Notfall

1.1K 52 5
                                    



Jenny PoV

Als ich am Morgen aufwachte nachdem mich Manuel so taktlos aus seinem Zimmer geworfen hat, trotz oder vielleicht auch wegen unseres Kusses, saß Pat noch immer an meinem Bett. Ich erzählte ihm, was vorgefallen war und er versprach mir mit Manuel zu reden. Auch wenn ich mittlerweile denke, dass es egal ist. Ich weiß nicht, ob ich ihm das verzeihen kann.

In den Tagen danach habe ich mich versucht mit Arbeit von den Gedanken an ihn abzulenken. Ich habe meine Patienten in der Stadt besucht und ihnen zu Weihnachten kleine Geschenke gebracht. Und auch ich wurde reichlich beschenkt. Wunderschöne selbstgemachte Kleinigkeiten bis hin zu einem wertvollen neuen Sattel für Manolito von unserem Schuster. Ich freute mich natürlich darüber, aber trotzdem ist immer dieses leere Gefühl in mir, dass Manuel mir fehlt, obwohl ich immer noch ziemlich böse auf ihn bin. Am Weihnachtsabend waren Pats Eltern, Flori und ich in der Messe und haben danach wirklich herrschaftlich gespeist. Flori hat mir ein  gutes scharfes Messer geschenkt, was er von einem der Ritter getauscht hat. Das kann ich sehr gut für die Zubereitung meiner Medizin gebrauchen. Pats Eltern haben mir ein weiteres Medizinbuch geschenkt. Ich hatte wirklich Tränen in den Augen, das sie mich in allem so sehr unterstützen und mich aufgenommen haben, wie eine Tochter.

Nach den Weihnachtsfestlichkeiten geht alles seinen alltäglichen Gang. Meine Ablenkungstaktik mit meiner Arbeit klappt ganz gut. Von früh bis spät hantiere ich in meiner kleinen Apotheke und behandele die Leute, die meine Hilfe in Anspruch nehmen. Bis auf einmal Patrick aufgelöst in mein Arbeitszimmer platzt „Jenny. Manuel braucht deine Hilfe. Es geht ihm wirklich schlecht, aber er will niemanden sehen." Sofort sind alle Gefühle wieder da. Dieses Kribbeln im Bauch bei unserem Kuss, sowie meine Trauer und Wut, weil er mich so kalt abgewiesen hat. Und ich erwidere entschuldigend „Pat. Es tut mir leid. Aber ich denke, ich werde die letzte Person sein, die er sehen möchte. Nachdem wie er mich bei unserem letzten Zusammentreffen behandelt hat." Flehend sieht er mich an „Das ist nicht wahr. Er liebt dich, das weiß ich. Er hat es mir selbst gesagt." Skeptisch sehe ich ihn an „So verhält man sich nicht, wenn man verliebt ist." Pat seufzt „Er will dich nur beschützen. Du weißt genau, dass es eine ziemlich verzwickte Sache ist." Ich gebe nach, auch wenn ich immer noch nicht so ganz von Pats Worten überzeugt bin. Viel zu sehr möchte mein Herz an das Gesagte glauben und außerdem kann ich den Prinzen nicht im Stich lassen, wenn es ihm wirklich so schlecht geht. Ich packe einige meiner Sachen ein und folge dem Ritter zum Schloss.

Vor Manuels Zimmer begegnen wir einer sehr fein gekleideten Frau und einem älteren Herren, der die typische Kleidung eines Arztes trägt. Pat verbeugt sich vor der Dame und ich tue es ihm gleich. Denn vor mir steht niemand anderes als die Königin, Manuels Mutter. Sorgenvoll sagt sie an Patrick gewandt „Er hat unseren Leibarzt abgewiesen. Ich weiß mir keinen Rat mehr." Pat schiebt mich ein Stück vor sich und sagt hoffnungsvoll zu der besorgten Frau „Ich denke, Jenny kann ihm helfen. Sie ist sehr gut mit meinem Herrn befreundet und sehr gelehrt in der Anwendung von Heilkräutern." Der ältere Arzt gibt einen abwertenden Laut von sich und sagt dann spöttisch „Heilkräuter? Solche jungen Frauen wurden zu meiner Jugend noch als Hexenweiber auf dem Scheiterhaufen verbrannt." Auch die Königin mustert mich skeptisch, nickt dann aber „Sie soll es auf jeden Fall versuchen." Und übergeht damit den unverschämten Kommentar des Mannes neben ihr. Wenn ich mir nicht mittlerweile so schreckliche Sorgen um Manuel machen würde, hätte ich diesem Arzt am liebsten meine Meinung gesagt. So aber schlüpfe ich ohne ein Wort an die Umstehenden vorbei in das Zimmer des Prinzen.

Manuel liegt auf seinem Bett und ist schrecklich blass. Er scheint zu schlafen und ich beginne vorsichtig mit meiner Untersuchung. Schon bei der ersten Berührung kann ich fühlen, dass er sehr hohes Fieber hat. Sein Atem geht flach und rasselnd. Er hat ganz klar eine Lungenentzündung. Das ist wirklich sehr ernst und ich brauche unbedingt einige Kräuter aus meinem Bestand und außerdem muss ich versuchen das Fieber zu senken. Ich gehe also vor die Türe, wo der Arzt immer noch beleidigt mit der Königin diskutiert „Er braucht einen Aderlass. Es ist unumstritten, dass die Körpersäfte in Gleichklang gebracht werden müssen." Jetzt kann ich mich auch nicht mehr zurück halten „Das ist totaler Quatsch und vollkommen veraltet. Er hat eine Lungenentzündung und braucht entzündungshemmende Kräuter und Wadenwickel." Der Ältere empört sich zutiefst über meine Dreistigkeit und stapft wütend davon. An Pat gewandt, erkläre ich ihm kurz und knapp, was ich benötige und gehe dann wieder zu meinem Patienten. Ich setze mich auf das Bett und nehme seine Hand, meine andere lege ich auf seine glühende Stirn. Da öffnet Manuel kurz die Augen und als er mich erkennt lächelt er. Sofort habe ich alles vergessen, was zwischen uns vorgefallen ist und flüstere leise „Alles wird gut. Ich bleibe bei dir." Und noch leiser, fast zu mir selbst füge ich hinzu "Ich liebe dich." 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Und mal wieder zu einer sehr späten Stunde kommt hier das neue Kapitel. Ein wenig kurz, aber dafür werden die nächsten Parts wieder ziemlich spannend und voller Drama - versprochen ^^ #ganzvielliebe gefällt mir <3

Der Prinz und das Bauernmädchen | GLP | FreedomsquadWhere stories live. Discover now