Mia & Diego

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Mia schaltete den Motor ihres Toyotas aus, behielt aber die Hände am Lenkrad und starrte zum Strand herunter. Sie war mit Diego an einen Ort gefahren, der so abgelegen war, dass sich nur selten jemand hierher verirrte. Die ganze Fahrt über hatten sie geschwiegen und das Schweigen zog sich weiter. Zumindest bis Diego tief durchatmete und sich auf dem Beifahrersitzt zu ihr drehte.

„Rede mit mir", beschwor er sie sanft und wollte eine Hand auf ihre Schulter legen, doch Mia wich ihm aus. Verletzt zog er seinen Arm zurück, war aber nicht bereit aufzugeben.

„Ich weiß nicht warum du Zack geschlagen hast, aber das ist mir auch egal." Eigentlich wollte Mia noch mehr sagen, doch ihre Stimme versagte einfach.

„Ich habe ihn geschlagen, weil ich dachte er will dich küssen", gestand Diego leise und Mias Kopf schnellte herum. Endlich sah sie ihn an und ein Lächeln breitete sich auf Diegos Gesicht aus. Egal wie verfahren die Situation war, er musste einfach lächeln. „Seit wir uns auf der Party geküsst haben gehst du mir nicht aus dem Kopf. Selbst den Schlag danach kann ich nicht vergessen." Sein Grinsen wurde schief, als Mias Augen groß wurden und als sich Tränen in ihren Augen sammelten verschwand es ganz.

„Ich kann das nicht", sagte sie leise und Tränen liefen ihr über die Wangen. Diego beugte sich erneut vor, langsam diese Mal, um sie nicht zu erschrecken, und strich sanft mit einem Daumen über ihre feuchten Wangen.

„Warum nicht? Ich bin kein übler Kerl weißt du."

„Das weiß ich", erwiderte sie und wischte sich mit zitternden Fingern die Tränen aus dem Gesicht. „Aber ich kann trotzdem nicht."

„Warum?" Diegos Miene blieb ernst, denn noch nie war ihm etwas ernster gewesen als das hier. Er konnte nicht sagen was in ihm vorging, aber er wollte unbedingt in Mias Nähe sein und er wollte sie küssen, wieder und wieder.

„Ich..." Mias Stimme zitterte und sie atmete tief durch, wollte weitersprechen, wollte Diego alles sagen, doch sie konnte nicht. „Mist", schimpfte sie leise, schnallte sich ab und flüchtete aus dem Auto. Ihre Füße trugen sie zum Rand der Düne und sie sah auf das blaue Meer unter sich. Sie strich sich aus alter Gewohnheit das Haar hinter die Ohren, doch da war nichts mehr, was hinter ihren Ohren gehalten hätte.

„Ich werde nicht weg gehen", erklang Diegos Stimme hinter ihr. Sie musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass er ruhig und stoisch hinter ihr stand und sie mit diesem intensiven Blick musterte. Obwohl ihr vermutlich viele widersprochen hätten wusste sie, dass Diego so viel sturer war als sein Bruder. Raoul explodierte und dann war es vorbei aber nicht Diego. Er blieb ruhig und wenn er sich ein Ziel gesetzt hatte verfolgte er es gnadenlos.

„Ich weiß." Mia schluckte und wischte sich noch einmal die Tränen aus den Augen. „Vor drei Jahren habe ich mich verliebt. In einen Senior. Er war so cool, beliebt bei allen und er war nett zu mir, sehr nett. Ich war verliebt, fürchterlich verliebt und habe ihm mein Herz geschenkt."

Diego wusste, dass diese Geschichte nicht gut enden würde und er konnte einfach nicht anders. Er trat näher an Mia heran und schlang seine Arme um ihre zierliche Taille. Statt zusammenzuzucken wie zuvor schmiegte sie sich an seine Brust und legte eine Hand auf seinen Unterarm. Gedankenverloren strich sie mit dem Daumen über die empfindliche Haut an der Innenseite seines Handgelenks.

„Wir kamen zusammen, nach zwei Monaten schlief er mit mir. Es war mir zu früh, aber ich hatte das Gefühl ich müsste es tun." Mia spürte wie Diego sich hinter ihr anspannte, fuhr aber fort. Jetzt wo sie angefangen hatte zu sprechen war es beinahe wie ein Zwang, sie musste weiterreden. „Danach wurde alles viel schlimmer. Er setzte mich unter Druck, nahm sich was er wollte und behandelte mich wie das letzte Stück Dreck. Er ließ mich nach seiner Pfeife tanzen und ich machte mit." Mia erinnerte sich nicht gerne an diese Zeit in ihrem Leben. Sie war so schrecklich hilflos gewesen, zu jung, um zu begreifen, dass es nichts und niemand wert war sich so behandeln zu lassen. „Ich hab mich zurück gezogen, von meinen Freunden, selbst von Katy. Sie ist beinahe durchgedreht in der Zeit. Sie wusste das etwas nicht stimmte, doch ich hab mich versteckt. Und wenn ich doch mal mit jemandem darüber reden musste, meinte ich das alles in Ordnung wäre. Denn ich dachte das war es, immerhin habe ich ihn geliebt und er mich auch."

Raoul & Katy - A never-ending storyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt