicht. Wie konnte er glauben, dass ein Mensch perfekt sein kann? Ich redete mir ein, dass er all dies Tat um mir eine Zukunft zu ermöglichen. Ich hoffte es. 
Vater hasste mich noch mehr, seit mein Arzt den Besuch bei einem Psychologen nahelegte. Er sagte, dass dies vielleicht helfen würde über den Tod meiner Mutter hinwegzukommen. Leider diagnostizierte die Psychologin mehr, als mir lieb war und informierte meinen Vater. „Das ist Schwäche! Du bist Schwach!“ Diese Worte waren seitdem in meinem Kopf verankert. Als mir Dr. Jefferson dann Medikamente verschrieb, konnte sich Vater nicht mehr wehren. Da die Doktorin darauf bestand, mir diese Medikamente zu verschreiben und auf die Dringlichkeit dieser Maßnahme hinwies, konnte er es nicht mehr verleugnen. Er tolerierte meine Medikamente unter der Bedingung, dass dies niemals an die Öffentlichkeit kommen würde. Er sagte, wenn jemals rauskommen würde das sein Sohn Medikamente gegen Psychische Erkrankungen nehmen musste, würde er mich eigenhändig erwürgen. ~

Ich blies den Qualm aus und betastete meinen Hals. Seine Hand war immer noch deutlich wahrnehmbar auf meiner Haus zu spüren. Als ob sie sich immer noch dort befände. Als ob sie immer noch zudrückte. 
Ein Röcheln entfuhr meiner Kehle. Dann Hustete ich. Ich suchte nach der Flasche Scotch, die ich immer in meinem Schreibtisch aufbewahrte. Für Notfälle, versteht sich. Ich schenkte mir ein Glas halb voll. Mit 2 großen Zügen leerte ich das Glas. Das brennen in meinem Hals linderte den Hust- und Würgereiz. 

Hallöchen... tut mir leid das jetzt erst ein weiteres Kapitel erscheint.... aber hatte viel Stress...und ja... aber hier habt ihr euch Kapitelchen... die anderen sind schon in Arbeit und ein paar schon fertig.... und vielen Dank für die Rückmeldungen... wäre cool wenn ihr die Geschichte weiter empfehlen würdet...

Euer Veroxx

Kleiner EngelWhere stories live. Discover now