3. Kapitel

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Am Morgen wachte ich mit dem Beschluss auf, Liz' Handynummer herrauszukriegen. Falls sie überhaupt ein Handy hatte. Dabei fiel mir auf, dass ich Liz kaum kannte. Und ich sollte in sie verliebt sein? Ne. Nie im Leben. Oder? Was hatte ich mir jetzt schon wieder von Arkadi einreden lassen?! Verdammt. Sauer ging ich in die Küche und holte mein Schulbrot. "Isst du nicht mit Frühstück?", fragte meine Mutter. "Keinen Hunger.", brummte ich. Meine Mutter machte ein verwirrtes Gesicht. "Liebeskummer.", hörte ich Arkadi noch sagen, dann schlug ich die Tür hinter mir zu.

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In der Mittagspause setzte ich mich schon wie selbstverständlich auf den Platz neben Liz. Sie hob den Kopf und lächelte. Ich lächelte zurück. Plötzlich wurde ich angetippt. Arkadi. "Hey", sagte er, "ist der Platz noch frei?" Liz nickte. "Und du bist doch in sie verliebt.", flüsterte Arkadi mir zu, "ihr habt euch grade bestimmt eine Minute lang verknallt angelächelt." Ich ignorierte ihn einfach und fragte Liz, wie ihr die Suppe schmeckte. Sie antwortete mit einem angewiderten Gesicht. "Mir schmeckt's auch nicht sonderlich", schmatzte ich, "machen wir heute Nachmittag wieder was zusammen?" Liz nickte lächelnd. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Arkadi mit den Augen rollte.

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Liz' Handynummer hatte ich jetzt, ihre Adresse auch. Jetzt musste ich sie nur noch abholen. Irgendwie war ich aber definitiv aufgeregt. Immer, wenn ich schon halb zur Tür raus war, ging ich wieder rein, stellte mich vor den Spiegel und überprüfte mein Aussehen. Sneakers, Jeans, schwarzes T-Shirt, kariertes Hemd. Na also. Aber wenn es ihr doch nicht gefiel?! "Anton! Du bist schon zu spät, geh jetzt mal endlich los!", rief Arkadi aus unserem Zimmer. "Ich...", da bemerkte ich, dass ich tatsächlich schon zehn Minuten zu spät war, "ich muss wirklich mal los! Tschüss!", rief ich zurück und rannte aus unserem Haus die Straße hinunter, dann zweimal nach links und dann nach rechts, Hausnummer 4. Ich war da. Es war ein einfaches Einfamilienhaus, aber es hatte das gewisse Etwas. Ich lief die Treppen hinauf und klingelte stürmisch. Bianca öffnete die Tür. "Oh Gott, es tut mir so leid dass ich zu spät bin! Ich hab mich wirklich beeilt!", sprudelte es aus mir heraus. "Ach, das macht doch nichts. Komm rein! Liz erwartet dich schon. Die zweite Tür links.", erwiderte sie und hielt mir die Tür auf. "Danke.", sagte ich und klopfte an Liz Tür. Sie öffnete ihre Tür und umarmte mich. "Hey.", murmelte ich und umarmte sie auch. Als wäre es das Selbstverständlicheste auf der Welt, ein Mädchen zu umarmen, das man erst seit einem Tag wirklich kennt. Und weil mir nichts einfiel, ich sie aber auch nicht loslassen wollte, sagte ich nochmal "Hey" und zog sie noch enger an mich. Ich wollte Liz noch immer nicht loslassen, aber sie ließ mich jetzt los. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich auch aus unserer Umarmung zu lösen. Schade. Liz gab mir ein Zeichen, dass ich ins Zimmer kommen sollte. Ich trat ein und sah mich um. Überall an den Wänden hingen Bilder und von der Decke baumelte ein Traumfänger. Kurz: Hier hätte genau so gut eine Fee wohnen können. "Es ist traumhaft hier.", lobte ich Liz' Einrichtung. Liz lächelte verlegen. "Was wollen wir heute machen?", fragte ich. Liz ging zu ihrem Schreibtisch und holte eine kleine Tafel hervor. "Spazieren gehen?" schrieb sie darauf. "Ja, gute Idee.", erwiderte ich. Liz ging aus ihrem Zimmer in den Flur. Dort zog sie mehrmals an einer Schnur. Keine Ahnung, was sie da tat, aber ihr Mutter rief von irgendwoher "Ja, okay, viel Spaß!" "Danke!", rief ich. Liz hatte bereits ihre Jacke angezogen und ihren Fotoapparat umgehängt. Sie nahm einen Schlüssel, ihre Tafel und ging dann zur Tür. Ich folgte ihr.

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Zuerst wusste ich überhaupt nicht, wo Liz mich hinführte, aber dann erkannte ich, dass wir Richtung Armenviertel gingen. "Was willst du im Armenviertel?", fragte ich sie. Das Mädchen tat so, als würde sie ein Foto machen. "Was gibt es dort schon groß zu fotografieren?", erkundigte ich mich weiter. Liz machte einen großen Kreis mit ihren Armen. "Alles?", hakte ich nach. Sie nickte.

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Nachdem wir eimal durch das Armenviertel gegangen waren, spazierten wir in den Park und setzen uns auf eine Bank. Liz zeigte mir die Fotos, die sie gemacht hatte und ehrlich gesagt waren sie echt gelungen. "Wunderbar", sagte ich, "wunderbar." Wir schwiegen. Es war aber kein peinliches Schweigen, sondern ein... kein peinliches Schweigen eben. Nach einer Weile legte Liz ihren Kopf auf meine Schulter. Ich musste lächeln und legte meinen Arm um ihre Schultern. Jetzt lächelte sie. Wir beobachteten die kleinen Kinder, die auf der Wiese fangen spielten. Auf einmal kam eines der Kinder auf mich zu und tippte mich an. "Seid ihr verliebt?" Ich wurde rot. Warum mussten Kinder auch immer so direkt sein? "Nein.", antwortete ich verlegen. "Ihr seht aber so aus.", hakte der Junge nach. Vorsichtig löste ich mich aus unserer Umarmung. Ein paar Sekunden lang sagte niemand etwas. "Bist du verliebt?", fragte der Kleine bei Liz weiter nach. Sie sagte nichts. Wie sollte sie auch. Dem Kind wurde das zu blöd. "Warum antwortet sie mir nicht?!", fragte er mich trotzig. "Sie kann nicht.", erwiderte ich leise. "Was kann sie nicht?!", hakte der Junge nach. Ich schwieg. "Hallo?!" Das kleine Kinder so beängstigend sein konnten! "Sprechen", sagte ich leise und verlegen, "sie kann nicht sprechen." "Hä?!", sagte der Kleine.

Im selben Moment rollte Liz eine Träne über die Wange.

Because I Love You So PAUSIERTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt