𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟜

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𝕏𝕖𝕟𝕚𝕒𝕤 .𝕆.𝕍.

Als wir an der Schule ankamen, war der sonst so belebte Schulhof ruhig und leer. Ich schaute auf mein Handy, das ich erstaunlicherweise nicht verloren hatte, sondern vor meiner Verwandlung bei Gideon in meiner Jacke gelassen hatte. Es war 8:25 Uhr. Der Unterricht hatte schon längst begonnen. Wir rannten die Treppen zu unserem Klassenzimmer hinauf. Als wir zur Tür reinkamen, schrieb Mrs Happy gerade etwas an die Tafel. Sie musterte uns von oben bis unten, Gideon mit seiner Jeans und dem weißen T Shirt und mich mit einer schwarzen Skinny Jeans und einem dunkelroten T Shirt mit Spitze. Erst war ich nicht so begeistert von dem Outfit gewesen, aber langsam gefielen  mir Lea's Sachen. Als sie mit dem Mustern fertig war, schaute sie uns missmutig an. Mit einem Blick, der bedeutete, dass wir uns setzen und mitschreiben sollten. Die ganze Klasse sah uns komisch an und erst jetzt bemerkte ich, dass Gideon meine Hand hielt. Ich ließ sie nicht los, um ihn nicht zu blamieren und so gingen wir Hand in Hand zu unseren Plätzen. Als wir dort ankamen, schaute mich Lina mit ihrem da-läuft-doch-was-Blick an. Dann fingen wir an zu schreiben. Wir waren so sehr in den Unterricht eingebunden, dass Lina und ich noch nicht einmal Zeit hatten kurz zu reden. Als es zur Pause schellte rief Mrs Happy mich und Gideon zu sich, um mit uns zu sprechen. Wahrscheinlich würde es jetzt eine gehörige Standpauke geben. Als wir zu ihr gingen, zeigte sie auf zwei Stühle, die wir uns nehmen sollten, und uns damit vor ihr Pult setzen sollten.

»Wo wart ihr gestern? Und wieso seit ihr zu spät?«, fragte sie und sah uns durchdringend an.

»Xenia ging es nicht gut und ich hab sie nach Hause gebracht, Ma'am«, antwortete Gideon.

»Wieso hat sie nicht ihre Eltern angerufen?«.

»Wollte sie ja, aber sie hat ihr Handy verloren.«, verstricke sich Gideon in Lügen.

»Aha...Und was ist dann das?«. Sie zeigte auf meine Hosentasche und ich sah wie Gideons Ausdruck von „ich bin unschuldig" zu „scheiße" wechselte. Mrs Happy sah es auch. »Ihr könnt die Pausen drinbleiben und heute nach der Schule nachsitzen. Ich weiß zwar nicht, was ihr gestern gemacht habt und warum ihr zu spät seid, aber das wird die gerinste Strafe sein.«.

»Das können sie nicht machen«, sagte Gideon empört.

»Oh doch! Mit Schülern, die mich anlügen, kann ich das sehr wohl machen.«, sagte sie.

»Ich hab Sie nicht angelogen«, sagte Gideon ruhig, doch seine Hände ballten sich langsam zu Fäusten.

»Doch und es war nicht das erste Mal. Und es wird mir eine Freude sein für euch beide für heute eine Ausgangsperre zu verhängen.«.

»Sie hat keine Schuld.«, verteidigte mich Gideon.

»Das ist mir egal, sie war dabei.«, entgegnete Mrs. Happy.

Gideon war nicht mehr ganz so ruhig, er sah eher wütend aus. Doch dann sah ich wie sich seine Adern auf seiner Hand schwarz abzeichneten und es am Hals auch langsam anfing. Ich nahm seine Hand, sprang auf und rannte mit ihm aus dem Zimmer in das nahe liegenste Klo und sperrte uns in die erstbeste Kabine.

Gideons Augen waren inzwischen gelb und er schaute auf seine Hände. »Danke.«, sagte er. »Wärst du nicht da gewesen, wer weiß, was dann passiert wäre.«.

»Bitte. Aber wir können nicht wieder zurück.«.

»Müssen wir das denn? Schlimmer kann es doch jetzt eh nicht mehr werden.«, sagte er nachdenklich. Recht hatte er. Dann zog er mich ohne eine Antwort abzuwarten aus der Kabine und dem Klo heraus. Als Mrs Happy uns sah, schrie sie laut.

Wir fingen an zu rennen. Wir rannten die Treppe hinunter auf den Schulhof bis runter in den Wald. Als wir bei einem großen Baum stehen blieben, bemerkte ich, dass wir beide kurz davor waren uns in Wölfe zu verwandeln. Mit den gelben Augen und den schwarzen Adern durften sie uns auf keinen Fall sehen. Auf einmal drehte Gideon ruckartig den Kopf als hätte er etwas gehört und jetzt hörte ich es auch. Gideon zog mich schnell hinter den Baum, sodass Mrs Happy und ihr Gefolge an uns vorbeiliefen. So nah waren Gideon und ich uns noch nie gewesen. Er stand so dicht vor mir, dass sich unsere Nasen fast berührten. Doch dann kam etwas, was ich nicht erwartet hatte. Er drückte mich an den Baum und küsste mich, erst vorsichtig und dann immer leidenschaftlicher. Er ließ seine Hand durch meine Haare gleiten und ich drückte ihn näher an mich. Irgendwann lösten wir uns voneinander und er nahm meine Hand.

Wir liefen durch den Wald bis wir ein Geräusch hörten, sodass wir beide ruckartig stehen blieben. Es war ein Geräusch als würde jemand eine Armbrust spannen.

»Keinen Schritt weiter.«, hörte ich die Stimme unseres Geschichtslehrers, Mr Shoe, aus der Richtung, wo das Armbrust-Geräusch herkam. Ich wagte es nicht mich umzudrehen und versuchte loszurennen, doch Gideon hielt mich zurück.

»Guter Junge, du weißt, was richtig ist.«, hörte ich Mr Shoe sagen. Als ich wagte mich um zu gucken, sah ich, dass wir von Mr Shoe, Mrs Happy und jemandem, den ich nicht kannte, umzingelt waren. Sie alle hatten eine gespannte Armbrust in der Hand.

»Denkst du, ich hätte deine Adern nicht gesehen, Gideon? Oder deine Reaktion, den Blick in deinen Augen, als du sie gesehen hast, Xenia?«, fragte Mrs Happy. Sie wollte noch etwas erwidern, aber dann kippte sie um. Mr Shoe und der Unbekannte schwankten ebenfalls. Ich sah Lea. Gideon und ich liefen zu ihr.

»So leicht kommt ihr uns nicht davon!«, hörte ich den Unbekannten brüllen bis er endgültig umkippte.

Den ganzen Weg zu Gideons Haus redeten wir kein Wort miteinander.

~~~

»Was habt ihr euch nur dabei gedacht?!«, fauchte Lea uns an. »Ihr hättet tot sein können! Oder sie hätten euch gefangen genommen oder was weiß ich!«.

»Wir hatten alles im Griff, du hättest uns nicht helfen brauchen«, erwiderte Gideon entschlossen. Was Lea ziemlich sauer machte. Also stritten sich die beiden darüber, wer es besser gemacht hatte...

So bemerkten sie gar nicht, dass ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer machte, mich aufs Sofa legte und einschlief.  





***


Ich rannte und rannte, ich spürte das Moos und die Wurzeln unter meinen Pfoten, die über den Waldboden trommelten. Sie hatten mich fast eingeholt und ich sah einen Pfeil in den Baum neben mir treffen. Sie schossen noch einen Pfeil, er hatte mich fast erreicht. Ich rannte nach rechts, verwandelte mich zurück und versteckte mich hinter einem Baum. Sie rannten an mir vorbei, doch ich hielt immer noch den Atem an. Ich atmete erleichert  auf,  nachdem ich ein paar Augenblicke gewartet hatte. Doch dann packte mich plötzlich jemand an der Schulter...


»Xenia, Xenia!«. Gideon rüttelte an meiner Schulter. Ich riss die Augen auf. Gideon packte meine Schultern.

»Geht's dir gut?«, fragte er. Ich nickte noch etwas benommen von meinem Albtraum. Ich schaute auf meine Hände und bemerke, dass meine Adern sich schwarz gefärbt hatten. Gideon nahm meine Hände. »Du hast geschrien.« sagte er besorgt und reichte mir eine Tasse Tee. Ich nahm sie dankend entgegen. Im Tee spiegelte sich mein Gesicht, als ich in die Tasse schaute. Ich sah, dass sich die Adern auch auf meinem Gesicht abzeichneten und meine Augen gelb geworden waren. Ich trank einen Schluck bis Gideon mir die Tasse wieder aus der Hand nahm. Als er die Tasse abgestellt hatte, umarmte er mich. Durch seine Aura und seine Arme, die er um mich geschlungen hatte, kam ich wieder etwas zur Ruhe und die Adern verschwanden langsam. Selbst meine Augen waren wieder blau. Gideon gab mir einen Kuss auf die Wange. »Ich hab mir Sorgen um dich gemacht.«, flüsterte er mir ins Ohr bevor er mich losließ. 

Ich blieb aufrecht sitzen und schaute mich um. »Wo ist Lea?«, fragte ich, doch Gideon antwortete nicht. Ich ging zu ihm in die kleine Küchennische und packte ihn hinten an der Schulter. Er zuckte zusammen und wandte den Blick vom Fenster ab.

»Was ist los?«, fragte ich.

»Nichts, alles gut.«, antwortete er. Doch das wollte ich ihm nicht wirklich glauben.

»Gideon, was ist wirklich los?«.

»Lea... Wir haben uns gestritten und jetzt ist sie weg.«.

»Wo ist sie denn hin?«.

»In den Wald. Aber ich hab Angst, dass ihr was passiert. Vielleicht laufen die Jäger noch draußen rum...«, antwortete er.

Gideon sah ziemlich besorgt aus, doch auf einmal krümmte er sich vor Schmerzen. Er sah mich mit seinen gelben Augen an. »Lea! Etwas ist passiert! Wir müssen sie finden!«, presste er unter Schmerzen hervor. Dann gaben seine Beinen unter ihm nach und ich schaffte es gerade noch ihn aufzufangen. Ich hievte ihn zur ersten Sitzmöglichkeit, die ich finden konnte. Als ich wieder in die Küche gehen wollte, um ein Glas Wasser zu holen, griff Gideon nach meiner Hand und hielt mich fest. »Bitte bleib. Ich brauche dich.«.

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Time Wolf  Wie das Blut in meine Lippen flossWhere stories live. Discover now