06. Schock
Harry
Das war mal ein riesiger Schock gewesen.
Gott. Ein Kind.
Ich hatte nichts gegen Kinder oder junge Eltern aber das man mit Achtzehn wirklich gewollt Mutter wurde war doch eher selten.
Wenn sie das alleine durchzog hatte ich echt Respekt vor ihr. Einfach war ihr Leben sicher nicht. Was man da alles für Verpflichtungen hatte und eine große Verantwortung tragen musste.
Ich mochte Mona wirklich. Und eigentlich wollte ich das mit ihr nicht begraben. Doch ich war mir nicht zu hundert Prozent, ob ich bereit war für ein Kind.
Klar, war es nicht mein eigenes Kind aber ich fand, dass wenn man sich auf so etwas einließ man auch eine gewisse Verantwortung für das Kind seines Partners übernahm.
Und ich wusste nicht, ob ich eben bereit dafür war. Zumal ich Mona selbst noch gar nicht so gut kannte. Das spielte für mich auch eine Rolle.
Anderseits konnte ich Mona nicht dafür verurteilen, dass sie mir quasi ihr Kind verschwiegen hatte. Denn ich tat dasselbe mit meiner Gehörlosigkeit.
Für mich würde es eine Herausforderung sein mit einem Kind zu leben und es vielleicht auch zu lieben, obwohl es biologisch gesehen nicht meins war.
Für Mona hingegen würde es sicher schwierig werden, damit umzugehen, dass ich gehörlos war. Ein Leben mit mir war nicht simpel.
Das bestätigte sich als ich ausversehen Louis' Gesicht mit meinem Ellbogen traf, da ich nicht hören konnte, dass er mein Zimmer betreten hatte.
„Entschuldige, das war keine Absicht. Ich habe dich nicht kommen hören", schmunzelte ich, was Louis einen schmerzhaften Lacher entlockte. „Geht's?" „Jaja. Du hast mich schon schlimmer getroffen", lachte er leicht auf.
Während ich mit dem Bauch auf meinem Bett liegen blieb setzte Louis sich gegenüber auf den Schreibtischstuhl.
In Gebärdensprache und mit Hilfe seines Smartphones vermittelte er mir, dass seine Stimme heiser war und er nicht so viel reden durfte.
Mit meinen Händen gab ich ihm eine knappe Antwort, wofür ich jedoch meinen Oberkörper aufrichten musste. Verwirrt schaute er abwechselnd von mir auf sein Smartphone, um zu verstehen was ich ihm antwortete.
Schließlich deutete er mir, dass ich ihm die Antwort mit Worten geben sollte. Manchmal viel es mir schwer zu reden, da ich mich nicht mehr an meiner eigenen Stimme orientieren konnte.
Ich spürte nur die Bewegungen meiner Lippen und die Luft zwischen ihnen herauskam. Ich wusste nicht einmal, ob es immer Sinn ergab was ich sagte und ob ich zu leise oder zu laut sprach.
Meine Mutter hatte mich nämlich öfters darauf hingewiesen, dass ich etwas zu laut redete. Mein behandelnder Arzt meinte, dass ich automatisch lauter redete, weil ich mein eigenes Echo nicht mehr hörte. Dadurch fehlte mir die Möglichkeit die Lautstärke in meiner Stimme zu regulieren.
Einmal war ich am Flughafen und dieses Scannergerät hatte gepiepst. Blöd nur das ich kein französisch konnte und so auch nicht wirklich verstand, was der Zollbeamte mir sagen wollte.
Irgendwann war ich so genervt und wütend, weil wir bereits ausgerufen wurden, dass ich den französischen Zollbeamten vielleicht etwas zu laut angemault hatte. Ende der Geschichte war, dass ich ein Bußgeld wegen Beamtenbeleidigung bezahlen musste. Doch ich selbst hatte meinen lauten Ton so nicht wahrgenommen.
„Ich habe durch Zufall erfahren, dass meine Traumfrau ein Kind hat", antwortete ich auf Louis' Handbewegungen. „Nein, sie weiß nichts von meiner Gehörlosigkeit", atmete ich genervt aus und ließ mich nach hinten fallen, „Und ich habe keine Ahnung, was ich jetzt machen soll."
Eine Zeit lang herrschte Stille. Gut, für mich war das Leben sowieso eine reine Stille.
Plötzlich wurde mir eine blaue Karteikarte hingehalten. Darauf stand mit einem Füller geschrieben, dass es Essen gab.
„Willst du mitessen?", fragte ich Louis als ich Paul vor mir aus dem Zimmer schob. Mein Freund nickte bloß zustimmend, wonach wir zu dritt ins Esszimmer liefen, wo meine Mutter bereits wartete.
„Ist es okay, wenn Louis zum Essen bleibt?", hakte ich vorsichtshalber nach, wobei meine Mutter ebenfalls nur nickte. Ich sah aus dem Augenwinkel wie Louis noch etwas zu meiner Mutter sagte, worum ich mich jedoch nicht groß scherte.
„Wie geht es denn deiner Mutter?", las ich von den Lippen meiner Mutter ab, die gegenüber von mir saß. Ich wusste bereits die Antwort auf die Frage, da Louis es mir schon erzählt hatte.
Es fiel ihm schwer darüber zu reden, was ich auch nachvollziehen konnte. Louis und ich waren schon seit dem Kindergarten beste Freunde und demnach verstanden wir uns auch gut mit dem Rest der jeweiligen Familie.
„Ich muss los", tippte Louis mir auf die Schulter nachdem er auf sein Smartphone geschaut hatte, „Zuhause ist wieder Schwesternstress und der Streitschlichter muss her." „Kein Problem. Wir sehen uns", verabschiedete ich mich von ihm.
„Übrigens kommt Gemma morgen zu Besuch", wechselte meine Mutter das Thema als Louis weg war. „Allein?" „Nein. Jack und Timmy kommen mit." „Sehr gut", sprach ich unbemerkt meine Gedanken aus. „Was?" „Nichts."
Wenn ich mich nicht komplett irrte war Timmy ungefähr im selben Alter wie Mona's Tochter. Das war eine gute Übung, um zu sehen wie ich mit einem Kind klarkam.
Denn ich wollte Mona nicht tatenlos gehen lassen.
Wie findet ihr das Kapitel?🌵
Wie wird Harry sich
letzlich entscheiden?Was haltet ihr bisher von der
Geschichte allgemein?- sari🌸
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Happily ↬ h.s
Fanfiction» Ich bin glücklich, wenn ich bei dir bin. « Es braucht nur einen schicksalhaften Moment, damit sich das Leben um 360 Grad dreht. Auch Harry erlebt diesen schicksalhaften Moment, in Folge dessen er gehörlos wird. Harry glaubt nicht mehr daran eine...