Gebrochenes Herz

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Manuel PoV

Als Jenny mit ihrem Pferd durch die Stalltüre verschwunden war, war es als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen und ich sacke in mich zusammen. Schwer atmend und mit der aufsteigenden Übelkeit kämpfend hocke ich am Boden. Sofort ist Pat bei mir und nimmt mich in den Arm. Aber er muss los, er muss hinter ihr her. Er hat mir doch versprochen auf sie aufzupassen. Und als hätte er meine stumme Bitte verstanden, steht er auf und sagt traurig „Ich werde noch ein paar ihrer Sachen einpacken. Denn es wird einige Zeit dauern bis wir wieder kommen." Ich nicke nur. Zu mehr bin ich einfach nicht in der Lage. Ich bleibe einfach so zusammen gekauert hier sitzen und denke an die letzten Wochen zusammen mit Jenny zurück. Ihr Lebensmut trotz all der schrecklichen Dinge, die ihr passiert waren, war so ansteckend gewesen und jetzt kommt es mir vor, als hätte sie alle Freude und jeglichen Lebenswillen mitgenommen. Ich höre wie Pat davon reitet und kurze Zeit später betritt Pats Vater den Stall. Er setzt sich auf einen Strohballen vor mich und sagt ruhig „Ach mein Junge. Mit der Liebe ist es schon so eine Sache. Aber lass dich nicht unterkriegen und beginne für dein Glück zu kämpfen. Jenny ist es nämlich wert." Ich nicke wieder nur schwach und wische mir eine Träne aus dem Auge. Er hat recht und ich muss mich jetzt zusammenreißen. Ich werde es mit dem Grafen und mit meinem Vater aufnehmen. Für Jenny. Und für mich. Dann klopft sich der ältere Mann auf die Schenkel und sagt lauter „So, ich denke, Magret und ich werden ein paar Tage ihre Schwester besuchen. Bis sich der Trubel hier etwas gelegt hat. Nach all dem, was Patrick mir über diesen Grafen erzählt hat, kann es ja nicht schaden. Auch wenn ich gut und gerne Lust hätte diesem Stinkmorchel mal gehörig in den Allerwertesten zu treten." Unwillkürlich muss ich lächeln und lasse mich dann von Pats Vater auf die Beine und in eine Umarmung ziehen. Er klopft mir noch mal aufmunternd auf den Rücken und schlendert dann zurück in das Wohnhaus. Wie gerne hätte ich einen Vater wie ihn gehabt. Und jetzt habe ich auch noch seinen einzigen Sohn weggeschickt ohne die Aussicht, dass er jemals wieder kommen kann, wenn ich das hier nicht geregelt bekomme.

Ich verlasse den Stall durch Jennys kleine Apotheke und ich will gerade gehen, als eine alte Frau herein kommt. Sie war schon einmal hier, als ich Jenny das erste Mal besucht habe, nachdem ich erfahren hatte, dass Prinzessin Bianca ihre Meinung über die Hochzeit mit Sebastian geändert hatte. Tief verbeugt die Ältere sich vor mir „Königliche Hoheit." Leise sage ich „Jenny ist nicht hier. Es tut mir leid." Verstehend sieht sie mich mit ihren wässrigen Augen an. „Sie ist in Gefahr, das habe ich gesehen und wollte sie warnen. Aber das hast du bereits getan. Auch wenn du ihr die Wahrheit verschwiegen hast." Überrascht sehe ich sie an und sie lächelt jetzt geheimnisvoll. Dann berührt sie meine Brust, genau an der Stelle, wo der Türkis sich unter meiner Kleidung befindet „Sie hat ihn dir gegeben. Das ist gut. Er wird dich vor der Gefahr warnen und dich beschützen." Dann dreht sie sich zum Gehen und sagt noch leise beim Hinausgehen „Der junge Löwe hat seinen Käfig verlassen. Nun muss er nur noch lernen zu kämpfen." Verwirrt bleibe ich noch einen Moment stehen. Woher weiß sie das alles? Ich stehe Wahrsagerei ja eher skeptisch gegenüber, aber ihre Worte haben mich zutiefst berührt.

Ich helfe Pats Eltern noch eben mit dem Aufladen ihres Gepäcks auf den alten Holzkarren. Sie haben das brave Arbeitspferd von Jennys Bruder angespannt und Magret nimmt mich auch noch einmal fest in den Arm.Mir ist es wirklich wohler, dass sie für ein paar Tage hier verschwinden. Wer weiß, was der Graf sonst mit ihnen gemacht hätte,wenn er raus bekommt, dass sie Jenny so sehr lieben, wie eine richtige Tochter.

Auf dem Weg zurück zum Schloss kommen mir Ritter von König Bastian entgegen. Breitschultrige Kerle mit grimmigen Gesichtern. Ich stelle mich ihnen in den Weg und sage laut „Ihr könnt wieder umkehren,denn ihr werdet nicht finden wonach ihr sucht." Einer der Ritter macht einen energischen Schritt auf mich zu und pöbelt mich an „Ich weiß nicht, was es dich angeht und jetzt mach Platz, bevor ich dir den Kopf einschlage." Provozierend verschränke ich meine Arme vor meiner Brust und grinse ihn fies an „Ich glaube kaum, dass euer König so glücklich darüber wäre, wenn ihr den zukünftigen Ehemann seiner Tochter umbringt." Mit großen Augen stolpert er vor mir zurück und ich verspüre ein wenig Genugtuung, auch wenn das Wort Ehemann im Zusammenhang mit der Prinzessin wieder Übelkeit in mir auslöst. Hektisch stecken die Ritter ihre Köpfe zusammen und müssen wahrscheinlich einen Plan überlegen, wie sie dem Grafen von ihrer Schmach berichten können, ohne dass er ihnen den Kopf abreißt. Ein wenig zufriedener gehe ich durch das Tor, was das Schlossgelände von der Stadt abtrennt und da kommen auch schon Micha und Maurice auf mich zu. Mit leicht bedrückter Stimme fragt Maurice mich „Hat alles geklappt? Hat sie es dir abgenommen?" Sofort ist dieser Schmerz in meiner Brust wieder da und ich nicke nur mit hängendem Kopf. Dann nehme ich mich aber sofort zusammen und sage fest „So, ich werde jetzt endlich mit meinem Vater reden. Vielleicht sieht er es ja doch ein und lässt mich einfach gehen. Und wenn nicht, werde ich halt darum kämpfen müssen." Plötzlich gehen beide Ritter vor mir auf die Knie und Micha sagt mit seiner ruhigen tiefen Stimme „Wir werden dir folgen Herr und wenn es zum Kampf kommt, werden wir Euch mit unserem Leben beschützen." Ich kann nur ergriffen von diesem Treueschwur hauchen „Danke. Das werde ich euch nie vergessen."

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Huhu, heute geht es weiter. Das nächste Kapitel wird wahrscheinlich erst zum Wochenende kommen, weil ich noch eine Matheklausur schreibe. Es gibt noch einige kleinere Überraschungen bis es dann zum großen Finale kommt. Ob Jenny und Manu sich wiedersehen und ob alle Ritter den Kampf gut überstehen, werdet ihr bald erfahren ^^ bis dahin #ganzvielliebe

Der Prinz und das Bauernmädchen | GLP | FreedomsquadWhere stories live. Discover now