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Ich seufze und sehe Kenny dann an. "Ich werde wieder los müssen. Aber ich freue mich, dass ich dich kennen gelernt habe!" sage ich und fange an, ein wenig kindisch zu grinsen. Das hat mir immer schon ein paar Pluspunkte eingebracht und es scheint auch diesmal zu funktionieren, denn er legt eine Hand auf meine Schulter. "Richte Levi einen schönen Gruß aus!" meint er und ich nicke grinsend, ehe ich aufstehe und meine Schorle bezahle, ehe ich mit einem breiten lächeln aus dem Gasthaus trete und Kenny noch einmal zu winke, ehe ich auf die Straße gehe und mein lächeln bis zur nächsten Straßenecke beibehalte.

Erst dann wird mein Gesicht düster und ich sehe mich kurz um, ehe ich mir durch meine Haare streiche und mich entspanne. Dann richte ich meine Kleidung und dehne mich kurz. Das lange sitzen hat nicht ganz so gut getan und es knackt hin und wieder. Ein weiteres mal sehe ich mich um, da ich das Gefühl habe, irgendwie verfolgt zu werden. Und ich traue meinem Bauchgefühl. Es hat mich noch nie belogen. Ausserdem meinte Levi ja, dass er ein kluger Bastard ist. Also würde ich es Kenny zutrauen, mich überwachen zu lassen, um sicher zu sein.

Also gehe ich gemütlich und mit einem unschuldigen Gesicht ein wenig herum und sehe mir hier und da etwas an, bevor sich die Sonne langsam verabschiedet und die letzten Strahlen die Häuser orange-farbend anstreichen. Sie leuchten richtiggehend und ich mache mich auf den Weg zu meiner Stute. Hin und wieder pfeife ich ein fröhliches Liedchen und stecke meine Hände in die Hosentaschen. Das Hemd flattert, wenn der Wind durch die Gassen pfeift und auch meine kurzen Haare verstrubbelt. Das Gefühl, dass ich verfolgt werde, lässt mich aber nicht los und ich bin mir nun sicher, dass Kenny das angeordnet hat.

Ich schlendere aus der Stadt und gehe zu meiner Stute, die mich schnaubend begrüßt. Ihr Maul ein wenig nass von dem kleinen Bächlein, dass hier vorbei fließt. Schließlich braucht sie ja nicht nur etwas zu fressen, sondern auch genügend flüssigkeit. "Hey, meine schöne!" begrüße ich sie leise und kraule sie am Kopf, ehe ich sie los binde und aufsteige. "Nichts wie ab zurück!" sage ich und wieder schnaubt sie. Schon fast von selbst dreht sie um und fängt an zu traben. Lächelnd nehme ich die Zügel und treibe sie zu einem schnellen Gallopp an. Ich will schnell wieder zurück sein. Auch, wenn Levi mich wahrscheinlich tötet.

Denn schließlich habe ich mir über seine Anweisung hinweg gesetzt und mich dann auch noch mit Kenny getroffen! Verdammt. In der hinsicht bin ich wirklich tot. Ich schlucke und treibe die Stute noch einmal an. Denn je schneller ich ankomme, desto schneller bin ich bei Levi und desto schneller habe ich den Anschiss hinter mir, den ich mit sicherheit vorher sagen kann! Alleine deswegen, weil er besorgt war. Beziehungsweise es immer noch ist. Ich hoffe, dass ich die Mission überlebe. Denn dann, habe ich ALLES überlebt! Obwohl Levi's Zorn eigentlich eine eigene Klasse an Gefahrenstufe hat.

Angekommen, bringe ich die Stute in den Stall und versorge sie richtig, ehe ich mich zum Hauptquartier wende und dort hinein gehe. Die Leute, die mir entgegen kommen, sehen mich mitleidig an und ich überlege gerade, ob ich nicht doch schnell ein Testament machen sollte. Würde sich das eigentlich lohnen? Ich meine, ich habe nichts, was ich an irgendjemanden vererben könnte! Also von dem her, würde es eigentlich nichts bringen... Während ich darüber nachdenke, fällt mein Blick auf eines der Fenster und ich bemerke überrascht, dass es schon dunkel ist! Ich runzle die Stirn. Wann ist das denn passiert? Und vorallem... So schnell!

Vor der Tür von Levi's Büro bleibe ich stehen und atme kurz durch, ehe ich kurz klopfe und dann eintrete. Ich bin verwirrt, als ich niemandem im Büro sehe und schließe die Tür hinter mir, bevor ich zum schreibtisch gehe. Mein Zettel liegt zusammengeknüllt und wieder auseinander gefaltet da. Scheiße. Wenn er den zettel schon zusammengeknüllt hat, was hat er dann mit MIR vor?! Ich schlucke und springe erschrocken einen Schritt zurück, als plötzlich die Tür zum Schlafzimmer aufgeht! Mit großen Augen sehe ich dort hin und erkenne einen etwas fertigen Levi, der mich anstarrt, als käme ich aus einer anderen Welt.

Sein Gesicht wird entschlossen und er stampft auf mich zu. Abwehrend hebe ich die Hände und gehe langsam zurück. "Ivy! Es tut mir leid, dass ich deine Anweisung missachtet habe und-" Ich stocke, als er mich einfach nur wortlos umarmt und mich an ihn drückt. Sein Gesicht liegt an meiner Halsbeuge und ich bin überrascht! Doch dann entspanne ich mich und lege meine Arme beruhigend auf seinen Rücken. Ich fange an zu lächeln und lege meinen Kopf an seinen, während wir einfach nur stumm dastehen. Der Kerl hat sich einfach nur sorgen gemacht... Mehr nicht! Erleichtert schließe ich meine Augen.

Levi seufzt nach einiger Zeit. "Mach das noch einmal und ich werde dich nach deiner Rückkehr den Titanen vorwerfen..." brummt er und ich grinse. "Wenn du schon so sauer bist, weil ich weg war... Willst du dann überhaupt wissen, WAS eigentlich passiert ist?" frage ich belustigt und sofort lehnt er sich nach hinten, während er seine Stirn runzelt. "WAS ist passiert?!" knurrt er und ich lächle unschuldig. "Also ich... ähm... Deine Verlobte hat jetzt einen Zwillingsbruder namens Makoto und ich kann Kenny jetzt duzen...?" Sein Gesichtsausdruck entgleist ihm und ich kann genau erkennen, wie er langsam aber sicher immer wütender wird.

"WAS?!" brüllt er und lässt mich los. Ich verschränke meine Arme und schließe meine Augen, bevor ich ihn dann ernst ansehe. "Ich war in einer Gaststätte, weil ich etwas trinken wollte. Dann ist Kenny aufgetaucht und ich habe mir eine Story aus den Fingern saugen müssen, für die ich zwei Sekunden Zeit hatte. Und irgendwie musste ich erklären, warum ich deiner Verlobten so ähnlich sehe und da ist mir eben nur der Zwilling eingefallen!" erkläre ich kurz und knapp und schnaube dann. "Ich wusste nicht, dass man so viel Scheiße verzapfen kann!" knurre ich und Levi versucht gerade, nicht auszuflippen.

Dann atmet er tief durch und sieht mich ernst an. "Ich werde nach der Mission mit dir darüber reden. Jetzt gehen wir schlafen!" meint er nur, dreht sich um und geht zurück in das Schlafzimmer. Seufzend gehe ich hinter ihm her und er verlässt kurz den Raum, damit ich mich umziehen kann. Nach einiger Zeit betritt er ihn wieder und runzelt die Stirn. Ich sitze auf der Matratze, die Erwin extra hier rein gebracht hat. "Was machst du da unten?" fragt er und ich sehe auf die Seite. "Ich hab zu viel Scheiße gebaut. Da ist das doch nur logisch, wenn ich jetzt abstand halte, oder?" frage ich leise und schuldbewusst.

Kurz herrscht stille, bevor er seufzt. "Komm her. Ich weiß, dass du sonst nicht so gut schläfst." erwiedert er sanft und ich sehe zu ihm hoch. "Wirklich...?" meine stimme ist hoffnungsvoll und er nickt. Grinsend stehe ich auf und springe auf den noch stehenden Levi drauf. Das Bett knarzt bedenklich, als wir beide gleichzeitig auf die Matratze fallen und der schwarzhaarige ersteinmal einen Augenblick in Schockstarre ist. Ich sehe grinsend zu ihm hinunter. "Ich hab dich flachgelegt, Ivy!" flüstere ich, bevor ich von ihm runterkrabbele und dann zur Wandseite rutsche.

Er bleibt für einen moment noch etwas liegen, bevor er sich aufrappelt und sich neben mich legt. "Du weißt schon, was 'flachlegen' bedeutet, oder?" fragt er ernst und ich sehe zu ihm hoch, nachdem ich mich an ihn gekuschelt habe. "Im eigentlichen Sinne bedeutet es, Sex gehabt zu haben. Aber im übertragenen Sinne kann man jeden flach legen, wenn man ihn unter sich leigen hat!" antworte ich und er seufzt, ehe er ein kurzes lächeln zeigt. Doch dieses verschwindet recht schnell wieder, als ich mein Gesicht an seine Brust lege. "Gute Nacht, Ivy..." murmle ich und er legt seine Arme um mich, nachdem er die Decke hoch gezogen hat. "Schlaf gut."

Ready as I'll ever beWhere stories live. Discover now