2. Laub des Waldes

49 3 0
                                    

Der Rest der Gruppe blickte sich ebenfalls um, doch von Löschi war keine Spur.

„Löschi?", rief Nornea laut, doch bis auf ein paar Vögel, die aus den Bäumen aufstiegen erhielt sie keine Reaktion. „Löschi?", rief sie wieder, noch lauter als zuvor, doch wieder blieb es still.

„Wo kann er sein?", fragte sie ängstlich. Sie machte sich schon jetzt unglaubliche Sorgen um ihn. Es war ihm nicht ähnlich, einfach so ohne ein Wort zu verschwinden. Und schon gar nicht in so einem Wald. „Beruhige dich", sagte Pan, doch auch er sah sich immer wieder um, „Vielleicht ist er einfach schon zurück gegangen?", versuchte er sie zu beschwichtigen, doch klang dabei wenig überzeugt.

„Wir müssen ihn suchen!", rief Nornea und lief eilig in Richtung der Bäume. „Löschi! Löschi! Sag doch was!"

„Nornea! Bleib hier und renne nicht blind in den Wald. Wir suchen ihn, aber machen uns dabei langsam auf den Rückweg. Es wird bald dunkel. Wir sollten zusammen bleiben". Es war Pan, der in dieser Situation den kühleren Kopf behielt, während die Anderen ebenfalls sorgenvoll hinter jedem Baum suchten, der ihnen im Weg war. Immer wieder riefen sie seinen Namen, doch bekamen keine Antwort.

„Was ist, wenn ihm etwas passiert ist?", fragte sie mit Tränen in den Augen. Pan holte zu ihr auf und nahm sie in den Arm. „Beruhige dich, ja? Wenn du jetzt in Panik verfällst, ist ihm auch nicht geholfen", meinte er.

„Weiß jemand, aus welcher Richtung wir gekommen sind? Da würde ich zuerst hingehen", schlug er weiter vor und blickte zu den Anderen. Doch die blickten genauso ratlos zurück. Pan atmete tief aus und schloss für einen Moment gequält die Augen. „Ok, konzentriert euch. Hat irgendjemand sein Handy dabei, dass wir im Internet nachsehen können?", wohl wissend, dass sie ihre Handys in solchen Probepausen im Wald nie mitnahmen.

Er erntete betretendes Kopfschütteln. „Ok, weit kann es nicht sein. Wenn wir nur lange genug in irgendeine Richtung laufen, werden wir schon wieder zu einem Weg kommen. Das ist ein deutscher Forstwald, da wird schon irgendwo ein Weg sein, an dem wir uns dann orientieren können. Und ich meine, wir sind von da gekommen. Weil der Hirsch kam da aus dem Wald", er deutete hinter sich, „dort war der Waldkauz und dort ist der Bach. Also sind wir von dort aus dem Wald gekommen", überzeugt zeigte er auf einen Punkt zwischen den Bäumen. Da keiner einen besseren Gegenvorschlag hatte, machten sie sich auf den Weg. Dabei riefen sie immer wieder Löschis Namen, doch dieser blieb wie vom Erdboden verschluckt.

Und als die Zeit weiter fortschritt, es immer dunkler wurde und sie weder einen Weg noch Löschi gefunden hatte, schwand langsam bei allen die Hoffnung. Selbst Pan, der wenigstens die meiste Zeit über noch so tat, als wüsste er, was sie taten, verlor langsam die Hoffnung. Und mit ihm gab auch die Gruppe auf. Man sah inzwischen kaum noch mehr die Hand vor Augen.

„Ich würde vorschlagen, wir übernachten hier irgendwo und warten bis es hell wird. Vielleicht laufen wir ja schon die ganze Zeit auf einem Weg und sehen es nur nicht, weil es so dunkel ist", meinte er resigniert und blieb stehen. „Hier direkt im Wald?", fragte Nornea besorgt. Sie griff fester nach Pans Hand. Die ganze Band hatte sich irgendwann alle an den Händen genommen, damit sie sich in der Dunkelheit nicht auch noch verloren. Pan lachte leise. „Es ist ein deutscher Wald, unser einziger Feind ist die Kälte", erklärte er. Trotzdem erschauerte Nornea. So sehr sie die Natur mochte, so ganz ohne Löschi und unfreiwillig im Wald verirrt, fand sie die Natur gar nicht mehr so schön, sondern würde jetzt viel lieber in ein warmes Bett fallen. „Elrond, Calia, seid ihr noch da?", fragte er dann in die Dunkelheit und bekam ein zweistimmiges Ja als Antwort. „Na dann", meinte Pan und sah sich um. Im schwachen Licht des Halbmondes erkannte man gerade noch grobe Umrisse, doch ansonsten war es absolut finster. „Hier scheint es einigermaßen eben zu sein, ich würde sagen, wir warten hier auf den Morgen", schlug er vor und erhielt ein zustimmendes Gemurmel. Zufrieden seufzend ließ er sich also auf den Boden sinken: „Wenigstens regnet es nicht".

WaldgeisterWhere stories live. Discover now