1 - Glück, Sicherheit und Liebe

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Die Vögel zwitschern fröhlich, die Sonne scheint mir ins Gesicht und der Geruch von frisch gebackenem Brot liegt in der Luft. Der Bäcker ist mal wieder motiviert. An sich hört es sich an, wie ein traumhafter Tag, wäre da nicht eine kleine, störende Sache. „Wann reist ihr ab?", flüstere ich um die angenehme Atmosphäre nicht zu zerstören. Kaspian drückt mich gegen seine Brust und streicht mir liebevoll durch die Haare.

„In genau einer Woche. Bei Anbruch der Dunkelheit wirst du mein Bett leer vorfinden.", murmelt er niedergeschlagen und haucht einen Kuss auf meinen Scheitel. Wir liegen auf einem Hügel, gegen den Apfelbaum gelehnt, unter dem wir uns damals kennen lernten. Ich in seinen Armen. Vor uns erstreckt sich der grasgrüne Teppich Mutter Naturs und wenige Meter neben uns steht die Mühle und die Bäckerei eines guten Freundes. Feines Mehl wirbelt durch die Luft.

„Kannst du mir versprechen wiederzukommen?", frage ich gerade heraus. Schon als kleiner Junge hatte er den Traum in der Armee des Königs zu kämpfen und nun liege ich in den Armen eines wahrhaftigen Ritters. „Liebling, ich werde immer zu dir zurück kommen, egal was für scheußlichen Kreaturen und niederträchtigen Menschen ich begegne.", verspricht er mir und streicht mir beruhigend über den Rücken.

„Irgendwann werden wir gehen, richtig? Wir werden dieses Königreich verlassen, unsere Pflichten ablegen und uns ein sorgenfreies Leben aufbauen. Habe ich Recht?", werfe ich hoffnungsvoll ein, wodurch er in seinen Bewegungen inne hält. „Das Märchenland ist ein grauenvoller und gefährlicher Ort, mein Liebling. Alle Königreiche sind gleich verächtlich.", haucht er. Ängstlich zupfe ich an seinem Ärmel.

„In Neverland herrscht ein furchtbarer Tyrann. Er tötet alle Mädchen und hält die Jungen als Sklaven, bis sie ihm zu alt werden. Im Wunderland fließt das Blut die Wege entlang und färbt sie weinrot. Eine Mauer aus abgetrennten Köpfen ummantelt das Schloss der roten Königin. In Oz wird jede Ecke von einer toten Fee verziert und die Hexen und Zauberer unterdrücken die restlichen Bürger." Ich persönlich habe das Königreich noch nie verlassen. Aus gutem Grund.

„Erzähl weiter.", bitte ich und kralle mich in Kaspians Hemd. Der Gedanke, dass er diese Orte schon öfters bereist hat bereitet mir Bauchschmerzen. „In Narnia herrscht ein fürchterlicher Krieg. Ganz Arendelle ist eingefroren und wird von einem Schneemonster heimgesucht. In Agrabah herrscht eine starke Hungersnot, seitdem der Sultan von einem Dieb und seinem Dschinn ermordet wurde."

Verstehe, das ist genug. Ich brauche nicht noch mehr zu wissen. „Warum können wir nicht einfach in Frieden leben? Warum ist uns kein Glück vergönnt?", flüstere ich und kneife die Augen zusammen. Das Leben ist unfair, betrügerisch und herzlos. „Mein Leben wird womöglich in einer Schlacht sein Ende finden. Dein Schicksal ist noch nicht verloren, mein Engel.", spricht er im ruhigen Ton.

Fassungslos sehe ich ihn an. Was redet er da? „Sieh dir Cinderella an. Sie war auch ein einfaches Mädchen, bis sie einen Prinzen geheiratet hat.", wirft er ein, weshalb ich bitter auflache. „Ich könnte und dürfte niemals einen Prinzen heiraten. Was würde das Volk denken? Zwei Männer, die sich vermählen.", erwidere ich. Man würde uns nicht verstehen. Zwar führe ich bisher ebenfalls eine Liebschaft mit einem Mann, aber es interessiert nun mal niemanden. 

„Und Robin Hood? Er war ein Dieb und heiratete eine Adlige. Zumindest würdest du so ein Leben in Sicherheit führen, irgenwie könntest du schon glückli-", redet er weiter, sodass ich ihn unterbrechen muss. „Kaspian, du weißt genau, ich möchte weder Prinz, noch Prinzessin. Du bist der Einzige, den ich heiraten wollen würde.", flüstere ich und verbinde unsere Lippen sanft miteinander. 

„Sometimes we only see how people are diffrent from us. But if you look hard enough, you can see how much we're all alike." - Jasmine

Once upon the time... [BoyXboy]Where stories live. Discover now