trauriges Wiedersehen

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Patrick PoV

Claus und ich gönnten uns kaum eine Pause. Zweimal hatten wir unsere Pferde gegen ausgeruhte frische eingetauscht. Auch wenn ich sehr an meinem dicken Wallach hänge, Manus Leben ist mir tausendmal wichtiger im Moment. Ich erfuhr von meinem Begleiter einiges über das Herzogtum und ich kann ihn verstehen, dass er der Herzogin treu zu Diensten steht. So geht es mir ja auch mit Manu. Wir hatten nur zwei Tage gebraucht und sind jetzt kurz vor der Stadt. Eine kleine Rast wollen wir aber doch noch machen, um einigermaßen ausgeschlafen im Schloss anzukommen. Denn wer weiß, was uns dort erwartet.

Etwas abseits vom Weg suchen wir nach einem geeigneten Platz für ein Lager, als wir Stimmen hören. Wir binden unsere Pferde an einen Baum und schleichen uns vorsichtig in Richtung des anderen Lagers. Wir wollen uns vergewissern, dass es keine Wegelagerer sind, die uns im Schlaf überraschen und töten könnten. Denn auch hier unweit der Stadt wimmelt es nur vor Gesetzlosen. Meine Hand habe ich bereits am Griff meines Schwertes liegen und Claus seinen Bogen gespannt. Ein schwacher Feuerschein macht es uns leicht das Lager zu finden und wir ducken uns hinter die blattlosen Sträucher.

Am Feuer sitzen zwei Männer und vier weitere liegen in Decken gehüllt neben ihnen. Sie sehen von Weitem nicht gerade wie typische Räuber aus, aber sicher ist sicher. Wir nähern uns noch ein paar Schritte,als Claus plötzlich auf einen trockenen Ast tritt, der ein unüberhörbares Knacken ertönen lässt. Sofort sind die beiden Männer alarmiert und ziehen ihre Waffen. Einer überragt mich um mindesten einen Kopf und der andere hat ungefähr meine Statur. Als der Kleinere von ihnen laut in unsere Richtung ruft „Wer ist da? Zeigt euch!" macht mein Herz einen Freudenhüpfer. Die Stimme gehört zu Micha und schnell antworte ich ihm „Micha, Maurice... Ich bin es Pat!" Mit langen Schritten eile ich auf meine Freunde zu, die mich ebenfalls freudig begrüßen. Unsere Wiedersehensfreude hat jetzt auch die anderen geweckt und missmutig beäugen mich die beiden Ritter, die ich als Tim und Rafael erkenne. Mit einem Kopfnicken deute ich auf sie und frage Micha „Was wollen die denn hier?" Sie sind schließlich Ritter von König Bastian. Seufzend lässt Maurice sich wieder an das Feuer sinken und beginnt zu erzählen, was in den letzten Tagen vorgefallen ist.

Davon dass Manu vor der versammelten Gesellschaft verkündet hat, es würde keine Verlobung geben und daraufhin König Bastian einen Herzanfall erlitten hatte. Und dass die Prinzessin Manu die Schuld am Tod ihres Vaters gibt und ihn deswegen ebenfalls tot sehen will.

Jetzt erst fällt mein Blick auf den sechsten jungen Mann, der von unserem Gespräch nicht aufgewacht war und erschrocken bin ich sofort an seiner Seite. Mein Prinz liegt regungslos und leichenblass hier als wäre er tot. Nur schwer kann ich meine aufkommenden Tränen zurückdrängen. Der Knappe von Tim kommt zu mir und legt mir seinen Arm um die Schultern „Er hat mir mein Leben gerettet und wurde von den Rittern der Prinzessin nieder geschlagen. Er ist jetzt schon mehr als einen Tag bewusstlos." Vorsichtig streiche ich Manu eine Strähne seiner Haare aus dem blassen Gesicht und verzweifelt frage ich in die Runde „Wie groß sind die Chancen, dass er wieder aufwacht?" Bedrückende Stille um mich herum, nur das leise Schluchzen von Stegi ist zu vernehmen.

Mit meiner restlichen Kraft setze ich mich zu den anderen ans Feuer und sehe in der Runde nur betretene Gesichter. „Was habt ihr denn eigentlich vor? Ihr könnt ihn doch nicht hier in der Kälte liegen lassen?" Micha sieht mich ernst an und sagt dann „Wir haben noch keinen Plan. In die Stadt zurück können wir nicht. In die Grafschaft von Hohenau erst recht nicht, wegen dem Grafen. Außerdem ist so eine weite Reise in seinem Zustand mit Sicherheit nicht sehr empfehlenswert." Leiser fügt er hinzu „Wenn nur Jenny hier wäre... Sie wüsste was zu tun ist." Claus, der sich bisher aus unseren Gesprächen heraus gehalten hatte, sagt nun „Bis ins Herzogtum ist es auch zu weit, um ihn zu Lady Jennifer zu bringen. Und wenn ich sie her holen würde, dauert es auch mindestens vier Tage. Solange kann euer Freund nicht im Schnee liegen bleiben. Das wäre sein sicherer Tod."

„Lady Jennifer?" fragt Micha nun erstaunt. Und ich kann nur nicken. Meine Freunde wissen ja auch noch gar nicht, was in den Tagen passiert ist und dass Jenny in Wirklichkeit die Enkelin einer Herzogin ist. Da habe ich eine Idee „Ich erzähle es euch bei Gelegenheit. Jetzt lasst uns zusammen packen und zu meiner Tante aufbrechen. Sie wohnt nur zwei Stunden von hier entfernt und wird uns aufnehmen."

Begeistert von meinem Vorschlag haben die Männer das Lager in Windeseile aufgelöst und Manu vorsichtig auf eine Bahre gebettet, die von einem der Pferde gezogen wird. Ich erkläre Claus den Weg zur Hütte meiner Tante und er macht sich auf, um Jenny zu holen. Nach einiger Diskussion hatten wir uns darauf geeinigt es wenigstens zu versuchen. Denn wenn Manu jemand helfen kann, dann sie.

Seit Jahren war ich nicht mehr bei meiner Tante gewesen. Sie wohnt sehr weit außerhalb der Stadt. Sie ist die Schwester meiner Mutter und hat hier mit ihrem Mann eine kleine Farm aufgebaut. Nach seinem Tod wollte meine Mutter, dass sie zu uns zieht, aber meine Tante wollte unbedingt hier draußen bleiben. Früher war ich gerne hier und habe auf den Feldern geholfen, aber nach dem Tod meines Onkels war sie ein wenig wunderlich geworden. Jetzt ist sie aber meine einzige Hoffnung,dass Manu eine Chance zu überleben hat.

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Ich habe hier noch ein Kapitel für euch, diesmal aus der Sicht von Pat. Da Manu ja außer Gefecht ist und Jenny zu weit weg, dachte ich mir, das wäre eine gute Idee euch von den weiteren Geschehnissen zu erzählen... 

Eine Bitte habe ich an euch, wer es bisher noch nicht gemacht hat: Es würde mich freuen, wenn ihr für die Geschichte beim Nobelawards2019 abstimmen würdet <3 Das wäre wirklich toll #ganzvielliebe geht raus <3 <3 <3 Den Link poste ich euch in die Kommentare :*

Der Prinz und das Bauernmädchen | GLP | FreedomsquadWhere stories live. Discover now