5 - Morgen ist es soweit

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Blinzelnd schlage ich meine Augen auf und sehe in Kaspians. Sie sind so atemberaubend dunkel, wie die Nacht und leuchten dennoch heller als jeder Stern. Als wäre er ein Pirat, der einen Goldschatz vor sich liegen hat. Er legt seine Lippen zärtlich auf meine, doch löst diese im nächsten Wimpernschlag bereits wieder.

„Wusstest du bereits, dass du mit Abstand die schönste Stimme hast, welche ich jemals gehört habe?", haucht er und drückt mir einen weiteren Kuss auf. „Du möchtest immer das Beste für jeden." Ein weiterer Kuss. „Du bist eine unfassbar herzliche Person." Ein etwas längerer Kuss. „Und du bist wunderschön.", schmunzelt er.

 „Du bist umwerfend.", fasst er zusammen und schließt die Lücke zwischen uns zum letzten Mal. Dieser Kuss ist intensiver, gefühlvollen als die anderen zuvor. Sofort erwidere ich. Seine Hand fährt durch meine Haare. Er meinte vorhin noch, dass er meine Haare liebt. Er sagte mich schon oft, dass er meine Lippen liebt. Erst heute morgen lachte er und gestand, dass er es liebt, dass ich kleiner bin als er.

Nach einer gefühlten Ewigkeit trennen wir uns wieder voneinander, sein schneller Atem streift meine Lippen und meiner wohl seine. In seinen Augen liegt so viel Liebe, dass ich glatt erschaudere. Nur ungern unterbreche ich diesen Moment, doch dieser Satz schnürt mir die Lunge zu.

„Morgen ist es soweit.", hauche ich und drücke mein Gesicht gegen seine Brust. „Dann musst du wieder gehen.", ergänze ich und atme zittrig aus. „Ein Ritter in silberner Rüstung und mit pechschwarzer Seele.", spöttet eine verzerrte Stimme neben uns, wodurch ich aufschrecke. Die Gedatllt zupft seinen schwarzen Mantel zurecht.

„Wer seid Ihr?", fragt Kaspian skeptisch. Der Fremde legt den Kopf etwas schief. Seine pechschwarzen Augen strahlen puren Hass aus. „Erinnerst du dich nicht an mich, Ritter? Du hast mir alles genommen, was ich geliebt habe.", zischt er und hält eine hölzerne Maske vor sein Gesicht, welche mit unzähligen Kratzern übersät ist.

Kaspians Augen weiten sich, er scheint den Fremden zu kennen. „Liebling, lauf. Dieser Mann ist ein Narzisst und Mörder.", flüstert er mir zu, schiebt mich sanft von sich und stellt sich, ebenso wie ich, auf. Was macht er hier? In diesem Königreich herrscht Frieden. Zumindest erweckt es den Anschein. Was die wahren Pläne des Königs sind hinterfrage ich von Tag zu Tag.

„Keine Sorge, ich werde ihm nichts tun. Mein kleines Herz schlägt nur noch für Vergeltung. Ich werde dir alles nehmen, was du liebst und dich in die schrecklichste aller Welten verbannen.", haucht der Fremde grinsend und plötzlich ertönt ein metallenes Klirren. Entgeistert blinzle ich, während der Körper vor mir wie in Zeitlupe auf den Boden sackt.

Der emotionslose Blick des Fremden trifft meinen, ehe er sein blutiges Schwert zu Boden fallen lässt und sich in Rauch auflöst. Ein Zauberer... „Kaspian?", flüstere ich mit zitternder Stimme und starre auf das rot befleckte Hemd, ehe ich schluchzend auf die Knie falle und in Tränen ausbreche. „Kaspian, wach auf!", flehe ich und rüttle an seinem Körper.

Er rührt sich einfach nicht. „Bitte, sag doch etwas!", schreie ich verzweifelt aus, zerre an seinem Hemd und knöpfe es auf. Der Schnitt ist tief, er verliert viel Blut. Schluchzend legt ich meinen Kopf auf seine Brust, doch höre nichts. Kein Herzschlag, nicht ein einziges Lebenszeichen. „Du wolltest doch immer zu mir zurück kommen!" 

„You said you would always be there for me, but you're not." - Simba

Once upon the time... [BoyXboy]Where stories live. Discover now