Unbeherrscht

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Kapitel 39


Nicolas spürte, wie sich in seinem Kopf ein Schalter umlegte und konnte sich lediglich wenige Herzschläge lang zurückhalten, nachdem ihre Lippen auf seine getroffen waren. Genau das ist es was er die Wochen zuvor hatte vermeiden wollen und nu n geschah es doch.
Ihr süßer, femininer Duft hüllte ihn ein, zog ihn an und sorgte dafür, dass er sich einfach nicht von ihr fernhalten konnte. Er redete sich ein ihren Kuss lediglich zu dulden, aber er war es, der ihren Körper näher an seinen zog und er war es auch, der seine Zunge zwischen ihre Lippen schob und anfing hemmungslos an ihrer zu saugen. Diese Frau hatte schon vor Monaten angefangen ihn wahnsinnig zu machen. Seit er angefangen hatte sie zu beobachten und ihr zu helfen, hatte er das Gefühl gehabt etwas von seinem Verstand zu verlieren. Anders konnte er sich nicht erklären, warum er diese ganzen Risiken überhaupt einging. Er war kein Held in glänzender Rüstung, er fühlte keinerlei Beschützerinstinkt gegenüber hilflosen Frauen. Bei Violet war es von Anfang an anders gewesen. Violet roch gut, schmeckte noch sehr viel besser und immer wenn er glaubte ihr wahres Wesen ergründet zu haben, überraschte sie ihn von neuem.
Es war ihm egal, was genau sie war. Sie war besonders und hatte ihn davor bewahrt vor Langeweile zu sterben. Und nun küsste sie ihn oder besser: hatte sie den Kuss begonnen, über den er nun die Kontrolle übernahm, so wie es nun einmal sein Recht war. Sie war sein Zögling, vielleicht nicht im biologischen Sinne aber das Resultat war dasselbe: sie war ihm verpflichtet, musste tun, was er von ihr wollte und hatte nicht das recht sich zu widersetzen, wenn ihm danach war, sie auf den nächsten Tisch zu pressen und sich in ihr zu versenken.
Und es wäre so einfach. Das Kleid, das sie noch immer trug, hatte diese Bezeichnung kaum verdient und bedeckte weniger, als es zeigte. Es sollte verführen, bezirzen und dazu beitragen, das ihr genau das passierte, was er sich nur wenige Male gewagt hatte, vorzustellen.
Es war von Anfang an klar gewesen, dass es irgendwann soweit kommen würde, auch wenn Nicolas es geschafft hatte es zu verdrängen. Er verabscheute Männer, die sich aus emotionalen Gründen an Frauen hängten mehr als er die verabscheute, die lediglich den guten Sex mit einer Frau genossen und hatte sich geschworen, nie einer dieser Narren zu werden. Vor einigen Jahrhunderten, als Björn seine Absicht preisgab um Sophias Hand anzuhalten, hatte Nicolas den schweigsamen Skandinavier ausgelacht und behauptet, das ihm selbst so etwas nie passieren würde.
Und dann kam es zu dieser dummen Wette. Nicolas, damals verliebt in sein aktuellen Zeitvertreib des Malens, sollte die perfekte Frau beschreiben und in dieser Nacht entstand dieses absurde Gemälde einer Frau, die nie existiert hatte außer in seinem Kopf. Dann war er Violet begegnet: An ihre erste Begegnung konnte sie sich heute längst nicht mehr erinnern. Sie hatte unter Schock gestanden. Besudelt, mit dem Blut ihrer Mutter, hatte sie auf den Boden gesessen und gezittert.
Nicolas hatte einen durchgedrehten Vampir vermutet, vielleicht einen von Margarethas Bestien als er die Zerstörung sah, dann aber hatte er sie gesehen: Violet. Eine junge Frau, so schön wie es das Gemälde von damals nur ansatzweise hatte festhalten können. Er hatte sofort gewusst, dass sie selbst für den Tod ihrer Mutter verantwortlich gewesen war und nicht, wie ihr Vater bei den Behörden beteuerte, irgendwelche Einbrecher.Dann hatte er sie beobachtet, mit den Gedanken gespielt sie umzubringen und war dann dazu übergegangen sie zumindest am Leben zu lassen, wenn sie es selbst schaffte. Das hatte sie nicht. Es braucht Jahre bis Vampire tatsächlich verhungerten und Violet hatte sich mit rohem Fleisch einige Monate ganz gut über Wasser gehalten. Aber Tierfleisch, schon gar totes, konnte einen Vampir nicht ernähren und sie war letztendlich so schwach gewesen, dass sie nicht einmal hatte aufstehen können.
Es war eine Laue gewesen, resultierend daraus, dass es ihm Spaß gemacht hatte sie zu beobachten und die anderen Vampire von ihr fernzuhalten, damit niemand seinen kleinen Zeitvertreib störte. Er hatte sie nicht wirklich füttern wollen, hatte es aber in dieser Nacht getan. Mit seinem Blut und die Tatsache, dass sie daraufhin nach ihm roch, hatte ihm eine gewisse Genugtuung verschafft. So sehr, dass er erst versucht hatte ihr menschliches Blut zu geben, als sie bereits bei ihm gewesen war. Sie hatte es nicht vertragen, ihr Körper hat sich aktiv dagegen gewehrt und langsam hatten sich die Puzzleteile in seinem Kopf zusammen gesetzt. Eine verfluchte Königin.
Eine Königin, die sich nun an ihn drückte und hungrig seinen Kuss entgegennahm, während er sie gegen die nächste Wand presste und seine Hände schamlos um ihren Hintern legte um sie nach oben zu drücken. Violet stöhnte in seinen Mund und schlang ihre langen Beine um seine Hüfte, während ihre Mitte genau gegen seine Erektion drückte.
Sie war von Anfang an eine Versuchung gewesen und er hatte sich immer geschworen, dass er sie beseitigen würde, sobald er diesen Abstand nicht mehr wahren konnte und dennoch war er hier. Presste sie an sich, saugte an ihrer Unterlippe und schob dieses Kleid nach oben um endlich ihre nackte Haut spüren zu können.
Er war grob bei seinen Berührungen. Als seine Finger ihren Oberschenkel umfassten, wusste er, dass sie davon blaue Flecken davontragen würde. Aber das kleine Biest beschwerte sich nicht einmal darüber, sie schob lediglich ihre Fing in seine Haare und umklammerte seine Hüfte fester. Dieses kleine Miststück. Er hasste sie dafür, er hasste sie, weil sie diese Wirkung auf ihn hatte, weil sie ihm zu einem Sklaven seiner Lüste machte und er wollte sie dafür bestraften, also packte er ihr Haar, zog sie von seinen Lippen weg und riss ihren Kopf zur Seite, damit er seine Reißzähne in ihr versenken konnte.
Seine Fänge waren länger als ihre und richteten nicht nur mehr Schaden an, wenn sie durch ihre Haut stießen, sie fügten auch mehr Schmerzen zu. Aber anstatt entsetzt, wütend oder auch ängstlich zu sein stöhnte Violet auf, als er begann von ihr zu trinken und sein Schwanz noch um einiges härter wurde.
Alles in seinen Kopf wurde vernebelt, das Wissen darum, dass sie eigentlich verschwinden sollten, ging ebenso unter wie das wissen, dass er sie verdammt nochmal nicht ficken sollte. Das einzige was er wollte war zu trinken. Er war Jahrtausende alt und all dieser Zeit war er noch nie der Blutgier erlegen, doch ihr Blut war anders. Wenn jemand je Zweifel daran gehabt hatte, dass sie eine Königin war, ein Fabelwesen, dessen reine Existenz er immer bezweifelt hatte, würde dieser Geschmack sie vom Gegenteil überzeugen.
So etwas hatte er noch nie geschmeckt. Das war kein normales Blut, das war Ambrosia, die Speise der Götter und er hatte einen lebenden Körper in seinen Armen, der damit angefüllt war. Am liebsten hätte er damit nie wieder aufgehört, doch während die Gier drohte seinen Verstand komplett zu übernehmen, hörte er Violets Stimme in seinen Kopf
>>Es tut weh. Warum tut es so weh?<< wimmerte es in ihm und riss ihn wieder in die Klarheit zurück. In die Realität, in der Violets Hände längst nicht mehr in seinem Haar waren, in der ihr Stöhnen aufgehört und sie kein Ton von sich gab außer ein fiependes Gurgeln, mit dem sie versuchte, Luft zu holen. Durch einer vollkommen zerfetzte Kehle.Nicolas zwang sich dazu den Kopf zu heben und sah die klaffende Wunde vor sich, die eher so aussah als wäre sie von einem Tier angefallen worden, anstatt von einem Vampir. Vampire hinterließen nie nur kleine saubere Wunden, wie es in den Filmen gezeigt wurde, weil sie ihre Beute mit allen Zähnen festhielten, war immer ein vollständiger Zahnabdruck zu sehen, der von vier tieferen Wunden dominiert wurde. Zwei auf der Unterseite des Halses , wegen den Fängen im Unterkiefer und zwei sehr tiefe in der Oberen Hälfte. Diese Einstiche waren tatsächlich zum Trinken da. Violets Haut aber war komplett zerstört, ihr Fleisch zerfetzt und das Blut war ihren kompletten Oberkörper herabgelaufen und hatte auch seine Sachen vollständig durchnässt. Und überall roch es nach ihr. Ihrem Blut, dass heftiger auf ihn wirkte als Res verdammter Rauch. Sein Schwanz war noch immer hart, wollte in sie hineinstoßen, während er weiter von ihr trank, aber in Violets grauen Augen spiegelte sich keine Lust, nicht mal Wut, sondern: Verständnis.
>>Er tötet mich.<< hallte ein Gedanke weiter durch ihn hindurch, nur diesmal leiser.
>>Es ist schön, dass er es ist<< zogen sich die letzten Worte durch ihren Kopf und Nicolas konnte auch noch das letzte bisschen seiner Gier abwerfen. Nein. Nein. Er hatte nicht vor sie zu töten und es war auch nicht schön, dass er es war! Dieses dumme Mädchen, konnte doch nicht damit einverstanden sein, dass...
>>Ich liebe dich.<< 


Beta: Geany

Violet (Bd 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt