08. Wein erschafft Poeten
Mona
Vergeblich versuchte ich Aria zu beruhigen nachdem ich ihr erzählt hatte, dass die Katze meiner Oma, die sie so sehr geliebt hatte, gestorben war.
„Ach, Schatz. Ebby geht es im Himmel bestimmt besser", strich ich mit einer Hand über ihren Rücken während sie sich mit dem Taschentuch die Tränen wegwischte. „Woher willst du das wissen?!" „Naja, im Himmel hat sie keine Schmerzen. Ein Leben mit Schmerzen ist ja nicht mehr viel wert", stotterte ich vor mich hin. „Manchmal redest du zu viel", rutschte sie von der Couch runter und verschwand in ihr Zimmer. Seufzend lief ich zur Wohnungstür und erwartete eigentlich den Paketboten.
„Harry. Du wirst noch zu meinem Stammgast", lachte ich leicht auf als ich Harry im Türrahmen erblickte. Doch er hatte die gleichen traurigen Gesichtszüge wie Aria. „Die Mutter meines besten Freundes ist gestorben", schluckte Harry schwer während sein Blick langsam zu meinen Augen wanderte. „Das tut mir leid. Aber solltest du dann nicht eher bei deinem Freund sein?!"
„Er will allein sein. ber ich nicht. Meine Mutter arbeitet und meine Schwester findet bei sowas nie die richtigen Worte", erwiderte er zögernd. „Ich wusste nicht, wen ich sonst nerven soll", schob er schnell hinterher. „Quatsch. Du nervst mich nicht. Komme rein", schüttelte ich mit dem Kopf und ging einen Schritt zur Seite, sodass Harry die Wohnung betreten konnte.
Trotz dieser traurigen Umstände freute ich mich, dass Harry hier war. Ich hatte wirklich Panik gehabt, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte.
„Kann ich dir was zu trinken anbieten?", hakte ich nach als Harry sich auf die Couch setzte. „Hast du Alkohol da?", sprach er monoton, woraufhin ich eine Weinflasche und zwei Gläser aus der Küche ins Wohnzimmer brachte.
„Willst du drüber reden? Mir wird nachgesagt, dass ich gut zuhören kann", lächelte ich ihn zart an als ich mich seitlich neben ihn setzte, sodass ich ihm in die Augen schauen konnte.
„Der junge Mann aus dem Park. Das ist mein Freund Louis. Seine Mutter ist an einer aggressiven und unheilbaren Form von Leukämie gestorben. Als ich ein Kind war, war ich oft bei Louis' Familie, weil meine Eltern viel arbeiten mussten. Johanna hat immer gesagt, dass ich für sie wie ein achtes Kind war. Meiner Mutter geht es andersrum mit Louis genauso. Nur das er bei uns erst das vierte Kind wäre", erzählte er und unterdrückte seine Tränen.
„Hört sich nach einer schönen Freundschaft an." „Ja, ich bin froh, dass ich Louis und meine anderen zwei Freunde habe. Sie haben mir durch meine wohl schwerste Zeit hinweg geholfen."
Während ich noch am ersten Glas war schüttete Harry sich bereits das Dritte ein, wodurch die Flasche schon fast leer war.
„Darf man fragen, was diese Zeit so schwer gemacht hat?", fragte ich vorsichtig nach, weshalb Harry einen Moment überlegte. „Ein Unfall. Nein, eigentlich war es kein Unfall. Ich bezeichne es nur immer so, damit ich mich irgendwie scheinheilig besser fühle. Ohne die Jungs hätte ich nicht gekämpft, um dort im Leben zu stehen, wo ich jetzt bin. Ich war ein gutmütiger Mensch, der nur helfen wollte. Doch am Ende bin ich selbst zum Opfer geworden. Weißt du, was ich daraus gelernt habe?", nippte er an seinem Weinglas, weshalb ich ihn abwartend ansah.
„Das man jede Person sehr gut auswählen muss, die man in sein Leben lässt. Ansonsten erwartet dich irgendwann eine böse Überraschung, deren Folgen sich wie eine Brandmarke in deinen Körper einbrennen."
Wie recht Harry damit doch hatte.
Diese Zeilen beschrieben perfekt meine vorherige Beziehung. Aus dem Grund war ich auch so nervös, wenn Harry in meiner Nähe war. Ich hatte angst, dass ich mich vielleicht doch in ihm täuschte.
„Bist du nur so poetisch, wenn du Wein intus hast?" „Ich bin Künstler, Mona. Wir sind sowas wie Poeten. Nur das wir unsere Gefühle und Gedanken nicht in Texten sondern Bildern ausdrücken", prustete Harry amüsiert, was wohl eher am Alkohol lag.
Aus seinem Rucksack, der auf dem Boden lag kramte er sein Tablet und übergab es mir. Seine Zeichnungen waren wirklich gut.
„So schlecht?", kommentierte Harry meinen starren Blick auf das Portrait von mir, das er gezeichnet hatte. „Nein. Ich finde es unglaublich schön. Ich hatte nur nicht gedacht, dass ich jemals von irgendwem gezeichnet werde", beruhigte ich ihn sofort. „Du und dein hübsches Gesicht haben mir übrigens eine Eins für meine Semesterarbeit beschert", grinste er mich verschmitzt an. „Ich würde ja sagen, dass wir darauf anstoßen aber du hast den Wein aufgetrunken", wedelte ich mit der leeren Flasche in der Luft rum.
„Das können wir ja immer noch bei einem zweiten Date machen, oder?" „Ja, warum nicht?!", stimmte ich leicht lachend zu. „Danke." „Wofür?" „Das du mir Gesellschaft geleistet hast." „Und das du mir deinen Wein überlassen hast", schob er peinlich berührt hinterher. „Sehr gerne."
„Du hast da was", sagte er mit konzentriertem Blick zu mir. Im nächsten Moment spürte ich wie Harry mit seinem Daumen sanft über meine linke Wange strich während sein Gesicht meinem immer näher kam.
Eigentlich wollte er etwas sagen aber entschied sich dann doch dagegen. Stattdessen berührten sich Millisekunden später unsere Lippen.
Es fühlte sich an als ob die Welt um uns herum stehen geblieben wäre. Meinen Blick konnte ich danach nicht von seinen schönen grünen Augen abwenden.
Mit dem Zeigefinger schnipste Harry die schwarze Wimper von seinem Daumen und blickte dann wieder zu mir.
„Hast du dir was gewünscht?", wanderten seine Augenbrauen nach oben, wobei ich zustimmend nickte. „Was hast du dir denn gewünscht?"
„Verrat ich dir nicht", biss ich mir auf die Unterlippe, um ein Grinsen zu unterdrücken, wonach Harry anfing mich zu kitzeln.
Wie findet ihr das Kapitel?🌵
Was könnte damals mit
Harry passiert sein?Und was könnte Mona sich
gewünschte haben?- sari🌸
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Happily ↬ h.s
Fanfiction» Ich bin glücklich, wenn ich bei dir bin. « Es braucht nur einen schicksalhaften Moment, damit sich das Leben um 360 Grad dreht. Auch Harry erlebt diesen schicksalhaften Moment, in Folge dessen er gehörlos wird. Harry glaubt nicht mehr daran eine...