Kapitel 49

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Der Tag zieht so an mir vorbei. Ich hoffe ich konnte Tae ein wenig helfen. Er sah so verloren in seinem Zimmer aus. So einsam und verlassen, wie ich es damals war. Verloren in seinen Gefühlen. Doch ich fühle mich auch verloren. Ich stehe im Zimmer meines Mates. Ich überlege. Es wird langsam dunkel. Ich bin Müde. Meine Energie schwindet. Ich fühle mich schlapp. Ich möchte Schlafen und doch möchte ich es nicht.

Jungkook hat mich bei unseren letzten gemeinsamen Nächten nur ungern Schlafen lassen. Aus Angst ich könnte ihn in der Nacht verlassen. Ich habe Angst vor dieser Nacht. Er ist nicht da. Wie soll ich da schlafen können? Wie soll ich da ruhe finden? Ich darf nicht schlafen, weil er sonst Angst bekommt und doch ist er nicht hier. Aber gerade weil er nicht hier ist, möchte ich seinem Wunsch nicht wieder sprechen. Ich habe nicht auf ihn aufgepasst. Er hat mich gebeten ihm zu zeigen wie man stark ist. Wie man seine Ängste überwinden kann.

Ich habe es nicht getan. Ich habe es nicht geschafft seine Ängste zu vertreiben. Nun ist er nicht mehr hier. Alle fühlen sich deswegen schlecht. Jeder gibt sich selbst du Schuld. Tae, weil er ihn immer wieder provoziert hat. Namjoon, weil er ihn nicht richtig unterstützt hat. Jin, weil er ihn nicht beschützt hat. Yoongi, weil er nicht aufgepasst hat und Hoseok, weil er nicht stark genug war ihn auf zu halten. Doch der Schuldige bin ich. Ich war da. Ich war seine Schwachstelle. Er liebt mich und doch muss er mich hassen.

Er hasst es schwach zu sein und wegen mir war er verwundbar. Ich schaue auf das Bett. Hier hat er immer geschlafen, bevor ich richtig in sein Leben getreten war. Ich habe ihm den Schlaf geraubt. Ich habe ihm die Energie geraubt. Ich habe ihn verwundbar gemacht. Ich setzte mich auf den Boden und starre das Bett an. Es wird heute Leer bleiben. Jungkook ist nicht da um es zu benutzen und ich kann mich nicht in es legen, wenn ich weiß das er es auch nicht kann. Ich müsste raus gehen und ihn suchen, doch ich bin hier.

Bei ihm zuhause in seinem Zimmer. Was bin ich nur für ein Freund. Was bin ich für ein Mate. Ich verstehe nun, warum er mich zu beginn nicht wollte. Er wusste, dass das passieren würde. Er hatte es geahnt und doch hat er sich trotzdem auf mich ein gelassen. Ich ziehe meine Beine an meinen Körper und lege mein Kinn darauf. Ich vermisse dich. Du bist noch gar nicht so lange weg, doch es kommt mir so vor, als sei es eine Ewigkeit. Wann habe ich das letzte mal mit dir gesprochen? Es war erst vor ein paar Stunden. Ich habe nicht auf dich gehört und bin zu meinem Haus gefahren.

Ich habe dich alleine gelassen. Ich stehe wieder vom Boden auf und gehe zum Balkon. Ich öffne die Tür und stelle mich nach draußen. Ich schaue auf den Wald. Irgendwo da bist du. Ich weiß, dass es dir nicht gut geht. Ob du wirklich glaubst, dass ich gefangen bin? Glaubst du, dass ich nicht mehr am leben sei? Aber ich lebe! Ich bin lebendig! Ich atme! Mein Herz schlägt! Ich ziehe die Luft durch meine Nase. Ich kann dich nur riechen, weil es in deinem Zimmer nach dir riecht. Wenn ich dich wiederbekomme, bringe ich dich an einen Ort den niemand findet.

Dort werde ich all deine Wunden heilen. Ich werde dafür sorgen, dass dich niemals jemand wieder verletzten kann. Dort werden nur wir mit unserer Familie leben. Ich bleibe noch einige Minuten auf dem Balkon. Ich wünsche mir, dass du jeden Moment aus dem Gebüsch kommst und sagst, dass alles gut ist. Ich kann mir nicht helfen, aber dieser Wunsch lässt mich hier stehen bleiben. Es widerstrebt mir, mich ins innere des Hauses zu begeben. Ich könnte dich verpassen. Doch irgendwann ist es dunkel draußen und nur der fast volle Mond ist zu sehen. Morgen wird Vollmond sein.

Er hat keine besonderen Auswirkungen auf einen Werwolf, aber alle Riten, außer der Markierung finden an Vollmond statt. Viele wissen nicht warum es so ist, aber ich weiß es. In der Entstehungsgeschichte kommen Mond und Sonne immer wieder auf die Erde, doch irgendwann nicht mehr. Am Vollmond kann Mond all seine Kinder sehen. Daher wacht er auch über ihre Riten und sorgt dafür, dass sie bewirken, was sie sollen. Ich gehe nun doch wieder in das Haus. Er wird ja doch nicht kommen. Ich setze mich auf seine Couch. Hier hat er gesessen und meine Tagebucheinträge gelesen.

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