Prolog

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Der Gemeinschaftsraum der Slytherins war um diese späte Zeit wie immer schon sehr leer, nur die älteren Schüler saßen noch vereinzelt über ihren Hausaufgaben und brüteten mit müden Augen über vielen Büchern. Pansy fragte sich, ob sie in ihrem siebten Schuljahr auch so viel würde lernen müssen. Ihr fünftes Jahr hatte gerade begonnen, am Ende warteten die ersten großen Prüfungen, und obwohl sie merkte, dass die Lehrer plötzlich strenger waren als zuvor, verspürte sie kein großes Interesse daran, sich für die Schule anzustrengen. Ihr Stundenplan war zu voll, als dass sie darüber hinaus noch hätte Zeit mit Hausaufgaben verbringen wollen. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie nur das nötigste und einfachste belegt, aber nachdem sie mitbekommen hatte, dass Draco statt Wahrsagen oder Pflege magischer Geschöpfe lieber Alte Runen und Arithmantik fortführte, hatte sie auch diese beiden Fächer genommen. Sie verstand von beidem gar nichts und da sie auf ihr Lieblingsfach Wahrsagen nicht verzichten wollte, hatte sie nun zu allem Überfluss auch noch einen sehr vollen Stundenplan. Ihre wenige Freizeit wollte sie da nicht auch noch für die Schuke opfern.

"Du bist auch noch wach?", riss da die Stimme von eben jenem Mitschüler sie aus ihren Gedanken. Träge schaute Pansy zu Draco hoch - und erstarrte. Da war er wieder, dieser Blick. Dieses Aussehen: Das weiße Hemd ohne Pullunder getragen, die ersten Knöpfe offen, unten nur nachlässig in die schwarze Hose gesteckt, die sehr tief saß, eine Hand in der Hosentasche vergraben, die andere locker auf die Lehne ihres Sessels gelegt. Dazu die halblangen blonden Haare, die nicht wie früher streng nach hinten gekämmt waren, sondern gewollt cool in sein Gesicht fielen. Und eben dieser Blick, als könne er ihr bis auf den Grund der Seele sehen, sie ausziehen, und trotzdem vollkommen unberührt dabei bleiben. Sie hasste es, wenn er sie so ansah.

"Ja, offensichtlich", gab sie betont kühl zurück, doch wie immer ließ sich dieser spezielle junge Mann davon nicht abschrecken. Im Gegenteil, er fühlte sich offensichtlich eingeladen, auf der Armlehne Platz zu nehmen und seine freie Hand auf ihren Oberschenkel gleiten zu lassen.

"Und ganz alleine? Soll ich dir nicht lieber ein wenig Gesellschaft leisten?"

"Nein, danke!", erwiderte sie fest, doch sie spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen schoss. Sie hasste es, wenn er sie so intim berührte, ihr so nahe kam, dass sie seinen Atem auf ihrem Hals spüren und die Wärme seines Körpers überall fühlen konnte. Sie konnte ein leises Lachen hören, während er sich noch tiefer zu ihr runter beugte, um seinen Mund an ihr Ohr zu führen: "Wir könnten auch zu zweit wohin verschwinden", schnurrte er mit tiefer Stimme, "du weißt genau, dass ich dich will. Und ich weiß, dass du mich willst. Komm, nimm meine Hand und folge mir."

Pansy musste tief Luft holen, ehe sie die Kraft fand, den Sessel zu verlassen und in Richtung der Tür zum Mädchenschlafsaal zu gehen: "Wie oft willst du es noch versuchen, Draco? Ich geh nicht mit dir ins Bett, egal, wie oft du es versuchst."

"Achja", seufzte dieser, während er mit gespielter Verletztheit den Kopf hängen ließ und beide Hände an seine Brust führte, "ich habe vergessen - ich bin dein bester Freund und deswegen kein geeigneter Sexualpartner. Friendzoned nennt man das heutzutage. Du glaubst nicht, wie mir das weh tut, Pansy. Hier, das trifft mich mitten ins Herz!"

Nun musste Pansy doch grinsen: "Du bist unverbesserlich, mein Guter. Aber soweit ich weiß, ist Tracey auch noch wach. Soll ich sie zu dir schicken?"

Draco erwiderte das Grinsen: "Du bist ein Schatz. Es gibt niemanden, der meine Bedürfnisse so gut versteht wie du. Ja, nach Tracey steht mir jetzt wirklich der Sinn. Ich warte hier."

Langsam machte sich Pansy den Weg hinunter zu dem Mädchenschlafsaal, den sie zusammen mit Tracey, Daphne und Millicent bewohnte. Wie sie vermutet hatte, waren die drei Mädchen alle noch wach - und Tracey war mehr als begeistert davon zu hören, dass Draco einsam im Gemeinschaftsraum ausgerechnet auf sie wartete. Ohne weitere Umstände sprang sie auf, warf einen prüfenden Blick in den nächst besten Spiegel, um dann zu ihm zu eilen.

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