𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟜𝟘

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𝔾𝕣𝕒𝕪𝕤 .𝕆.𝕍.

Ich kam zögerlich zu ihr rüber, nicht ohne mich vorher bei Jordan zu bedanken.
Mir war etwas unwohl, »Alles in Ordnung?«, fragte Xenia mich besorgt.
Mein Gesicht hellte sich wieder etwas auf und ich setzte ein falsches Lächeln auf, »Klar!«.
Sie zog eine Augenbraue hoch, Sie sah nicht überzeugt aus.  »Was ist los?«, fragte sie nochmals. Ich überlegte fieberhaft was ich antworten sollte. Ich hatte mir gerade etwas zusammengelegt, als sie von Jace gerufen wurde. Sie guckte fragend zu mir.  »Ist schon okay, ich gucke es mir in der Zeit mal an und versuche es zu übersetzen. Deswegen sollte ich doch zu dir kommen oder?«, fragte ich sie und sie nickte.

Als sie weg war, schaute ich mich kurz nach den anderen um. Jace und Xenia waren an einer Wand am gucken und Jordan hielt Ausschau nach Feinden. Ich drehte mich wieder um und ließ meine Augen aufglühen. Die Höhle erstrahlte sofort in goldleuchtenden Schriften und Zeichen. Ich konzentrierte mich voll und ganz auf die Zeichen, es war wirklich eine Art Ritual. Doch jeder Schritt war anders beschrieben, manche in Latein und Englisch, doch manche auch in wilder Zeichensprache, die sich über die ganze Wand ausbreitete. Ich schaffte es den Grossteil zu übersetzen und schrieb es mir in mein Handy. Die Zeichen versuchte ich so gut es ging abzuzeichnen, auf einen kleinen Block den ich mitgenommen hatte.

»Schon was übersetzen können?«, fragte Xenia und kam wieder zu mir rüber. Ich murmelte etwas schwer verständliches und starrte weiter an die Wand. Sie starrte mich an, sobald ich es bemerkte, nahm ich meinen Augen das glühen und drehte mich zu Xenia. »Wieso starrst du mich du mich so intensiv an?«, fragte ich und grinste.
Doch sie stand wie versteinert da. »Alles in Ordnung?«, fragte ich nun etwas besorgt.
»Vertraust du mir?«, fragte sie schließlich. Ich hatte eine Ahnung worauf sie hinaus wollte.
»Ja klar!«, antwortete ich. »Wieso hast du es mir nicht erzählt?«, erwiderte sie, »Es macht doch keinen Unterschied.«, sagte ich bestimmt. Unter keinem möchte ich die Sache wieder in meinen Erinnerungen aufleben lassen. Sie sah mich erwartend an. «Ich werde es dir nicht erzählen, Xenia. Bitte versteh das.«. Sie sah verletzt aus, doch dann wandelte es sich zu Wut und sie drehte sich um und ging weg. Es versetzte mir einen Stich ins Herz. Jace sah fragend zwischen uns her und sein Blick blieb an mir hängen. Ich zuckte nur hilflos die Schultern und lief ihr nach.

Ich musste nicht lange suchen... Sie lehnte 20 Meter entfernt an einem Baum, nahe der Felswand. »Xenia-«, fing ich an, doch sie schnitt mir das Wort ab. »Lass mich in Ruhe!«, fauchte sie.

»Es gibt Teile meiner Vergangenheit die würde ich am liebsten ungeschehen machen, oder einfach vergessen. Bitte zwing mich nicht meine alten Wunden wieder aufzureißen.«, sagte ich ruhig, fast schon ein bisschen flehend.
»Klar. Ich bin ja schließlich auch nur deine Schwester.«, antwortete sie etwas beleidigt und legte besonders Betonung auf das „nur".

Ich wollte gerade etwas erwidern, als ich etwas knacken hörte. Ich wandte mich blitzschnell in die Richtung, doch es war nur Jace. »Alles in Ordnung bei euch?«, fragte er besorgt. Ich schaute ihn verzweifelt an, während Xenia »Alles bestens!«, entgegnete und zurück zur Höhle lief.
Jace sah mich fragend an und ich ließ als Antwort kurz meine Augen aufglühen, bevor ich verzweifelt an der Felswand zu Boden sank. Ich raufte mir die Haare, Gott das tat ich sonst nie! Jace setzte ein verstehendes Gesicht auf und ließ sich schräg gegenüber von mir an einem Baum runter sinken. Er wartete geduldig bis ich wieder anfing zu sprechen.

»Sie will wissen was passiert ist.«, sagte ich schließlich, »Doch ich kann einfach nicht! Ich will mich nicht dran erinnern.«, fuhr ich niedergeschlagen fort.
Ich war jetzt dabei mir sekündlich die Haare zu raufen. In Jaces Blick sah man Verständnis, was er dann auch bestätige, »Ich verstehe dich. Wie du sicher schon bemerkt hast, bist du nicht der einzige der „schuldig" ist, ich bin es auch. Ich erinnere mich auch nicht gerne zurück.«.
Ich war erleichtert, dass Jace mir gegenüber Verständnis hatte, gleichzeitig regte sich aber auch ein schlechtes Gewissen,weil ich es solange verschwiegen hatte.

Ich begann mich zu entschuldigen, »Jace ich... ich hätte es früher sagen sollen, es tut mir leid ich...-«. Jace unterbrach mich abrupt, hob den Finger und sah etwas verärgert aus, »Du musst dich für gar nichts entschuldigen, ob du es erzählst oder nicht, ist deine Sache.«, sagte er fest. »Danke.«, erwiderte ich, erleichtert, dass er nicht sauer war. Jordan stieß zu uns, »Was ist denn mit Xenia los? Außerdem müssten wir mal langsam wieder los, wenn Gideon und Xenia morgen wieder in die Schule sollen. Schlaf sollte nicht überbewertet werden.«. Jace nickte, »Ja, wir sollten uns auf den Heimweg machen, Xenia hatte etwas Stress, aber das legt sich gleich bestimmt wieder...«.
»Okay, dann lasst uns mal los, ihr habt doch das was ihr braucht oder?«, entgegnete Jordan.
Wir nickten und er bedeutete uns, ihm zurück zum Höhleneingang zu folgen.

Time Wolf  Wie das Blut in meine Lippen flossWhere stories live. Discover now