Kapitel 39

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Flamur hat mich in ein wundervolles kleines Café ausgeführt, in dem so eine schöne Atmosphäre herrschte.

Wir haben wirklich außergewöhnliche Sachen zum Frühstück gegessen, die ich so noch nie gesehen habe. Naja, eigentlich haben wir gebruncht.

Nach dem Essen sind wir gemeinsam durch die Freiburger Innenstadt gelaufen und haben in paar Läden gestöbert.

Ich habe Flamur einen ganzen Haufen an Klamotten ausgesucht, die perfekt an seinem knackigen Körper sitzen und der werte Herr hat auch überhaupt nicht gemeckert, als ich ihn durch alle möglichen Läden gezogen habe.

Momentan ist es schon später Nachmittag. Gemeinsam mit einem Dutzend an Tüten auf der Rückbank, sind auf dem Weg zu der Halle, wo in knapp vierundzwanzig Stunden das Konzert stattfinden wird.

„In zweihundertfünfzig Metern - rechts abbiegen. Ihr Ziel befindet sich auf der rechten Seite."

Flamur setzt seinen Blinker und wenige Sekunden später stehen wir schon vor dem Komplex und das Auto kommt zum Stehen.

Wir steigen aus und laufen Hand in Hand auf das Gebäude zu. Außen sind noch viele Mitarbeiter am Vorbereiten. Einige unter ihnen sind auch Tontechniker oder Bühnenbildner aus unserer Firma.

Sie nicken uns mit einem freundlichen Lächeln zu, als sie uns begegnen, was wir genauso erfreut erwidern.

Flamur's Gesicht strahlt. Er ist mehr als nur stolz, dass er ein Teil dieses Geschehens sein kann.

Mit einem großen Lächeln auf den Lippen läuft er gemeinsam mit mir durch verschiedene Gänge, in denen Menschen total hektisch hin und her laufen und die letzten Vorbereitungen treffen.

Ich schaue mich während des Gehens um und erkenne anhand der Poster an den Wänden, dass hier schon viele Größen gespielt haben.

Meine Augen erfassen ein Bild von Granit. Das Bild, mit dem er für die Tour wirbt. Fast Life. Warum sie wohl so heißt?

Ich gebe zu, ich kenne jedes einzelnes seiner Lieder - doch wer weiß schon wirklich, ob das, was in seinen Texten verschrieben wurde auch tatsächlich der Wahrheit entspricht?

Hat er all diese Dinge, über die er singt und rappt tatsächlich erlebt? Ich weiß es nicht.

Jeder Rapper möchte natürlich den Anschein machen, dass er von der Straße kommt und bereits die schlimmsten Dinge erlebt hat, damit die Fans noch mehr mit ihm sympathisieren.

Doch trifft das auch auf Granit zu? Wieder eine Frage, auf die ich keine Antwort weiß. Ich weiß gar nichts über ihn. Ich kannte nur den kleinen, unscheinbaren Granit, mit dem ich einen Teil meiner Kindheit geteilt habe. Doch mehr weiß ich über den Mann auch nicht.

„Renn' der Mark hinterher. Währenddessen die andern Urlaub machten am Meer. Aber uns war das egal. Heute hör'n sie unsre Mucke international. 24/7 unterwegs, Ghetto-Stars.
Es hat kein'n interessiert, wo wir sind, wer wir war'n. KMN-Gang bis zum Tod. Ja, wir hatten recht, heut weiß jeder, wer wir sind."

Gedämpfte Musik ertönt hinter einer großen Metalltür, auf die wir zu laufen. Flamur drückt sie mit Leichtigkeit auf und kurze Zeit später stehen wir in Mitten eines großen Raumes.

Ich schrecke auf, als ich wieder diese Musik zu hören bekomme. Mir ist bewusst, dass das seine Lieder sind. Doch vielleicht ist es nur ein Playback, um den Ablauf der Show grob darzustellen.

Flamur und ich blicken uns in der Halle um und drehen uns zu der Bühne, der wir eben noch unseren Rücken zugewendet haben.

Mein Atem stockt, als ich ihn dort oben auf der Bühne am Singen sehe. Er hält das Mikrofon in der Hand und die andere Hand an das Ohr, wo er sich wieder irgendwas in die Ohrmuschel steckt.

Jeten e la per tyWhere stories live. Discover now